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Schweiz Sozialhilfestatistik 2020 2021
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Sozialstaat Schweiz: Sozialhilfestatistik 2020
Trotz Covid-19 bleibt die Sozialhilfequote im Jahr 2020 unverändert bei 3,2%

Im Jahr 2020 haben in der Schweiz 272 100 Personen mindestens einmal eine finanzielle Leistung der wirtschaftlichen Sozialhilfe erhalten. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Sozialhilfe sind bisher gering; die Sozialhilfequote bleibt unverändert bei 3,2%. Jedoch ging 2020 die Zahlder Abgänge aus der wirtschaftlichen Sozialhilfe zurück.

Dies sind einige Ergebnisse aus der Sozialhilfestatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS).

2020 waren 633 Personen mehr auf Sozialhilfe angewiesen als im Vorjahr. Dies entspricht einer Zunahme von 0,2%. In Anbetracht der weitreichenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie ist damit nur eine leichte Zunahme der unterstützten Personen zu beobachten. Diese wirkt sich nicht auf die Sozialhilfequote aus, also den Anteil aller sozialhilfebeziehenden Personen an der ständigen Wohnbevölkerung. Sie verbleibt mit 3,2% auf dem Vorjahresniveau.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Sozialhilfequote in 7 Kantonen, gleichzeitig blieb sie in 7 Kantonen unverändert und in 12 Kantonen verzeichnete sie einen Rückgang. In den meisten Kantonen nahm die Anzahl abgeschlossener Dossier im Vergleich zum Jahr 2019 ab. Dies ist ein Hinweis auf erschwerte Ablösungen von der Sozialhilfe während des Pandemiejahres 2020. Für die unterschiedlichen Entwicklungen der kantonalen Sozialhilfequoten ist vor allem die Anzahl neu unterstützter Haushalte bzw. Dossiers ausschlaggebend. In Kantonen mit abnehmender Sozialhilfequote beobachtet man eine vergleichsweise tiefe Anzahl neuer Dossiers in der Sozialhilfe. In Kantonen mit steigender Sozialhilfequote fällt demgegenüber die Zunahme der neu Unterstützten deutlicher aus. Gesamtschweizerisch stieg die entsprechende Anzahl nur leicht (+2,7%).

Ablösungen von der Sozialhilfe sind 2020 schwieriger geworden

Insgesamt konnten in der Schweiz im Jahr 2020 rund 48 600 Haushalte von der Sozialhilfe abgelöst werden, das sind rund 4,5% weniger als im Vorjahr. Der Anteil der abgelösten Haushalte an allen unterstützten Haushalten ging von 29,7% auf 28,3% im Jahr 2020 zurück. Dies ist der tiefste Wert seit 2013. Die Auswirkungen der Pandemie zeigen sich in der Sozialhilfe vor allem in unterschiedlichen Entwicklungen bei der Ablösung der unterstützten Personen in die Erwerbsarbeit beziehungsweise bei der Ablösung durch vorgelagerte Sozialleistungen. Während die Ablösungen aus der Sozialhilfe in die Erwerbsarbeit im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozentpunkte abgenommen haben, ist der Anteil an Übertritten in andere Sozialleistungen um 2,4 Prozentpunkte gestiegen.

Massnahmen von Bund und Kantonen federn wirtschaftliche Folgen ab

Um die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie zu bremsen, wurden 2020 vorübergehend weite Bereiche des öffentlichen Lebens stark eingeschränkt und viele Betriebe mussten ihre Tätigkeiten reduzieren oder zeitweise sogar ganz einstellen. Infolgedessen stieg die Anzahl der registrierten Arbeitslosen saisonbereinigt von rund 105 000 Personen im Februar 2020 auf rund 161 000 im Mai desselben Jahres an. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich in nur drei Monaten von 2,3% auf 3,5%.

Die erhöhte Arbeitslosigkeit und schwierige wirtschaftliche Lage übertrug sich 2020 hingegen kaum auf die Sozialhilfe als letztes Sicherungsnetz im System der Sozialen Sicherheit. Gründe dafür sind unter anderem die Massnahmen von Bund und Kantonen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Dazu gehören die Ausweitung der Kurzarbeit (Anstieg der Anzahl Arbeitnehmenden mit Kurzarbeitsentschädigung von 5'000 im Februar auf 1,36 Millionen im April 2020) und die Unterstützung von rund 245 000 Personen durch die Corona-Erwerbsausfallentschädigung im Jahr 2020. Hinzu kommen die Erhöhung der maximalen Bezugsdauer von Arbeitslosenentschädigungen um 5,5 Monate (aus diesem Grund gab es während 6 Monaten keine Aussteuerungen) sowie Härtefallentschädigungen und Liquiditätshilfen für Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund stieg die Anzahl der Sozialhilfebeziehenden im Jahr 2020 nach den günstigen Entwicklungen in den Jahren 2018 und 2019 zwar leicht an, die Sozialhilfequote verharrte jedoch auf Vorjahresniveau und auch die Zugänge nahmen kaum zu.

