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PISA-Studie 2006
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PISA 2006: Regionale Leistungsberichte - Basel-Landschaft

Im internationalen Vergleich hat die Schweiz bei Pisa 2006 gut abgeschnitten. In allen drei getesteten Fachbereichen liegen die erreichten Mittelwerte über dem OECD-Durchschnitt. Das für die Schweiz typische Muster "sehr gut in Mathematik, gut in den Naturwissenschaften und etwas weniger gut in Lesen" zeigt sich auch im Kanton Basel-Landschaft.

Pisa 2006 stellt der öffentlichen Schule im Kanton Basel-Landschaft am Ende der obligatorischen Schulzeit alles in allem ein gutes Zeugnis aus. Gleichzeitig weisen die relativ grosse Gruppe an Jugendlichen mit sehr tiefen schulischen Leistungen (11 bis 15 %), die beträchtlichen Überschneidungen in den Leistungsfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zwischen den drei Abteilungen an der Sekundarschule sowie deren eher nur gering vorhandenes Interesse an Naturwissenschaft und Technik auch auf Schwachstellen im kantonalen Bildungssystem hin.

Der Handlungsbedarf, der sich aus dem Bericht "PISA 2006: Porträt des Kantons Basel-Landschaft" ableiten lässt, stimmt im Wesentlichen mit den Schlussfolgerungen überein, die der Regierungsrat im Bildungsbericht 2007 für die Qualitätsverbesserung der "guten Schule Baselland" gezogen hat. Die entsprechenden Entwicklungsaufgaben sollen, wie im Bildungsbericht dargelegt, bei der Umsetzung des HarmoS- und Sonderpädagogik-Konkordats und in enger Kooperation mit den Kantonen Aargau, Basel-Stadt und Solothurn angegangen und gelöst werden.

Pisa, die internationale Schulleistungsstudie der OECD, hat gezeigt, dass die Schweizer 15-Jährigen in der Mathematik sehr gute und in den Naturwissenschaften gute Resultate erzielen. Im Lesen liegt die Schweiz erstmals nach den Erhebungen in den Jahren 2000 und 2003 knapp über den OECD-Durchschnitt. Zu acht Deutschschweizer Kantonen (AG, BE, BL, SG, SH, TG, VS, ZH), dem Fürstentum Liechtenstein und allen Kantonen der Romandie liegen nun auch kantonale Resultate vor. Kantonale Vergleiche erlauben es, Stärken und Schwächen des eigenen kantonalen Schulwesens festzustellen und gegebenenfalls gezielte Massnahmen einzuleiten.

Leistungen in Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik

Die Mittelwerte der Leistungen der Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen im Kanton Basel-Landschaft liegen in den Naturwissenschaften und im Lesen leicht über und in der Mathematik leicht unter dem Mittelwert der Deutschschweiz. Die für die gesamte Schweiz geltende Abstufung "sehr gut in Mathematik, gut in den Naturwissenschaften und etwas weniger gut im Lesen" gilt auch für den Kanton Basel-Landschaft, wobei die Ergebnisse in der Mathematik nicht ganz so gut sind wie in den meisten übrigen Kantonen der Deutschschweiz. Im Vergleich zu anderen Kantonen der Deutschschweiz müssen die Ergebnisse des Kantons Basel-Landschaft aufgrund des Anteils der fremdsprachigen Schülerinnen und Schüler nicht relativiert werden. Die Leistungsdifferenzen zu Kantonen mit einer grösseren oder kleineren Heterogenität sind zu gering, als dass die gemessenen Unterschiede auf besondere soziale und kulturelle Belastungsfaktoren im Kanton Basel-Landschaft zurückzuführen wären.

