Die Zahl der Lehrkräfte der obligatorischen Schule dürfte bis 2031 um rund 6% zunehmen Aufgrund des Bevölkerungswachstums wird die Zahl der Lehrkräfte der obligatorischen Schule voraussichtlich bis 2031 um rund 6% steigen. Bis dahin müssten zwischen 43'000 und 47'000 neue Lehrkräfte für die Primarstufe rekrutiert werden. Auf Sekundarstufe I dürfte der Bedarf bei 26'000 bis 29'000 neuen Lehrkräften liegen. Zudem ist festzustellen, dass 90% der Lehrkräfte, die 2015 unter 55 Jahre alt waren und an der obligatorischen Schule unterrichteten, fünf Jahre später immer noch an einer Schule beschäftigt waren. Dies geht aus zwei verschiedenen Publikationen des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor. Die Ergebnisse stammen aus zwei inhaltlich verwandten BFS-Publikationen. Die eine präsentiert basierend auf einem neuen Modell Szenarien zum Bedarf und zum Angebot an neuen Lehrkräften. Die andere analysiert über einen Zeitraum von fünf Jahren die beruflichen, familiären und wanderungsbedingten Verläufe einer umfassenden Lehrerpopulation. Die Zahl der Lehrkräfte nimmt in den nächsten Jahren zu Gemäss den Szenarien 2022-2031 für die Lehrkräfte der obligatorischen Schule dürfte die Zahl der Lehrkräfte zwischen 2022 und 2031 um rund 6% zunehmen. Dies gilt sowohl für die Primarstufe (+3'800) als auch für die Sekundarstufe I (+2'300). Dieses Wachstum steht im Zusammenhang mit der Zunahme der Lernendenzahl (zwischen 2022 und 2031 +8% auf der Primarstufe bzw. +9% auf der Sekundarstufe I) und dürfte alle Regionen der Schweiz betreffen; einzige Ausnahme ist der Kanton Tessin, wo ein Rückgang der Anzahl Lehrkräfte der Sekundarstufe I zu erwarten ist. Bis 2031 braucht es auf der Primarstufe bis zu 47'000 neue Lehrkräfte Aufgrund des Bevölkerungswachstums sowie der Austritte und Pensionierungen von Lehrkräften müssten zwischen 2022 und 2031 zwischen 43'000 und 47'000 neue Lehrkräfte der Primarstufe rekrutiert werden. Im gleichen Zeitraum werden die pädagogischen Hochschulen (PH) voraussichtlich rund 34'000 Lehrdiplome für die Primarstufe ausstellen. Es besteht somit eine potenzielle Diskrepanz zwischen dem Bedarf und dem Angebot. Ein Teil des Bedarfs wird allerdings durch die Anstellung von Lehrkräften mit einer Ausbildung für andere Schulstufen, ausländischen Lehrkräften und Studierenden der PH, die noch in Ausbildung sind, gedeckt. Auf der Sekundarstufe I ist mit einem Bedarf von 26'000 bis 29'000 zu rechnen. Aufgrund der grossen Zahl an Fächern und der Vielfalt der absolvierten Ausbildungen vor der Aufnahme der Lehrtätigkeit können auf dieser Stufe keine aussagekräftigen Schlüsse gezogen werden. Allmähliche Annäherung zwischen Bedarf und Angebot Der jährliche Rekrutierungsbedarf für neue Lehrkräfte auf der Primarstufe dürfte in den nächsten zehn Jahren bei rund 4'500 bleiben, während hinsichtlich der Anzahl der an den PH ausgestellten Lehrdiplome eine Zunahme um 24% zu erwarten ist (3'800 Diplome im Jahr 2031). Somit dürfte sich das jährliche Angebot an neuen Lehrkräften in den meisten Regionen dem Bedarf annähern, wobei die Situation je nach Region sehr unterschiedlich ist. Schulleitungsfunktionen: Unterschied zwischen den Geschlechtern Gemäss der Publikation «Verbleib der Lehrkräfte an der obligatorischen Schule» waren 90% der Lehrkräfte, die 2015 jünger als 55 Jahre alt waren und an der obligatorischen Schule unterrichteten, fünf Jahre später immer noch an einer Schule beschäftigt. Verglichen mit den anderen Altersgruppen bleiben die unter 35-jährigen Lehrkräfte seltener an einer Schule (87%). Gleiches gilt für die Lehrkräfte mit einer tieferen Anzahl Wochenlektionen (85% bei jenen mit weniger als 10 Wochenlektionen). Während gleich viele Frauen und Männer nach wie vor unterrichten (88%), haben die Männer häufiger in eine Schulleitungsfunktion gewechselt als die Frauen (2,2% gegenüber 0,9%). Hohe Wiedereinstiegsquote nach einer Mutterschaft Auf Austritte von Lehrkräften folgt oft ein Wiedereinstieg (61% Wiedereinstiege innerhalb von vier Jahren), insbesondere bei Frauen, die ihre Lehrtätigkeit aufgrund einer Mutterschaft unterbrochen haben (70% innerhalb von vier Jahren). Bei den Wiedereinstiegsquoten der Frauen, die ein Kind bekommen haben, lassen sich mit Werten zwischen 58% in der Ostschweiz und 86% in der französischen Schweiz grosse Unterschiede feststellen.
