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Mehr Konflikte durch klimabedingte Katastrophen in gefährdeten Ländern

Nach einer klimabedingten Katastrophe steigt das Risiko für einen bewaffneten Konflikt - aber nur in speziell gefährdeten Ländern. Dies haben Forscher rund um Tobias Ide von der Universität Melbourne jetzt ermittelt. Zu den Katastrophen gehören Stürme, Überschwemmungen und Dürren, deren Häufigkeit und Intensität aufgrund des Klimawandels in Zukunft zunehmen könnte. Ide und Co-Autor Michael Brzsoka führten Teile ihrer Forschung am Exzellenzcluster CliSAP der Universität Hamburg und am CEN durch.

"Buschfeuer in Australien werden keinen Bürgerkrieg auslösen, da der Staat demokratisch organisiert ist und in der Lage, Hilfe zu leisten", sagte Tobias Ide. "Wenn es aber zu Dürrephasen in Nigeria oder Stürmen in Pakistan kommt, wo es eine grosse marginalisierte Bevölkerung und wenig staatliche Präsenz gibt, könnte sich das Bild durchaus ändern."

Wird eine sich erwärmende Welt mehr bewaffnete Konflikte hervorbringen?

Die Studie wurde jetzt im Fachjournal Global Environmental Change veröffentlicht und liefert eine wichtige Grundlage für politische Gremien wie den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN). Dieser soll für Millionen von Menschen, die schon heute unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, die Risiken abmildern und in Anpassungsmassnahmen investieren.

"Die Frage 'Wird eine sich erwärmende Welt auch eine Welt mit mehr gewalttätigen und bewaffneten Konflikten sein?' ist für politische Entscheidungsträger und Zivilgesellschaften auf der ganzen Welt sehr real", sagte Dr. Ide. "Der Klimawandel verschärft angespannte soziale und politische Situationen noch weiter, so dass Katastrophen aufgrund des Klimawandels wie ein 'Bedrohungsmultiplikator' für gewaltsame Konflikte wirken können."

"Nur Länder mit einer grossen Bevölkerung und einem relativ niedrigen wirtschaftlichen Entwicklungsstand, in denen ethnische Gruppen politisch ausgegrenzt werden, sind anfällig für diesen Zusammenhang zwischen Katastrophe und Konflikt. Massnahmen, die Gesellschaften integrativer und wohlhabender machen, sind daher immer eine Möglichkeit, die Sicherheit in einer sich erwärmenden Welt zu erhöhen."

Wie die Folgen des Klimawandels auf bewaffnete Konflikte wirken wurde bisher kontrovers diskutiert. Dr. Ide und seine Kollegen zeigen jetzt in ihrer Studie, dass klimabedingte Katastrophen die Risiken bewaffneter Konflikte erhöhen. "Fast einem Drittel aller Konflikte in den letzten zehn Jahren in gefährdeten Ländern ist innerhalb von sieben Tagen vor Ausbruch des Konflikts eine klimabedingte Katastrophe vorausgegangen", sagt Co-Autor Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics. "Dies bedeutet jedoch nicht, dass Katastrophen Konflikte verursachen, sondern vielmehr, dass das Auftreten von Katastrophen das Risiko eines Ausbruchs erhöht."

Tobias Ide ergänzt: "Wenn wir uns ansehen, was in Mali geschah, als im Juni 2009 eine schwere Dürre herrschte, stellen wir fest, dass die militante Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) die aus der Dürre resultierende Schwäche des Staates und die Verzweiflung der Bevölkerung vor Ort ausnutzte, um Kämpfer zu rekrutieren und ihr Einsatzgebiet zu erweitern. Die Philippinen waren ein weiteres Land, in dem wiederkehrende Katastrophen die Regierungsstrukturen in umkämpften Regionen schwächten und damit einen Raum für Rebellengruppen öffneten."

In den meisten Fällen war die günstige Gelegenheit ausschlaggebend für den Ausbruch von bewaffneter Gewalt. Die Gewalt ging dabei in der Regel nicht von der geschädigten Bevölkerung aus. Vielmehr nutzten Rebellen die vorübergehende Schwäche des Staates nach einer Katastrophe aus, um anzugreifen. Co-Autor Michael Brzoska, Professor an der Universität Hamburg, sagt: "Das für mich überraschendste Ergebnis unserer Studie war, dass bewaffnete Konflikte weniger häufig durch Groll über die Auswirkungen der Katastrophen als durch die Gelegenheiten zur Gewaltausübung angefacht wurden."

In der Studie wurden verschiedene Forschungsmethoden erstmals kombiniert. "Zum ersten Mal haben wir statistische Analysen auf globaler Ebene mit Fallstudienbewertungen zusammengeführt, die es uns ermöglichen, die Robustheit unserer Ergebnisse zu beurteilen und die individuellen Umstände jedes einzelnen Falles zu vergleichen", sagte Co-Autor Jonathan Donges vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Fachartikel:
Ide T, Brzoska M, Donges J F, Schleussner C-F (2020): Multi-method evidence for when and how climate-related disasters contribute to armed conflict risk, Global Environmental Change

Quelle: Text Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) , 2. April 2020

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