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Lyssbachstollen: Eine Investition mit Weitblick
Referat von Frau Barbara Egger-Jenzer, Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin des Kantons Bern

Es ist bekannt, dass die Schweiz zusammen mit Süddeutschland, Österreich, Norditalien, dem französischen Jura und dem Elsass die schlimmste Hagelzone Europas bildet. Dies hat topografische Gründe. Am 23. Juli 2009 hat wieder einmal ein schlimmes Hagelgewitter die Schweiz - und insbesondere auch den Kanton Bern - heimgesucht. Die Hagelkörner sind so gross wie Golfbälle gewesen. Aufsummiert sind an Gebäuden, an Fahrzeugen und an landwirtschaftlichen Kulturen nur durch dieses einzelne Ereignis in der ganzen Schweiz Schäden von über 300 Millionen Franken entstanden.

Was ich damit sagen will:

Vor Hagelschäden können wir uns kaum schützen. In gewissen Gegenden werden Hagelraketen abgefeuert. Deren Wirkung ist jedoch umstritten. Vor Hagelschlag werden wir deshalb auch in Zukunft nicht gefeit sein. Vor einem anderen und aus menschlicher Sicht viel schwerwiegenderen Risiko - dem Hochwasser - können wir uns jedoch schützen.

Vor knapp zwei Jahren, Ende August 2007, trat der "Lyssbach" innert Monaten zum dritten Mal massiv über die Ufer. Es entstand allein in Lyss ein grosser Sachschaden von über 100 Millionen Franken. Die Bewältigung dieser katastrophalen Ereignisse forderte den Lysserinnen und Lyssern alles ab. Nur mit Glück sind den Fluten keine Menschen zum Opfer gefallen. Im letzten Sommer und auch in diesem Sommer hatten Lysserinnen und Lysser bislang soweit Glück, dass keine ausgiebigen Niederschläge gefallen sind. Ich hoffe ausdrücklich, dass sich die Meteorlogie an diese Spielregeln hält, bis der "Lyssbach"-Stollen -um den sich der heutige Anlass dreht -in Betrieb gehen kann.

Im Gegensatz zur raketengetriebenen Hagelbekämpfung, mit ungewisser Wirkung, werden wir in Lyss schon bald mit einer bewährten Maschine - die heute in Zürich für den Eisenbahnbau erfolgreich im Einsatz steht -diesen Stollen durch den Fels bohren. Die Wirkungen und Nebenwirkungen dieses Vorhabens sind bestens abgeklärt. Darauf möchten wir heute nochmals hinweisen und eingehen.

Der verantwortliche Lyssbachverband und die planenenden Ingenieuren sind schon seit Jahren überzeugt, dass nur die Stollenlösung die erforderliche Wirkung erzielen kann. Es ist ihnen allen bekannt, dass es jahrlange Überzeugungsarbeit sowie einen sehr langen Atem gebraucht hat, um heute hier stehen zu können! Die Stollenlösung drängte sich letztendlich erst wegen den beispiellosen Überflutungen im Sommer 2007 auch bei den letzten Skeptikerinnen und Skeptikern als zwingend nötig auf.

Macchiavelli - der Philosoph aus dem 15. Jahrhundert -behielt mit seinem Sprichwort auch im Lysser Hochwasserschutz während langer Zeit recht, wenn er sagt: "Es ist ein gewöhnlicher Fehler der Menschen, bei gutem Wetter nicht an den Sturm zu denken."

Aber nun sind wir seit dem 19. Januar 2009 in der komfortablen Situation, dass der Grosse Rat des Kantons Bern den Kreditantrag - für diese Investition mit Weitblick - von 52.3 Millionen Franken einstimmig (!) bewilligt hat. Jetzt, bei gutem Wetter, denken wir nicht nur an den nächsten Sturm, sondern wir bauen für den nächsten Sturm!!!

Den Lysser Hochwasserschutz sehe ich als Generationenaufgabe zum Wohle zukünftiger Generationen. Wir sind heute gefordert gute, weitblickende Lösungen zu finden und zu realisieren. Gestern haben unsere Vorfahren in dieser Gegend mit vergleichsweise bescheideren technischen und finanziellen Möglichkeiten Grosses geleistet: Die Juragewässerkorrektion mit den riesigen Kanalbauten von Aarberg nach Hagneck, von Biel nach Büren, der Zihl-und der Broyekanal. Die 52.3 Millionen Franken für den "Lyssbach"-Stollen sind viel Geld. Den Gegenwert, den wir dafür erhalten, werden die Lysserinnen und Lysser noch lange Zeit zu schätzen wissen.

Über lokale Hochwasserschutzprojekte hinaus müssen wir uns ebenfalls selbstkritisch mit den primären Ursachen des Klimawandels auseinandersetzen. Hochwasserschutz -und da bin ich absolut überzeugt -umfasst nicht nur Wasserbauten. Langfristig die beste Prävention ist ein guter Klimaschutz dank einer griffigen Energiepolitik. Hier hat der Kanton Bern - haben wir alle - noch anspruchsvolle Hausaufgaben vor uns. Nun nochmals zu den Wirkungen und Nebenwirkung des "Lyssbach"-Stollens:

Der "Lyssbach"-Stollen wirkt sofort und direkt. Es werden keine Wassermassen mehr in Lysser Häusern, Kellern, auf Strassen, Plätzen und in Unterführungen sozusagen "zwischengelagert" und können keine Schäden mehr anrichten.

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Die Nebenwirkungen des "Lyssbach-Stollens" spielen sich hingegen entlang der Alten Aare ab. Einmal in den Stollen eingeleitet "umfährt" nämlich das Hochwasser die Lysser Häuser, Keller, Strassen, Plätze und Unterführungen. Es fliesst ausserhalb von Lyss nur noch kurz durch den "Lyssbach" um dann sogleich in die Alte Aare zu gelangen. In der Alten Aare fliesst das Hochwasser anschliessend durch Auengebiet bis in den Nidau-Büren-Kanal bei Meienried. Dabei kommt es nochmals an Gewerbe-und Siedlungsgebieten vorbei.

Zur Lösung der hier anstehenden Probleme ist der "Wasserbauverband Alte Aare" engagiert am Werk. Über den Stand dieser Arbeiten werden sie heute durch die anwesenden Fachleute informiert.

Was berichtet wird, wird Sie sicher interessieren, denn es handelt sich um Vorhaben, die sowohl wasserbauliche Schutzmassnahmen zum Ziel haben, wie auch Anliegen von Natur-und Landschaftsschutz berücksichtigen. Sie sehen, wir wollen auch die Nebenwirkungen angehen und Lösungen zum Vorteil aller Aspekte suchen. Dies wird uns sicher gelingen.

Aber zunächst freue ich mich, dass heute das Bundesamt für Umwelt mit Herrn Vizedirektor Andreas Götz hier vertreten ist. Und ich möchte ihm zu Händen des Bundes schon jetzt danken für die finanzielle Unterstützung des Projektes. Ohne diese könnten wir den Stollen nicht realisieren.

Der Lyssbachstollen

Der 2,57 Kilometer lange Lyssbach-Stollen verläuft vom Gebiet Leen am südlichen Ortseingang von Lyss bis in die Fulenmatt oberhalb der Einmündung des Lyssbaches in die Alte Aare. Mit einer Kapazität von 70 Kubikmetern pro Sekunde kann der Stollen das Anderthalbfache eines Jahrhunderthochwassers bewältigen.

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Quelle: Kanton Bern, Tiefbauamt, August 2009

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