Starke Abnahme von Asylsuchenden in der Sozialhilfe

Im Asylbereich lag die Sozialhilfequote im Jahr 2020 bei 83,2% (2019: 86,6%). 2020 wurden deutlich weniger Asylgesuche gestellt als im Vorjahr (-22,6%), was auch auf die coronabedingten Grenzschliessungen zurückzuführen ist. Zudem sank die Zahl der den Kantonen zugewiesenen Asylsuchenden durch das Inkrafttreten der beschleunigten Asylverfahren in den Bundeszentren im Jahr 2019. Als Folge dieser Entwicklungen nahm auch die Anzahl der in der Statistik ausgewiesenen sozialhilfebeziehenden Asylsuchenden ab (-35,5%). Da die Anzahl sozialhilfebeziehender Asylsuchender stärker zurückging als die Anzahl Asylsuchender in den Kantonen generell (-32,7%), verringerte sich die Sozialhilfequote dieser Personengruppe gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozentpunkte (2019: 89,8%; 2020: 87,3%).

Im Flüchtlingsbereich betrug die Sozialhilfequote im Jahr 2020 84,2% (2019: 86,5%). Die Zunahme der Erwerbsbeteiligung der Vorjahre setzte sich aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Lage im Pandemiejahr 2020 nicht fort. Der Anteil der erwerbstätigen Sozialhilfebeziehenden im Flüchtlingsbereich sank von 27,3% im Jahr 2019 auf 25,4% im Jahr 2020 (2018: 23,0%, 2017: 18,6%). Das Erwerbseinkommen dieser Personen reicht nicht aus, um die Lebenshaltungskosten ohne Sozialhilfe zu decken.

Quelle: Text Bundesamt für Statistik BFS, 21. Dezember 2021

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Die Schweizerische Sozialhilfestatistik

Die Schweizerische Sozialhilfestatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) hat zum Ziel,
gesamtschweizerische, kantonal und regional vergleichbare Informationen zur Sozialhilfe zu liefern.

Sie wurde in enger Zusammenarbeit von Bund, Kantonen und Gemeinden aufgebaut. Die
Sozialhilfefälle bzw. Unterstützungseinheiten und die darin enthaltenen Personen werden mittels eines standardisierten Fragebogens erfasst. Das BFS betreut die Erhebung der Daten, ist für die Sicherstellung der Datenlieferung zuständig und wertet die Daten aus. Die Resultate der
Schweizerischen Sozialhilfestatistik basieren seit 2009 auf einer Vollerhebung in allen Kantonen.

Die Sozialhilfestatistik erfasst jährlich alle Personen, die mindestens einmal im Kalenderjahr finanzielle Sozialhilfeleistungen bezogen haben. Dabei werden drei Teilstatistiken unterschieden:

Sozialhilfeempfängerstatistik der wirtschaftlichen Sozialhilfe (WSH), im Flüchtlingsbereich(SH-Flü̈Stat) und im Asylbereich (SH-AsylStat).

Erhoben werden die Daten auf der Basis von Sozialhilfedossiers(Unterstützungseinheit), die alle Personen derselben wirtschaftlichen Lebensgemeinschaft umfasst, die Sozialhilfe beantragen. In der Regel handelt es sich bei den Unterstü̈tzungseinheiten um Einzelpersonen, Familien oder Paare. Im Rahmen der Sozialhilfestatistik werden auch verschiedene vorgelagerte bedarfsabhängige Leistungen wie die Alimentenbevorschussung oder die Mutter- und Elternschaftsbeihilfen erhoben. Diese Leistungen unterscheiden sich in ihrerAusgestaltung von Kanton zu Kanton. Details dazu sind im Inventar der bedarfsabhängigen Sozialleistungen zu finden(www.sozialhilfeiws.bfs.admin.ch).

Die Sozialhilfequote

Der wichtigste Indikator der Sozialhilfestatistik ist die Sozialhilfequote. Diese misst den Anteil der Personen mit mindestens einem Sozialhilfebezug im Jahr an der ständigen Wohnbevölkerung gemäss der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) am 31. Dezember des Vorjahres.

Die Haushaltsquote der Sozialhilfe

Die Haushaltsquote misst den Anteil an Haushalten mit mindestens einer Sozialhilfe beziehenden Person an allen Haushalten in der Wohnbevölkerung des Vorjahres. Ein Haushalt kann neben einer Unterstützungseinheit (Sozialhilfefall) auch noch weitere nicht unterstützte Personen oder noch weitere Unterstützungseinheiten enthalten.

Quelle: Text Bundesamt für Statistik BFS, 2016 und 2020
Armut in der Schweiz Berichte
Armut in aller Welt Berichte, Projekte, Statistiken
Ungleichheit bei der Einkommens- und Vermögensverteilung

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