Datenquellen Die in dieser Publikation verwendeten Daten stammen aus dem LABB-System des BFS (Verknüpfung und Harmonisierung von verschiedenen Datenbanken), das für die Jahre 2010 bis 2020 anhand der Statistik des Schulpersonals (SSP) erstellt wurde. Weitere Informationen zum Programm «Längsschnittanalysen im Bildungsbereich» (LABB) sind hier zu finden: www.labb.bfs.admin.ch. Die beruflichen Verläufe der Lehrkräfte sind komplex und hängen von vielen Faktoren ab. Eine geeignete Modellierung erfordert darüber hinaus, dass die zukünftigen Verläufe sowohl für die Anzahl Personen als auch für die Anzahl Wochenlektionen berechnet werden. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde ein neues Modell entwickelt. Dieses basiert auf einer stochastischen Simulation der Lehrkräfte auf der Grundlage von Monte-Carlo-Modellen. Ein solches Modell bietet folgende Vorteile: - Berücksichtigung der Komplexität der Verläufe mit Austritten, individuellen Entwicklungen der Arbeitszeit, Wiedereinstiegen in die Beschäftigung nach manchmal langen Abwesenheiten oder Kantonswechseln - Bereitstellung von Inputs zu den «tatsächlichen» Berufseintritten, also eine Unterscheidung zwischen Eintritten und Wiedereinstiegen und somit Berechnung von Szenarien mit bestmöglicher Aussagekraft für einen Vergleich mit der Anzahl ausgestellter Lehrdiplome - automatische Bereitstellung von Vertrauensintervallen im Zusammenhang mit den statistischen Schwankungen für jedes Szenario. Diese Vertrauensintervalle sind umso aussagekräftiger, als sie für die gesamte Lehrerpopulation berechnet werden. Hypothesen der Szenarien Es werden drei Szenarien berücksichtigt: Das Referenzszenario geht von einer Elastizität (e=0,75) zwischen der Entwicklung der Gesamtzahl der von den Lehrkräften erbrachten Wochenlektionen und der Entwicklung der Lernendenzahl aus, d.h. einer Elastizität, die dem derzeit gemessenen Wert entspricht. Das Szenario «konstante Betreuungsquote», das aufgrund der aktuellen Zunahme der Anzahl Schülerinnen und Schüler kurz «hohes» Szenario genannt wird, geht von einer parallelen Entwicklung der beiden Mengen aus (e=1). Das Szenario «geringe Elastizität», kurz «tiefes» Szenario genannt, geht im Gegenteil von einer halb so schnellen Entwicklung der Ressourcen im Vergleich zur Entwicklung der Lernendenzahl aus (e=0,5). Diese drei Szenarien sind jeweils mit dem «Referenzszenario» sowie dem «hohen» und dem «tiefen» Szenario für die Lernenden verknüpft. Alle Szenarien basieren auf den gleichen Hypothesen in Bezug auf die berufliche Laufbahn der Lehrkräfte und die Zusammensetzung der Lehrkräfte. Der Analysebereich umfasst die Lehrkräfte an den öffentlichen oder subventionierten privaten Regelschulen der Primarstufe und der Sekundarstufe I. Als Lehrkraft gilt, wer Unterrichtsstunden im Analysebereich erbringt. Die Lehrtätigkeit ist also nicht zwingend die Haupttätigkeit. Nicht subventionierte Privatschulen sind vom Analysebereich ausgeschlossen. Die Untersuchungspopulation besteht aus den Lehrkräften des Schuljahres 2015/16 und umfasst 91 806 Personen. Die Verbleibsquote entspricht dem Anteil der Lehrkräfte, die im betrachteten Jahr immer noch an einer Schule beschäftigt sind (einschliesslich der Personen, die ausgetreten und in der Zwischenzeit wieder eingestiegen sind). Wiedereinstiege auf einer anderen Stufe, in der Sonderpädagogik, in Privatschulen oder in einem anderen Kanton gelten vorliegend ebenfalls als Verbleib (nähere Informationen zu den Unterschieden zwischen diesen Kategorien finden sich in der Publikation).
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