Leistungsschwache Schülerinnen und Schüler

Pisa teilt die Leistungen der Schülerinnen und Schüler verschiedenen Kompetenzstufen zu. Diese Stufen beschreiben, wie das Testergebnis einer Schülerin oder eines Schülers zu interpretieren ist. Von besonderem Interesse ist dabei, wie gross der Anteil von Schülerinnen und Schülern ist, die am Ende der obligatorischen Schulzeit nicht denjenigen Leistungsstand erreichen, der für einen reibungslosen Übergang in die Berufsbildung oder in die weiterführenden Schulen auf der Sekundarstufe II wünschenswert ist. Zieht man die Kompetenzmessung von Pisa 2006 als Massstab herbei, so gehören im Kanton Basel-Landschaft im Lesen 15 %, in den Naturwissenschaften 12 % und in der Mathematik 11 % zu diesen von Pisa als Risikogruppe zusammengefassten Schülerinnen und Schülern. ¨

Im Lesen und in der Mathematik entsprechen diese Prozentanteile dem Durchschnittswert der Deutschschweiz, in den Naturwissenschaften liegt der Anteil um zwei Prozentpunkte darunter. Eine Aufteilung nach den Niveaus an der Sekundarschule zeigt, dass der Anteil an Risikoschülerinnen und -schülern beim Niveau A mit 34 % im Lesen, 31 % in den Naturwissenschaften und 26 % in der Mathematik verhältnismässig gross ist. Beim Niveau E liegen diese Anteile deutlich tiefer (Lesen: 7 %, Naturwissenschaften: 4 %, Mathematik: 5 %) und beim Niveau P gibt es beinahe keine Schülerinnen und Schüler mehr, die der Risikogruppe angehören.

Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler

Im deutschschweizerischen Durchschnitt erreichen bei PISA 2006 im Lesen 8 %, in den Naturwissenschaften 11 % und in der Mathematik 23 % der Schülerinnen und Schüler gute und sehr gute Leistungen. Im Kanton Basel-Landschaft sind es im Lesen 9 % (1 Prozentpunkt mehr), in den Naturwissenschaften 13 % (2 Prozentpunkte mehr) und in der Mathematik 22 % (ein Prozentpunkt weniger). Die Aufteilung nach Niveaus zeigt, das die Gruppen mit guten und sehr guten Leistungen vorwiegend Klassen des Niveaus P besuchen (Lesen: 28 %, Naturwissenschaften: 35 %, Mathematik: 56 %). Bereits wesentlich geringer sind die Prozentanteile der Schülerinnen und Schüler mit den höchsten Kompetenzstufen auf dem Niveau E (Lesen: 5 %, Naturwissenschaften: 7 %, Mathematik: 14 %). Auf dem Niveau A erreichen einzelne Schülerinnen und Schüler ein hohes Leistungsniveau.

Schulstruktur und Niveau-Einteilung an der Sekundarschule Auch im Kanton Basel-Landschaft führt der Übertritt von der Primar- zur Sekundarschule zumindest für die Schülerinnen und Schüler im mittleren Leistungsbereich zu keiner trennscharfen Einteilung in die drei Anorderungsniveaus A, E und P. So erreichen beispielsweise am Ende der obligatorischen Schulzeit rund 10 % der Schülerinnen und Schüler des Niveaus A Leistungen in den Naturwissenschaften, in der Mathematik oder im Lesen, die über dem Mittelwert der Leistungen der Schülerinnen und Schüler des Niveaus E liegen. Einen entsprechenden Überlappungsbereich gibt es auch zwischen den Schülerinnen und Schülern der Niveaus E und P. Schliesslich gibt es Schülerinnen und Schüler des Niveaus A, die bei Pisa 2006 besser abgeschnitten haben als ein Teil der Schülerinnen und Schüler des Niveaus P.

Angesichts dieser Überschneidungen hätten im Jahr 2006 leistungsstärkere Niveau-A-Schülerinnen und -Schüler auch eine Klasse des Niveaus E und leistungsschwächere Niveau-E-Schülerinnen und -Schüler ebenso eine Klasse des Niveaus A besuchen können. Genauso verhält es sich zwischen den beiden Niveaus E und P. Problematisch an diesem Befund ist, dass das besuchte Niveau an der Sekundarschule für die weitere Schul- und Berufslaufbahn der Heranwachsenden zwar nicht das einzige, gleichwohl aber ein zentrales Entscheidungskriterium darstellt. Schülerinnen und Schüler aus einem tieferen Niveau können daher gegenüber Schülerinnen und Schülern aus einem höheren Niveau bei gleichen Leistungen und Fähigkeiten benachteiligt sein.

