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Fremdsprachenprojekt «Passepartout»
Besuch in einer Testklasse Französisch in Dornach (SO)

Seit August 2009 erproben 35 dritte Primarklassen in den Kantonen Freiburg, Solothurn und Wallis den neuen Französischunterricht nach Passepartout. Heute lud Passepartout die Medien nach Dornach ein, um eine Testklasse beim Französischlernen zu besuchen.

«Passepartout ist ein gelungenes Beispiel für Harmonisierung im Schweizerischen Bildungswesen», sagte der Berner Regierungsrat Bernhard Pulver, Präsident der Steuergruppe des Projekts. Denn es ist den sechs Kantonen an der französischen Sprachgrenze (BL, BS, BE, FR, SO, VS) gelungen, den Französischunterricht ab der 3. Klasse und den Englischunterricht ab der 5. Klasse gemeinsam zu planen, einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen sowie Didaktik, Lehrplan und Lehrmittel für beide Sprachen gemeinsam zu erarbeiten. Damit erfüllen die sechs Kantone bereits heute die Voraussetzungen des HarmoS-Konkordats im Bereich des Sprachenunterrichts.

Der Solothurner Regierungsrat Klaus Fischer erläuterte die Bedeutung der Testklassen für das Projekt: «Sie sind eine Nagelprobe für das gesamte Projekt.» Zudem wird zum ersten Mal ein neues Lehrmittel während der Entwicklung bereits erprobt, so dass Rückmeldungen in die endgültige Version einfliessen können. Getestet wird das Lehrmittel «Mille feuilles» in 35 Klassen in Freiburg, Solothurn und Wallis. Das erste Erprobungsjahr wurde vom «Institut de recherche et de documentation pédagogique (irdp)» evaluiert.

Die Ergebnisse der Evaluation sind grundsätzlich positiv. In einigen Bereichen stellt der Bericht Handlungsbedarf fest. So ist zum Beispiel die minimale ICT-Ausstattung für eine Klasse, die mit «Mille feuilles» arbeitet, zu klären. Ferner muss die Beurteilung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler noch abschliessend geklärt und geregelt werden. Inzwischen geht die Erprobung weiter: Die heutigen 4. Klassen werden bis zur 9. Klasse weiter mit «Mille feuilles» arbeiten, ihre Lehrpersonen werden weiterhin begleitet.

Im Anschluss an die Einführung durch die beiden Regierungsräte fand ein Besuch in drei verschiedenen Klassen der Primarschule Dornach statt. Im Klassenzimmer wurde deutlich, was die Grundsätze des Sprachenlernens im Projekt Passepartout bedeuten:

Die Kinder arbeiten mit authentischen französischen Sachtexten. Sie erwerben sich die Französischkenntnisse also anhand von Themen, die sie interessieren, und mit Texten, die sie sich erschliessen müssen. Darin ähnelt der Erwerb des Französischen dem Erwerb der Erstsprache, die sich Kleinkinder auch mit der Zeit anhand von Wiederholung, Mimik und Gestik aneignen. Auch der Computer wird gezielt eingesetzt. Die Kinder sind konzentriert bei der Sache und lassen sich für die Sprache und für die behandelten Themen begeistern. Die Lehrpersonen sind nach anfänglicher Skepsis heute sehr zufrieden mit Lehrplan und Lehrmittel, die genau aufeinander abgestimmt sind. «Es braucht am Anfang viel Zeit, aber ich möchte nicht mehr auf Mille feuilles verzichten», sagte eine Lehrerin.

Quelle: Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Oktober 2010

Besuch in einer Testklasse Französisch in Dornach (SO) - Zusammenfassung der Referate
Einleitendes Referat vonRegierungsrat Bernhard Pulver, Erziehungsdirektordes Kantons Bern

Die Primarschule Dornach seit August 2009 zusammen mit weiteren Schulen in Solothurn, Freiburg und Wallis an der Erprobung des neuen Französischlehrmittels Mille feuilles beteiligt.

Mit dem Abschluss des ersten Praxistest-Jahres ist bei der Umsetzung des Projekts Passepartout ein erster wichtiger Meilenstein erreicht worden.

Das Institut de recherche et de documentation pédagogique in Neuenburg (irdp) hat die Erfahrungen mit den Praxistests evaluiert. Aufgrund dieser externen Evaluation und vieler Rückmeldungen von Praxistestlehrpersonen werden nun die Mille feuilles-Materialien für das 3. Schuljahr überarbeitet und kommen dann im Frühling 2011 auf den Markt.

Und die Erprobung geht weiter. Die Kinder, die inzwischen in der 4. Klasse sind, und ihre Lehrpersonen sind bereits daran, die Unterrichtsmaterialien fürs 4. Schuljahr zu testen.

