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Coronavirus Erkältungsviren haben ihren Ursprung in Kamelen 2016
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Erkältungsviren haben ihren Ursprung in Kamelen - genau wie MERS

Vier menschliche Coronaviren sind auf der ganzen Welt verbreitet und neben den bekannteren Rhinoviren verantwortlich für Erkältungen. Meist verlaufen diese Infektionen für den Menschen harmlos. Für eines der vier menschlichen Erkältungs-Coronaviren «HCoV-229E» haben Virologen aus Bern und Bonn nun den Ursprung gefunden - es stammt ebenso aus Kamelen wie das gefürchtete MERS-Virus.

Das 2012 erstmals beim Menschen nachgewiesene Middle East Respiratory Syndrome (MERS)-Virus ist ein Coronavirus, das schwere Atemwegsinfektionen hervorrufen kann, mit oft tödlichem Verlauf. Fest steht seit einiger Zeit, dass das MERS-Coronavirus seinen tierischen Ursprung in Dromedaren hat.

Ein Team von Virologen um Prof. Volker Thiel vom Institut für Virologie und Immunologie (IVI) des Bundes und der Universität Bern sowie Prof. Christian Drosten vom Universitätsklinikum Bonn haben nun im Rahmen von Untersuchungen zu MERS rund 1'000 Kamele auf Coronaviren untersucht. Bei knapp sechs Prozent entdeckten die Forschenden erstaunlicherweise auch Erreger, die mit dem menschlichen Erkältungsvirus «HCoV-229E» verwandt sind.

Weitere molekulargenetische Vergleichsuntersuchungen zwischen Erkältungsviren in Fledermäusen, Menschen und Dromedaren legen den Schluss nahe, dass der Erkältungs-Erreger tatsächlich von Kamelen auf den Menschen übertragen wurde.

Evolution der Erkältungsviren könnte Szenario für MERS-Entwicklung liefern

Die Forschenden isolierten lebende Kamel-Erkältungsviren und fanden heraus, dass diese prinzipiell auch in menschliche Zellen eindringen können - über dieselben Rezeptoren wie das Erkältungsvirus «HCoV-229E». Allerdings gelingt es dem menschlichen Immunsystem, die Kamel-Viren genauso abzuwehren wie menschliche Erkältungsviren auch. Tests mit humanem Serum und den tierischen Erkältungsviren haben darüber hinaus ergeben, dass von ihnen keine unmittelbare Epidemie-Gefahr mehr für den Menschen ausgeht, denn die menschliche Bevölkerung ist durch die weite Verbreitung des Erkältungsvirus HCoV-229E weitgehend immun.

Also Entwarnung auch für MERS-Viren? «Das MERS-Virus ist ein rätselhafter Erreger: Immer wieder gibt es kleinere Ausbrüche, die lokal - zum Beispiel auf eine Klinik - begrenzt sind. Das Virus ist glücklicherweise noch nicht gut genug an den Menschen angepasst, so dass es sich bisher nicht weltweit verbreiten kann», sagt Christian Drosten. Die nun vorliegenden Untersuchungen zu Vorläuferviren des menschlichen HCoV-229E-Virus im Kamel ergeben ein Bild, das der derzeitigen Situation bei MERS ähnelt. Auch diese Vorläuferviren sind nicht optimal auf den Menschen angepasst.

Bedenklich ist laut den Forschenden, dass die weltweite Verbreitung von HCoV-229E durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung erfolgt ist, mit grosser Wahrscheinlichkeit im Rahmen einer vergangenen Pandemie. Die Bonner und Berner Virologen werden in zukünftigen Studien nun die Hürden, die ein Virus beim Übertritt vom Tier auf den Menschen überwinden muss, näher untersuchen. Diese Hürden hat das Vorläufervirus des heutigen Schnupfenvirus «HCoV-229E» vor mehreren hundert Jahren genommen und hat sich dann an den Menschen angepasst. «Es wird wichtig sein zu verstehen, ob das MERS-Coronavirus denselben Weg gehen kann», sagt Volker Thiel.


Angaben zur Publikation:

V M Corman, I Eckerle, Z A Memish, A M Liljander, R Dijkman, H Jonsdottir, K J Z Juma Ngeiywa, E Kamau, M Younan, M Al Masri, A Assiri, I Gluecks, B E Musa, B Meyer, M A Müller, M Hilali, S Bornstein, U Wernery, V Thiel, J Jores, J F Drexler, and C Drosten: Link of a ubiquitous human coronavirus to dromedary camels, PNAS, 16. August 2016, doi: 10.1073/pnas.1604472113

Quelle: Text Deutsches Zentrum für Infektionsforschung DZIF, August 2016
sowie Institut für Virologie und Immunologie, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und Vetsuisse Fakultät, Universität Bern
Coronaviren

Coronaviren führen zu einem breiten Spektrum von Krankheiten. Die einzelnen Vertreter der Coronaviren unterscheiden sich in ihren Auswirkungen beträchtlich. Diese Auswirkungen reichen von leichten Erkältungssymptomen bis zu schweren Lungenkrankheiten, welche mit einer hohen Todesrate verbunden sind.

Die Todesrate von MERS lag nach Angaben des Europäischen Zentrums für Seuchenprävention- und -kontrolle (European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC)) bis im November 2014 bei rund 40%.

Die respiratorischen Coronaviren lösen Lungenkrankheiten aus und beeinträchtigen die Funktion der Lungen und die Atemwege.

Gegenwärtig sind nicht alle Übertragungswege auf den Menschen bekannt. Trotz intensiven Forschungsarbeiten stehen weder ein Impfstoff noch angepasste Behandlungsmethoden zur Verfügung. Die Entwicklung eines modernen Impfstoffs dauert in der Regel 10 bis 20 Jahre.

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