Interesse und Einstellungen in den Naturwissenschaften

Im Kanton Basel-Landschaft liegt das durchschnittliche Interesse an naturwissenschaftlichen Themen unterhalb des Mittelwerts der Deutschschweiz. Geschlechtsspezifische Unterschiede fallen nur wenig ins Gewicht. Die Motivation der Schülerinnen und Schüler, eine naturwissenschaftliche Berufs- oder Studienwahl zu treffen, ist im Kanton Basel-Landschaft vergleichsweise hoch und liegt über dem Mittelwert der Deutschschweiz, verglichen mit dem Ausland bzw. dem OECD-Mittelwert ist die Motivation wie in der ganzen Schweiz jedoch tief. Ferner zeigt sich, dass die naturwissenschaftlichen Interessen ebenso wie die Absicht, allenfalls eine Berufslehre oder ein Studium im naturwissenschaftlich-technischen Bereich zu ergreifen, mit dem besuchten Anforderungsniveau an der Sekundarschule ansteigen.

Bei den Schülerinnen und Schülern des Niveaus P sind sie deutlich höher als bei denjenigen der Niveaus E und A. Ferner beurteilen sich die Schülerinnen und Schüler im nationalen Vergleich als eher wenig vertraut mit Umweltthemen und die Einschätzung ihres Verantwortungsbewusstseins für eine nachhaltige Entwicklung ist so tief wie in keinem anderen Kanton.

Die Vertrautheit mit Umweltthemen ist bei den Knaben höher als bei den Mädchen, hingegen gibt es zwischen den beiden Geschlechtern keinen Unterschied in Bezug auf das eigene Engagement für die Nachhaltigkeit. Auch hier zeigt sich die Tendenz, je höher das besuchte Anforderungsniveau ist, desto intensiver setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit Fragen der Umwelt und Nachhaltigkeit auseinander.

Ausblick

Vorauszuschicken ist, dass die Leistungsmessungen bei Pisa 2006 auf der Grundlage des alten Lehrplans und der alten Stundentafel für die Sekundarschule durchgeführt worden sind. Die Ergebnisse sagen demzufolge nichts darüber aus, ob und in welchem Umfang durch die Einführung des neuen Stufenlehrplans mit verbindlicheren Lernzielvorgaben und einer neuen Stundentafel die Wirksamkeit des Unterrichts in Bezug auf die zu erreichenden Leistungen der Schülerinnen und Schüler verbessert worden ist. Ziel der Lehrplanrevision war allerdings eine solche Qualitätsverbesserung.

Bei der Erhebung Pisa 2006 hat der Kanton Basel-Landschaft alles in allem ein positives Resultat erzielt. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler entsprechen dem Deutschschweizer Durchschnittswert. Im Vergleich zu anderen Kantonen hätte man allerdings auch ein noch etwas besseres Ergebnis erwarten können. Zum einen werden im Kanton Basel-Landschaft relativ viele Schülerinnen und Schüler in Kleinklassen und Sonderschulen unterrichtet. Der interkantonale Vergleich fand ohne diese Schülerinnen- und Schülergruppe statt. Zum anderen ist im Kanton Basel-Landschaft die soziale und kulturelle Heterogenität unter den Schülerinnen und Schülern geringer als in manchem anderen Kanton, so dass die Lehr- und Lernbedingungen im Unterricht insgesamt eher günstiger und weniger belastet sind.