Gemeinsame Umsetzung der Sprachenstrategie

Als die Erziehungsdirektorenkonferenz 2004 die Sprachenstrategie für die Schweiz verabschiedete und damit regionale Lösungen ermöglichte, beschlossen die sechs Sprachgrenzkantone BL, BS, SO, BE, FR und VS, nicht dem ?Englisch-vor- Französisch-Trend' aus Zürich zu folgen, sondern die Nachbarsprache Französisch als erste Fremdsprache in der Schule beizubehalten.

Die sechs Kantone nahmen diesen Sprachenbeschluss als Anlass, sich zusammenzuschliessen und die Umsetzung der EDK-Sprachenstrategie gemeinsam anzugehen.

Die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen an der Sprachgrenze wurde daraufhin durch eine interkantonale Vereinbarung legalisiert, und es entstand das gemeinsame Projekt mit dem Namen Passepartout.


Ziele von Passepartout

Was ist das Hauptziel des interkantonalen Projektes? Es geht darum, die gemeinsame Entwicklung und Koordination des Fremdsprachenunterrichts in der Volksschule sicherzustellen.

Dieses Hauptziel haben wir inzwischen erreicht:

- Das koordinierte Vorgehen bei der Vorverlegung und Erneuerung des Fremdsprachenunterrichts ist gelungen,

- die Rahmenbedingungen sind geschaffen und

- die wichtigsten Entwicklungsarbeiten sind geleistet.

Das ist nicht selbstverständlich zwischen sechs Kantonen mit sechs unterschiedlichen Schulsystemen.

Es ist auch nicht selbstverständlich, dass die vier Pädagogischen Hochschulen in den Passepartout-Kantonen im Bereich Fremdsprachen für die Grundausbildung und die Weiterbildung der Lehrpersonen gemeinsam Konzepte entwickelt haben und die Dozierenden und Kurskader zusammenarbeiten.

Alle sechs Passepartout Kantone sind inzwischen Mitglieder des HarmoS-Konkordats.

Im Bereich des Sprachenunterrichts erbringen wir bereits die Voraussetzungen, um die Eckpunkte der Harmonisierung im Konkordat zu erfüllen:

- Der Passepartout-Lehrplan und die neuen Lehrmittel sind kompetenzorientiert und orientieren sich an den Bildungsstandards und ...

- die EDK-Sprachenstrategie wird mit der Vorverlegung und Erneuerung des Sprachenunterrichts ab nächstem Schuljahr umgesetzt.

Vor drei Jahren war Passepartout noch ein unbekannter Name. Inzwischen kennt man das Projekt sogar in Graubünden. Die Bündner werden den Passepartout-Lehrplan übernehmen und sie beteiligen sich auch an der Entwicklung des Englischlehrmittels.

Referat von Regierungsrat Klaus Fischer,Erziehungsdirektor des Kantons Solothurn

Bedeutung der Praxistests

Die Praxistests von Mille feuilles sind von grosser Bedeutung für das Projekt Passepartout, denn sie sind eine Art Nagel-probe nicht nur für die Lehr- und Lernmaterialien, sondern für das ganze Konzept, das im Projekt erarbeitet wurde.

Zum ersten Mal wurden nämlich in diesem Projekt alle Grundlagen, die den Sprachenunterricht bestimmen und steuern, zur gleichen Zeit und in gegenseitiger Absprache entwickelt: das theoretische Konzept, der Lehrplan, die Lehr- und Lernmaterialien.

Das didaktische Gerüst entstand aus einer Vielzahl von Erkenntnissen aus Theorie und Praxis. Dass es fürs Sprachen-lernen einen international anerkannten Rahmen, den gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen gibt, erleichterte die Arbeit sehr. Die zu erwerbenden Kompetenzen sind darin definiert, die Niveaus, die erreicht werden können, ebenfalls.

Ich greife einen Gedanken aus diesem Konzept zur Erläuterung heraus. Wir wissen alle, wie Kinder die erste, vielleicht sind's auch die ersten zwei Sprachen, lernen. Weshalb sollen wir beim Fremdsprachenlernen dieses Prinzip nicht auch anwenden, wenn die Kinder schon ab dem 3. Schuljahr mit dem Französischlernen beginnen? Natürlich können sie nicht dem gleichen "Sprachbad" ausgesetzt werden wie beim Erlernen der ersten Sprache, dafür sind sie älter, und wir können die Erfahrungen, die sie bereits haben, fürs Lernen nutzen.

