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PISA-Bericht 2015
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PISA 2015: Ergebnisse aus der Sicht der Lehrerverbände
PISA 2015: Viele Fragezeichen und keine neuen Erkenntnisse

Zum sechsten Mal seit dem Jahr 2000 wurden letztes JahrTausende von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in der Schweiz in den Fächern Naturwissenschaften (Schwerpunkt), Mathematik und Lesen getestet. Die Ergebnisse sind einmal mehr erfreulich und bestätigen das gute Niveau des Schweizer Bildungswesens. Weniger erfreulich ist aber der Umgang der OECD mit kritischen Fragen zur Methodologie des PISA-Tests. Dass die Schweizer Resultate von PISA 2015 weder mit den Schweizer Resultaten des PISA-Zyklus 2000 bis 2012 noch mit den aktuellen PISA-Ergebnissen 2015 der anderen OECD-Länder verglichen werden können, ist sehr ärgerlich und unprofessionell. Sollte die OECD die unten stehenden offenen Fragen nicht hinreichend beantworten, werden sich die Lehrerverbände LCH und SER dafür einsetzen, dass die PISA-Millionen künftig für das nationale Bildungsmonitoring ausgegeben werden.

"Von den Besten lernen" -lautet das Versprechen der OECD für die PISA-Tests seit 2000. Dadurch soll der Wettbewerb belebt und die Bildungssysteme der OECD-Länder immer besser werden. Dieses Versprechen bleibt aber unerfüllbar, wenn die Ergebnisse der PISA-Tests, die alle drei Jahre durchgeführt werden, nicht hieb-und stichfest miteinander verglichen werden können, wie dies bei PISA 2015 nun offenbar der Fall ist. Es sind vor allem drei Gründe, die zu dieser desolaten Situation geführt haben:

- Änderung des Prüfungsmodus

Die Umstellung der Tests von papierbasiertemTesten (paper-pencil) auf computerbasiertes Testen (CBT) bedingt methodologische Abklärungen, um sicher zu stellen, dass die Resultate mit früheren Tests vergleichbar bleiben. Dafür gibt es seit 2005 internationale Richtlinien für computerbasiertes und internetgestütztes Testender ITC (International Test Commission).Warum kann die PISA-Projektleitung der OECD nicht sagen, wie sich diese Modusänderung auf die Resultate der einzelnen Länder auswirkt? Sind die Schweizer Resultate von PISA 201nun mit denen von PISA 201vergleichbar oder nicht?

- Änderung der Stichprobe

2012 wurden insgesamt 20'000 Schülerinnen und Schüler getestet. 2015waren es nur noch 6'600; dieses Minimum garantiere die internationale Vergleichbarkeit, sagt die OECD. Doch bei dieser minimalen Stichprobe unter den 15-Jährigen hat es 10% mehr Fremdsprachige als 2012, obwohl die offizielle Statistik des BFS einen solchen sprunghaften Anstieg in drei Jahren nicht bestätigen kann.

Wie erklärt die PISA-Projektleitung der OECD diese Differenz? Und wie hat sich diese veränderte Stichprobe auf die Ergebnisse bei PISA 2015 (insbesondere beim Lesen) ausgewirkt?

- Änderung der Skalierung

Zusätzlich zu diesen Änderungen hat die PISA-Projektleitung die Punkteskala von PISA 2015neu geeicht. Die Differenz gegenüber der alten Skala betrage -8 PISA-Punkte. Diese Berechnungen können aber nicht von Dritten nachvollzogen werden. Die OECD behauptet einfach, diese Differenz sei nicht signifikant und sie hätten alles im Griff.

Warum gibt es keine Transparenz über diese Skalierungseffekte? Und warum weigert sich die PISA-Projektleitung bisher, in einen wissenschaftlichen Dialog gemeinsam mit Bildungswissenschaftlern aus der Schweiz und anderen Ländern zu treten?

Solange diese offenen Fragen nicht beantwortet werden, kann auch keine richtige Freude an den guten Resultaten der Schweiz bei PISA 2015 aufkommen. Grund zur Freude würde durchaus bestehen:

- In Mathematikerreichen die Schweizer Jugendlichen erneut nicht nur das beste europäische Resultat (521 Punkte; Finnland 511 Punkte) und sind signifikant besser als alle Nachbarstaaten, sie sind auch weltweit auf Platz 2 aller OECD-Länder. Nur Japan ist mit 11 Punkten signifikant besser als die Schweiz.

- Auch in Naturwissenschaften ist der Schweizer Durchschnittswert (506 Punkte) signifikant besser als der OECD-Durchschnitt (493 Punkte) und die Resultate aller Nachbarländer (mit Ausnahme von Deutschland mit 509 Punkten).

- Im Lesen liegen die Schweizer 15-Jährigen mit 492 Punkten im Durchschnitt aller OECD-Staaten und sind damit in der gleichen Stärkeklasse wie die Nachbarstaaten (Frankreich 499 Punkte, Österreich und Italien 485 Punkte).Nur Deutschland ist hier mit 509 Punkten signifikant besser als die Schweiz.

Schaut man sich die Resultate aber im absoluten Punktevergleich zu PISA 2012 an, so sind die Leistungen in allen drei Fächern "schlechter" geworden (Mathematik -10 Punkte; Naturwissenschaften -9 Punkte und Lesen -17 Punkte). Dieser "Abwärtstrend" gilt indes für die meisten Länder. Die OECD begründet dies mit ihren Skalierungsanpassungen und behauptet einfach, diese Unterschiede seien nicht signifikant und sie habe alles im Griff. Das ist wenig glaubwürdig, wenn es Länder wie Korea gibt, die in Mathematik innert drei Jahren ganze 30 Punkte gesunken sind.

Fazit:
Der PISA-Testturm steht ganz schön schief! Wir brauchen einen wissenschaftlichen kritischen Dialog über methodologische Fragen. Andernfalls verliert PISA jede Glaubwürdigkeit und ein Ausstieg drängt sich auf zu Gunsten eines besser nachvollziehbaren Bildungsmonitorings innerhalb der Schweiz.

Quelle: Text LCH , 6. Dezember 2016
Ergebnisse der PISA-Studie 2015 Heftige Kritik aus der Schweiz
PISA 2015 Resultate
PISA 2015 Bericht aus Deutschland

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