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Suezkanal Grosscontainerschiff blockiert Transitverkehr 2021
Suezkanal 29. März 2020: Grosscontainerschiff schwimmt wieder 2021
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Suezkanal (Ägypten)
März 2021: Grosscontainerschiff blockiert Transitverkehr

Am 23. März 2021 ist das 224'000 Tonnen schwere und 400 m lange Grosscontainerschiff «MS EVER GIVEN» der Reederei Evergreen im Suezkanal bei der Kanalmarke 151 km auf Grund gelaufen. Extra grosse "Mega"-Containerschiffe heissen englisch Ultra Large Container Ships (ULCS).

Der Kapitän gab an, dass er auf der Fahrt nach Norden während eines Sandsturms bei sehr starken Seitenwinden die Kontrolle über das Containerschiff verloren habe. Der Schiffsrumpf rammte sich ins rechte, östlich gelegene Kanalufer. Das Schiffsende berührte das westliche Kanalbord. Das quergestellte Grosscontainerschiff hat den Transitverkehr im Suezkanal tagelang vollständig zum Erliegen gebracht. Durch die Blockade liegen nach einer Schätzung von "Lloyd's List Intelligence" rund 10 Milliarden U.S.-Dollar Geschäftsvolumen pro Tag brach.

Mit vorerst 8 und später 10 starken Schlepperbooten versuchte die Kanalverwaltung, das blockierte Schiff in die Fahrrinne zu schieben. Vergeblich

Im Bittersee versammelten sich zahlreiche Schiffe im Warteraum. Am 24. März 2021 warteten 13 Handelsschiffe bei Port Said auf die Weiterfahrt nach Süden. Am 27. März 2021 warteten 300-400 Schiffe an beiden Kanalenden auf die Weiterfahrt.

Die Planung und Ausführung der Bergungs- bzw. die Wiederflottmachungsarbeiten im Zusammenhang mit der EVER GIVEN ist für die Bergungsunternehmen eine grosse Herausforderung. Mit der Bergung des Mega-Containerschiffs betritt die niederländische Bergungsfirma Neuland. Die Unternehmen werden versuchen, während der Gezeitenhochwassers das Schiff mit vielen, sehr starken Schleppern aus der misslichen Lage zu befreien. Sollten diese Versuche scheitern, bliebe als letzte Option das Entladen von ca. 600 Containern.

Das Unglücksfall der EVER GIVEN wird zu einem kostspieligen Versicherungsereignis. Neben den Bergungs- und Schiffsbeseitigungskosten müssen auch Schäden am geborgenen Schiff, an der Kanalinfrastruktur und allfällige andere Schadensersatzansprüche wegen Lieferausfällen und verdorbenen Waren usw. von den betroffenen Versicherungen begutachtet und beurteilt.

Ungefähr 10-12% des Welthandels werden über den Suezkanal abgewickelt. Etwa 50 Schiffe passieren täglich den Kanal. Beinahe 19'000 Schiffe (ca. 51,5 Schiffe pro Tag) haben 2020 nach Angaben der Kanalbehörde den Kanal benützt und für die Passage eine sehr hohe Transitgebühr bezahlt.

Zwischen 2010 und 2019 wurden 75 Zwischenfälle im Suezkanal registriert. Bei 28 Ereignisse waren Containerschiffe beteiligt. Die Hälfte der Fälle betrafen Kollisionen, Schiffsberührungen und Aufgrundlaufen.

Vorfälle wie jene mit der EVER GIVEN haben immer Auswirkungen auf die Handelsketten. Unterbrüche in den Transportketten bewirken immer hohe Kosten. Die Schiffsroute durch den Suezkanal ist eine sehr wichtige Versorgungsroute für Erdöl und verflüssigte Erdgasprodukte aus dem Nahen Osten nach Europa. Wichtige Güter der Technologiebranchen und der Automobilindustrie werden aus dem Fernen Osten durch den Kanal nach Europa geliefert.

Der Unterbruch der Lieferketten kommt zu einem äusserst ungünstigen Zeitpunkt. Auf dem Weltmarkt bestehen gegenwärtig nach einem Wetterereignis in den U.S.A. erhöhte Nachfragen nach Kunstoffen und nach einem Brand in Japan nach Computer-Chips. Die Handelsschiff stauen sich nicht nur an den beiden Enden des Suezkanals sondern auch vor den Häfen von Kalifornien im Westen der U.S.A. und an der Küste von China.

Im weltweiten Handel auf den Weltmeeren stehen zurzeit eine unzureichende Anzahl von Transportbehältern (Containern) zur Verfügung.

Auch Corona-Pandemie beeinträchtigte 2020 und 2021 die Abwicklung des Warenverkehrs auf den Weltmeeren. Mehr als 1 Millionen Menschen arbeiten und leben auf den Schiffen, welche auf den Weltmeeren fahren. Die Schiffsleute gelten als potenzielle Virusträger und sind in den Häfen nicht gerne gesehen. In vielen Häfen dürfen sie ihre Schiffe nicht verlassen. Der Kontakt mit den Matrosen unterliegt strengen Verhaltensregeln. Der notwendigen Begegnungen zwischen Vertretern der Hafen- bzw. Kanalverwaltungen und den Schiffbesatzungen wie zum Beispiel im Lotsendienst folgen strengen Vorgaben.