Einbettung des Lehrmittels in das gesamte Projekt

Aus dem selber erlebten Sprachenunterricht wissen wir, dass die Lehr- und Lernmaterialien grossen Einfluss auf den Unterricht haben. Deshalb werden neue Materialien entwickelt, die dem Konzept des Projekts entsprechen. Kontakte zwischen dem Projekt und den beiden Verlagen, dem Schulverlag plus AG Bern und Klett & Balmer Zug, finden regelmässig statt. Dabei werden Fragen der Koordination und der Übereinstimmung in didaktischen Grundsätzen erörtert und engagiert diskutiert.

Es ist sehr wichtig, dass die Neuerungen auf Herz und Nieren, d.h. eben auf ihre Praxistauglichkeit und die Umsetzung im Unterricht geprüft werden. Wie mein Kollege, Herr Regierungsrat Pulver bereits erwähnte, werden die Unterrichtsmaterialien fürs Französisch seit Sommer 2009 in 35 Klassen getestet, und anschliessend überarbeitet. Die Tests werden bis in die 9. Klasse weitergeführt und ausgewertet. Im Sommer 2011 werden die Praxistests der Unterrichtsmaterialien fürs Englisch beginnen.

Wie sind die Praxistests organisiert?

Getestet wird 1000 feuilles in den Kantonen Freiburg, Wallis und Solothurn.

Freiburg und Wallis boten sich für die Praxistests geradezu an: Der Französischunterricht beginnt dort bereits seit langem in der dritten Klasse, mit einem Lehrmittel, das in den andern Kantonen erst ab der 5. Klasse einsetzt. Und hier, im äussersten Zipfel des Kantons Solothurn, lernen die Kinder ab der 4. Klasse Französisch, so dass einzig für ein Schuljahr zusätzlich Französischunterricht organisiert werden musste. Da zeigt sich der Vorteil der interkantonalen Arbeit: Praxistests können dort durchgeführt werden, wo's am besten geht, zum Nutzen aller am Projekt Beteiligten.

Wichtig und nützlich sind die Tests für den Verlag, die Weiterbildung und auch für das Projekt als Ganzes. Deshalb wird in allen Belangen genau hingeschaut und es werden die entsprechenden Schlüsse daraus gezogen.

So waren die Praxistests Gegenstand eines Berichts der externen Evaluation des Projekts, des Institut de recherche et de documentation pédagogique Neuenburg. Die Erfahrungen wurden regelmässig innerhalb des Projekts diskutiert und sie waren Thema eines Standortberichts des Gesamtprojektleiters.

Dank an die Lehrerinnen

So überzeugend das gemeinsame Erarbeiten aller wichtigen Grundlagen für den Unterricht auch ist, so anspruchsvoll ist auch die Arbeit. Sie verlangt viel Flexibilität, das Aushalten von Unsicherheiten, das Sich-Einlassen auf rollende Planung. Das gilt besonders auch für die Praxistestlehrerinnen und - lehrer. Die methodisch-didaktische Weiterbildung wurde für sie vorgezogen und auf die besonderen Verhältnisse ausgerichtet. Trotzdem war es eine riesige Aufgabe, welche die Lehrerinnen und Lehrer zu meistern hatten: Sie begannen den neuen Unterricht zu erteilen, ohne genau zu wissen, wohin der Weg geht. Sie gaben den Eltern Auskunft, ohne selber Sicherheit im Umgang mit den Neuerungen zu haben. Und schliesslich musste viel Zeit aufgewendet werden für die methodisch-didaktische Weiterbildung und für die Sprachkurse, die viele besuchten, um ihre Sprachkompetenz zu verbessern.

Im Gespräch mit den Lehrerinnen der Praxistests im Kanton Solothurn konnte ich mit Freude feststellen, dass sie diese Aufgabe ausserordentlich gut gemeistert haben und mit viel Begeisterung und Engagement von den gemachten Erfahrungen berichteten.

Mir fällt die angenehme Aufgabe zu, allen Beteiligten an den Praxistests - den Lehrerinnen und Lehrern und deren Schul-leitungen, den Weiterbildnerinnen und Weiterbildnern, den Vertreterinnen und Vertretern der Verlage und der Koordinatorin und den Koordinatoren unseren herzlichen Dank auszusprechen. Wir schätzen die Arbeit, die für das Projekt geleistet wird, ganz ausserordentlich.

Quelle: Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Oktober 2010

Weitere Informationen
EDK HarmoS Harmonisierung der oblig. Schule
Qualitätsmanagement - Qualitätskontrolle - Bildungsstandards
Aargau Studie zu Arbeitsbedingungen, und Belastungen 2008
Bern Arbeitsbedingungen der Berner Lehrkräfte 2008
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