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Biosphäre Entlebuch (Luzern)
Vorbild Entlebuch: Dialog- und Kooperationsbereitschaft als Schlüssel zu intelligentem Wachstum
Entlebuch
Napf
Sörenberg

"Erhalten, Entwickeln und Kooperieren" ist die langfristige Ausrichtung des Biosphärenreservats Entlebuch. Damit soll die einzigartige, geschützte Natur- und Kulturlandschaft, speziell die Moorlandschaften und Karstgebiete, erhalten und gleichzeitig eine nachhaltige Regionalentwicklung realisiert werden.

Mit einem Kooperationsmodell wird ein nachhaltiges Wachstum und Wohlstand fürs Entlebuch ermöglicht. Die Netzwerk-Methode, verknüpft mit den Erfahrungen aus dem Entlebuch Prozess, macht das Modell für andere Regionen reproduzierbar.

Eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft

Bedingt durch Topografie, Boden, Klima und Erschliessung weist das Entlebuch suboptimale Standorteigenschaften für Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe auf.

Was das Landschaftsbild sowie die Pflanzen- und Tierwelt betrifft, verfügt die Kulturlandschaft Entlebuch über Besonderheiten von (inter-) nationaler Bedeutung.

Weite Teile des Entlebuchs werden von wertvollen und vielseitigen Lebensräumen geprägt. Dazu gehören insbesondere extensiv genutzte Grünland-Ökosysteme, Hoch- und Flachmoore, Auenwälder entlang der Kleinen Emme und der Grossen Entlen, Heckenlandschaften und naturnahe Wälder in grossflächiger und abwechslungsreicher Ausdehnung.

Das Biosphärenreservat Entlebuch umfasst die acht Gemeinden des Planungsgebiets des Regionalplanungsverbands:

Marbach, Escholzmatt, Flühli-Sörenberg, Schüpfheim, Hasle, Entlebuch, Romoos, Doppleschwand und ist 395 km2 gross und zählt 17'000 Einwohner.

Das Biosphärenreservat Entlebuch

Das RegioPlus Projekt (1998 - 2001) des Regionalplanungsverbandes Amt Entlebuch verfolgte das Ziel, im Entlebuch ein UNESCO Biosphären-reservat zu errichten. Auf der Grundlage der regionalen Besonderheiten und Ressourcen des Entlebuchs und der angrenzenden Gebiete soll eine dauerhafte wirtschaftliche Entwicklung mit einem nachhaltigen Wachstum angestrebt werden. Mit der Inkraftsetzung der kantonalen Moorschutzverordnung, den Pflegeverträgen und der Ausscheidung der Kern- und Pflegezonen einerseits, mit dem Aufbau einer Abteilung Regionalwirtschaft und den Arbeitsgruppen für Produktemarketing andererseits, wurde die Basis für die Umsetzung dieses Modells geschaffen.

Der bisher bedeutendeste Meilenstein auf dem Weg zum Biosphärenreservat Entlebuch wurde im Jahre 2000 gelegt. In allen acht betroffenen Gemeinden der Region haben die Bürgerinnen und Bürger an ausserordentlichen Gemeindeversammlungen dem Vorhaben mit sensationellen 94 % sehr deutlich zugestimmt. Die Perspektive für die Zukunft, Partizipation der Bevölkerung, aussergewöhnliche Kommunikation sowie überzeugende Argumente waren wichtige Erfolgsfaktoren dieses Projekts.

Nach der Zustimmung durch die Regierung des Kantons Luzern und den Bundesrat anerkannte die UNESCO das Biosphärenreservat Entlebuch an der Bürositzung vom 20. September 2001. Das beratende Komitee des Internationalen Koordinationsrats (ICC) des Programms "Man and the Biosphere" anerkannte den Prozess im Biosphärenreservat Entlebuch. Es beglückwünschte die Verantwortlichen zum höchst demokratischen Prozess der Etablierung des Biosphärenreservats Entlebuch, zur umfassenden Vision, die für das Management angewandt wurde sowie zum Vorgehen, indem die Gemeinden gemeinsam dem Biosphärenreservat zustimmten und die finanzielle Unterstützung zusicherten. Die UNESCO schlägt vor, dass das Entlebucher-Modell der Mitwirkung der Bevölkerung publiziert und den anderen Biosphärenreservaten weltweit zur Verfügung gestellt wird. Heute ist die Region einer der grössten und kompetentesten Anbieter von naturkundlichen Exkursionen der Schweiz und hat in der Vermarktung von regionalen Produkten und Dienstleistungen eine grosse Erfahrung auszuweisen.

Geschützte Qualitätsmarke als Botschafter einer besonderen Idee

Das Label "ECHT ENATLEBUCH" bietet nicht nur dem Tourismus, sondern sämtlichen Anbietern von ursprünglichen und innovativen Produkten und Dienstleistungen aus dem Entlebuch eine ideale Plattform für die Vermarktung und zur Imageförderung an. Die Marke ist nichts anderes, als was man sich vorstellt, was sie ist. Man kauft Nivea-Creme mit der genauen Vorstellung davon, wie sie pflegt. Man besucht das Biosphärenreservat Entlebuch hoffentlich bald mit der klaren Vorstellung davon, wie gut einem der Aufenthalt in dieser besonderen Region tut. Eine Marke ist Vertrauen, aber auch Lebensstil, Innovation, Vitalität und Ausdruck von Ehrlichkeit und Authentizität. Heute werden unter dem Label EE bereits 350 verschiedene Produkte aus der Region auf dem Markt angeboten. Von Möbeldesign, Kunsthandwerk, Milch- und Fleischprodukte, bis hin zu Gemüse, Eier, Gartenmöbel, Komposterde usw.