Der Suezkanal ist auch Teilstück der maritimen «neuen Seidenstrasse» (chinesische Belt and Road Initiative), mit welcher die Volksrepublik China weltweit ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss ausbauen will.

Schiffe, welche dem Umweg über das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze von Afrika wagen, nehmen eine um 10-15 Tage längere Fahrzeit, einen um rund 5'000 Seemeilen (ca. 9'000 km) längeren Fahrweg und damit u.a. höhere Treibstoffkosten in Kauf.

Nicht alle Schiffe können teilweise aus unterschiedliche Gründe einen Umweg über die Kaproute n riskieren. Vor allem kleinere Schiffe meiden die oft rauhe See in der Kapregion. Die Treibstoffkapazität dieser Schiffe ist ausserdem häufig für einen so langen Fahrweg unzureichend.

Mit der zunehmende Anzahl von Grosscontainerschiffen auf den Weltmeeren steigt auch das Sicherheitsrisiko bei Schiffskollisionen und Fahrfehlern währendHafenein- bzw. Hafenausfahrten und auf Wasserstrassen. Containerschiffe der Megamax-24-Klasse wie «HMM ALGECIRAS» können 24'000 Standardcontainer zuladen. Fachleute aus der Bergungsbranche warnen seit einiger Zeit vor Ereignissen, welche wirtschaftlich und logistisch kaum mehr effizient zu bewältigen sind. Die Bewältigung von Unfällen von Mega-Schiffen wird immer komplexer und teurer. Der Unfall der «MS EVER GIVEN» im März 2021 wird möglicherweise die Schiffseigner von Kreuzfahrtschiffen und Grosscontainerschiffen veranlassen, ihre Wachstumstrategie zu überdenken.

Quelle: Suez Canal Authority SCA, und Allianz Versicherung, 25. März 2021
Text: RAOnline

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29. März 2020: Grosscontainerschiff «EVER GIVEN» schwimmt wieder

Die taiwanesische Reederei «EVERGREEN LINE» des unter der Flagge Panamas fahrenden Containerriesen «EVER GIVEN» gab bekannt, dass das Containerschiff am 29. März 2021 um 15:04 Uhr Ortszeit wieder Wasser unter dem Kiel fand und ab diesem Zeitpunkt frei an der Wasseroberfläche schwamm.

Bevor der Bug mit Unterstützung eines vom Vollmond verstärkten Gezeitenhochwassers von fast einem Dutzend Schleppbooten aus der Uferzone gezogen werden konnte, haben Schwimmbagger rund 20'000 Tonnen Sand und Schlick unter dem Bug wegbefördert. Vor der letzten Befreiungsaktion war die «EVER GIVEN» bereits zu 80% in die richtige Fahrrichtung gedreht worden. Die Kanalbehörde SCA rechneten um 11:30 Uhrmit einem zusätzlichen Tidenhub von 2 m. Am 29. März 2021 um 15:04 Uhr wurde das das Containerschiff endgültig aus seiner misslichen Lage befreit.

Das Ruder und der Antriebsschraube der «EVER GIVEN» waren voll funktionsfähig. Mit zusätzlicher Hilfe von Schleppern bewegte sich das Schiff von der Unglücksstelle weg, damit der normale Transitbetrieb im Suezkanal wieder aufgenommen werden kann.

Die «EVER GIVEN» fuhr in den Bittersee, wo das Schiff einer detaillierten Inspektion unterzogen wird. Die Inspektion wird zeigen, ob das Containerschiff seinen ordentlichen Fahrbetrieb wieder aufnehmen kann. Zu diesem Zeitpunkt muss die Betreibergesellschaft auch entscheiden, wie sie mit den in den rund 18'000 Containern verstauten Waren umgehen bzw. wie sie die Güter weiter befördern will.

Die «EVER GIVEN» ist ein Containerschiff der 20'000 TEU-Klasse, welches gegenwärtig von der «Evergreen Marine Corporation» mit einer zeitlich befristeten Chartervereinbarung im Leasingbetrieb auf der Route von Fernost nach Europa betrieben wird. Die Eigentümerin der «EVER GIVEN» ist die Leasingfirma Shoei Kisen Kaisha aus Japan.

Quelle: EVERGREEN LINE und Suez Canal Authority SCA, 29. März 2021
Text: RAOnline

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7./8. Juli 2021: Vertragsunterzeichnung ermöglicht Weiterfahrt

Am 7. Juli 2021 haben die japanische Eigentümerin der «EVER GIVEN» und die ägyptischen Kanalbehörden des Suezkanals einen Vertrag unterzeichnet, in welchem die finanziellen Forderungen der Behörde im Zusammenhang mit der Bergung des Schiffes vertraglich geregelt wurden. Über die Höhe des Abgeltungen für die entstanden Bergungskosten wurde Stillschweigen vereinbart.

Das Grosscontainerschiff «EVER GIVEN» setzte am 8. Juli 2021 seine durch das Unglück unterbrochene Fahrt in Richtung Rotterdam fort.

Text: RAOnline

Das Schwesterschiff der «EVER GIVEN» ist die «EVER GLORY»

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