Auch für den Kanton Basel-Landschaft stellt sich das Problem einer zu verbessernden Förderung der leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler. Hierfür braucht es stufenübergreifende Massnahmen. Dass zu viele Schülerinnen und Schüler die Minimalziele in den Bildungsbereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften nicht erreichen, zeigt sich schon an der Primarschule und nicht erst an der Sekundarschule. Mit dem nationalen Projekt HarmoS werden vorerst in den Fächern Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaften überprüfbare Bildungsstandards entwickelt. Auf dieser Grundlage sollen die Lehrpersonen in Zukunft über Instrumente verfügen, mit denen sie präziser als heute den Lernstand der Schülerinnen und Schüler feststellen und bei Wissens- und Fähigkeitslücken gezielt Fördermassnahmen ergreifen können. Vorgesehen ist ferner, dass die vier Kantone AG, BL, BS und SO im Zusammenhang mit der Einführung des Deutschweizer Lehrplans ein besonderes Gewicht auf die Sprachkompetenz und auf Natur und Technik legen werden.

Die Sprachkompetenz ist der Schlüssel für die Nutzung des öffentlichen Bildungsangebots durch die Kinder und Jugendlichen überhaupt und die Verbesserung des Unterrichts in Naturwissenschaft und Technik ist ein staatsbürgerliches und volkswirtschaftliches Erfordernis. Im Unterschied zu anderen Kantonen zeichnet sich die Sekundarschule im Kanton Basel-Landschaft durch eine ziemlich gleichmässige Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die drei Anforderungsniveaus A, E und P aus. Diese Verteilung verhindert, dass aus dem Niveau A eine Restschule mit einem ungünstigen Lern- und Entwicklungsmilieu entsteht. Es ist dafür Sorge zu tragen, beim dreigliedrigen System an der Sekundarschule auch in Zukunft ein gut besuchtes Niveau A zu bewahren. Dies setzt allerdings voraus, dass durch eine nachhaltige Förderung an der gesamten Volksschule sowie insbesondere auch im Niveau A der Sekundarschule der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit unzureichenden Leistungen verringert werden kann. Um die Niveaus A und E im Vergleich zum Niveau P attraktiv zu halten, muss überdies die Durchlässigkeit zwischen den drei Anforderungsniveaus erhöht und die Beurteilung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler erweitert und verbessert werden.

Pisa 2006 zeigt mit aller Deutlichkeit, dass die Leistungsverteilungen in den drei Anforderungsniveaus A, E und P der Sekundarschule zu erheblichen Überschneidungen führen. Das lässt sich nicht vermeiden, ruft aber nach zweierlei Massnahmen. Erstens zu einer Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen den drei Niveaus und zweitens, was noch wichtiger ist, zu einer Beurteilung der Schülerinnen- und Schülerleistungen, die nicht durch den Besuch eines bestimmten Niveaus geprägt ist, sondern fair und leistungsbezogen aufzeigt, was eine Schülerin oder ein Schüler, unabhängig vom besuchten Niveau, kann. Längerfristiges Ziel muss es sein, auch an der Sekundarschule ein möglichst gemeinsames niveauübergreifendes Beurteilungsverfahren zu schaffen und einzurichten.

Im Bereich des naturwissenschaftlichen Unterrichts geht es vor allem darum, die Schülerinnen und Schüler frühzeitig für naturwissenschaftliche Phänomene und Themen der technischen Anwendung zu sensibilisieren und ihr Interesse durch stufenübergreifende schulische und ausserschulische Erfahrungs-, Entdeckungs- und Forschungsaktivitäten wach zu halten. Auf diese Weise kann es gelingen, bei mehr Kindern und Jugendlichen, vor allem aber auch bei Mädchen, das Interesse und die Neigung zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen zu entdecken und zu fördern. In Anbetracht der Anschlussmöglichkeiten, welche die Grossunternehmen und die KMU in der Region Nordwestschweiz anbieten, nehmen die Jugendlichen des Kantons Basel-Landschaft ihre Chancen für eine naturwissenschaftlich-technische Berufs- oder Studienlaufbahn noch zu wenig wahr. Der Pisa-Bericht zum Kanton Basel-Landschaft wurde vom Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich unter der Leitung von Dr. Urs Moser erstellt.

Quelle: Kanton Basel-Landschaft, Dezember 2008

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