Kooperationsmodell als Strategie für nachhaltiges Wachstum

Die Wertschöpfung des Entlebuchs soll langfristig verbessert und in ein nachhaltiges Wachstum münden. Durch ein nachhaltiges Wachstum, bei dem also weder Wirtschaft, Umwelt oder Gesellschaft auf Kosten des Andern wächst und profitiert, soll das Potential der Landschaft langfristig für die regionale Wertschöpfung erhalten und gesteigert werden.

Die nachhaltige Entwicklung im Entlebuch wird angestrebt, indem regionale Strukturen geschaffen und Kooperationen innerhalb der Branchen, zwischen den Branchen sowie mit anderen Regionen aufgebaut, vernetzt werden. Für eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Räume bedarf es einer engen Zusammenarbeit aller Akteure aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbe, Tourismus und Verkehr. Darüber hinaus sind die Körperschaften (Gemeinden, Regionen, Kantone) gefordert ihre Aktivitäten abzustimmen, damit grenz-überschreitende Projekte in Gang kommen und koordiniert werden können. Synergieeffekte müssen auf allen Stufen genutzt und das Denken in (regionalen) Wertschöpfungsketten gefördert werden. Der Tourismus muss also aktiv den Ausgleich im Dreieck Tourismus, Landwirtschaft und Natur suchen.

Damit werden die regionalen Stoffkreisläufe verbessert und die Wertschöpfung erhöht. Das langfristige Wachstum soll demnach durch die Ressourceneffizienz und das Innovationspotential in den Netzwerken sichergestellt werden. Es muss möglich sein, die Identifikation der Bevölkerung mit "ihrem Biosphärenreservat" zu fördern und breite Kooperationen auszulösen. Bewusste, zielgerichtete Partnerschaften sind aufzubauen und zu pflegen. Es geht darum, gemeinsame Werte zu schaffen und nicht Werte zu vernichten. Diese Wertsteigerung ist notwendig, damit Räume wie das Entlebuch ihre Wettbewerbsfähigkeit über die Zukunft aufrechterhalten können. Wir suchen Win-Win-Win-Situationen, das dritte "Win" steht für das Umfeld. Das heisst, das Entlebucher-Modell muss reproduzierbar sein.

Ein nachhaltiger und erfolgreicher Veränderungsprozess bedarf der ständigen Beobachtung und Steuerung. Der Dialog muss auf Kooperation aufgebaut sein. Dieser kontinuierliche Dialog verlangt viel Verständnis für regionale Anliegen und grosses Feingefühl im Umgang mit den Betroffenen. Das Regionalmanagement ist als professionelle Drehscheibe für Moderation, Koordination, Controlling und Marketing zuständig. Nachhaltigkeit kann nicht vom Staat verordnet werden. Gefragt ist ein Dialog aller relevanten Akteure und der Wille sich auf einen gemeinsamen Such-, Lern- und Erfahrungsprozess einzulassen. Die Kehrseite oder der Preis von Netzwerken sind die geringe Sicherheit, hochgradige Personenabhängigkeit und die Gefahr einer überkomplexität. Netzwerke befinden sich also in einem Dauerdilemma zwischen Autonomie und Abhängigkeit, Kontrolle und Vertrauen, Kooperation und Wettbewerb, Vielfalt und Einheit, Stabilität und Fragilität, Formalität und Informalität.

Genau hierin - in diesem Dauerdilemma - liegt aber der Grund für die grosse Potenz. Netzwerkarbeit ist anspruchsvoll. Sobald die Motivation abnimmt, beispielsweise an gemeinsamen Treffen teilzunehmen, ist das Netzwerk zum Scheitern verurteilt.

Das Modell Entlebuch wird reproduzierbar, weil methodisch vorgegangen wird. Das methodische Vorgehen macht durch stete Vereinfachung und Optimierung das Vorgehen für andere Regionen attraktiv und leicht umsetzbar. Dadurch kann ebenfalls die Eigendynamik entstehen, die erforderlich ist, um in einer globalen Perspektive Wirkung zu erzielen.

Es suchen viele Innovative Unternehmer nach praktikablen Konzepten um globales Denken mit lokalem Wirtschaften zu verbinden, das Entlebuch soll hier weitere Lösungen aufzeigen und zum eigentlichen Vorbild werden. Dazu muss ein viel breiteres gesellschaftliches Bewusstsein geschaffen werden. Der Weg in den neuen Fortschritt ist nicht die Aufgabe von einer Handvoll Propheten, sondern von tausenden von wirtschaftlich und kulturell aktiven Menschen. Sie gehören hoffentlich auch dazu!

Kernsätze:

Regionale Identität, gemeinsame Kultur, gemeinsame Erfahrungen stellen ein grosses Entwicklungspotential dar.

Dialog- und Kooperationsbereitschaft sind der Schlüssel zu einem neuen Markt, zu neuem intelligentem Wachstum.

Autor: Theo Schnider, Direktor UNESCO Biosphärenreservat Entlebuch, Dipl. Tourismus- , Natur - und Umweltfachmann CH, Biosphärenzentrum, Chlosterbüel CH-6170 Schüpfheim, 2005

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