Klimawandel - Climate Change
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Paris-Abkommen als Brücke zur Einhaltung der 2-Grad-Grenze
Die nationalen Länderbeiträge zu einem globalen Klimaabkommen reichen bislang zwar nicht aus, um die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen - sie können jedoch zum Einstiegspunkt in eine kohlenstoffarme Wirtschaft werden, wenn das Pariser Abkommen einen Mechanismus zur Stärkung dieser Beiträge bis spätestens 2020 umfasst. Das zeigt ein neuer Bericht eines Konsortiums aus 16 internationalen Forschungsinstituten.

Die Wissenschaftler liefern eine detaillierte Analyse des Umbaus des Energiesektors, der für die Umsetzung der INDC genannten Länderbeiträge (intended nationally determined contribution) notwendig wird, und untersuchen die Reichweite dieses Umbaus mit Blick auf die zwei-Grad-Leitplanke.

"Bis zum 19.Oktober wurden 123 INDCs von 150 Ländern eingereicht, die insgesamt 86 Prozent der globalen Emissionen von 2012 abdecken. Eine so breite Beteiligung durch Länder aller Kontinente, aller Entwicklungsstufen und aller unterschiedlichen Positionen in den Klimaverhandlungen ist an sich bereits ein bedeutender Schritt für den Klimaschutz und ein Zeichen des Engagements für die Verhandlungen in Paris", sagt Teresa Ribera, Projektleiterin und Direktorin des Institute for Sustainable Development and International Relations (IDDRI). "Die Beurteilung der INDCs sollte sich nach ihrem Potenzial richten, die umfassende Dekarbonisierung des Energiesektors auf den Weg zu bringen. Der Bericht macht deutlich, dass diese Transformation eingeleitet wird, allerdings zu langsam. Künftige Politikmassnahmen und Ziele sollten im Einklang mit dem Ziel einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bis 2050 stehen, untermauert mit konkreten Strategien, wie dies zu erreichen ist."

Die vorliegende Analyse der INDCs wurde von der Europäischen Kommission gefördert und von führenden Forschungsgruppen aus Brasilien, China, Japan, Indien, den USA und Europa durchgeführt. Durch die Untersuchung der konkreten Bedeutung der INDCs für die Dekarbonisierung bis und nach 2030 - vom Energiesektor und Gebäuden bis hin zu Transport und Industrie - ergänzt der Bericht die bald erwarteten Einschätzungen des UN-Klimasekretariats UNFCCC und des UN-Umweltprogramms UNEP zu den INDCs und ihrer Bedeutung für die globalen Emissionen und das globale Temperaturziel.

"Die nationalen Klimaschutzbeiträge legen zwar den Grundstein für einen schnelleren weltweiten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, für die Einhaltung der 2-Grad-Grenze ist das jedoch noch nicht ausreichend”, sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Das Pariser Abkommen sollte deshalb einen klaren Zeitplan aufstellen, wie Emissionsreduktionen stärker vorangetrieben werden können. Mechanismen zur Stärkung der INDCs bis 2020 wären notwendig, um ein klares Signal für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft an Investoren im Energiesektor und darüber hinaus zu senden."

Sechs grundsätzliche Kernaussagen des Berichts im Vorfeld der COP21:

•Der Bericht zeigt, dass die INDCs zu einer Beschleunigung und Festigung der Klimaschutzbemühungen in den weltweit grössten Volkswirtschaften führen werden.

• Dies trifft insbesondere auf den Stromsektor zu, wo die INDCs den Übergang zu erneuerbaren und anderen emissionsarmen Formen der Stromproduktion weiter vorantreiben werden. In den sechs einzeln untersuchten grössten Volkswirtschaften sinken die CO2-Emissionen pro Einheit der Stromproduktion um etwa 40 Prozent zwischen 2010 und 2030, während erneuerbarer Strom mit etwa 36 Prozent des Strommixes die dominante Quelle der Elektrizitätsproduktion wird. Ähnlich positive Trends gibt es im Bereich Energieeffizienz: zum Beispiel nimmt die Energieintensität im Personenverkehr in China, Indien, der EU, der USA, Brasilien und Japan zusammen um etwa 30 Prozent ab.

• Jedoch betont der Bericht, dass die INDCs nicht alle zentralen Massnahmen für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft ausreichend aktivieren. Das Ausmass und die Geschwindigkeit der Entwicklung wichtiger kohlenstoffarmer Lösungen, wie z.B. CCS, Elektrofahrzeuge, hochentwickelte Biotreibstoffe oder nachhaltige Stadtplanung bleiben unter den INDCs zurück gegenüber dem, was in einem 2°C Szenario erforderlich wäre. Der Bericht hebt ebenso hervor, dass unter den INDCs zu viele Kohlekraftwerke am Netz blieben, um mit einem 2°C Szenario im Einklang zu sein. Dies unterstreicht die Risiken eines Lock-in-Effekts auf einen kohlenstofflastigen Kurs, wenn nicht schnell entgegengewirkt wird.

• Die INDCs müssen gestärkt werden, um die 2°C Grenze in Reichweite zu halten. Die aktuell vorgelegten INDCs würden eine drastische und abrupte Kursänderung in 2030 und eine technisch und ökonomisch schwer zu realisierende Transformationsgeschwindigkeit im Zeitraum nach 2030 erfordern, sofern die 2°C Grenze noch eingehalten werden soll.

• Das Pariser Abkommen kann eine Brücke zwischen den INDCs und der Einhaltung der 2°C Grenze schlagen, indem es einen berechenbaren und glaubwürdigen Mechanismus für regelmässig verschärfte Ziele und Strategien in Fünfjahresschritten entwickelt, mit einer ersten Verschärfung bis spätestens 2020. Der Bericht untersucht ein solches Brücken-Szenario, in dem der von den gegenwärtigen INDCs eingeleitete Transformationsprozess zunehmend verstärkt wird. In diesem Szenario kann eine Stärkung von Klimaschutzmassnahmen und Verpflichtungen bis 2020 die Emissionen bis 2030 um weitere 5 Gt CO2-Äquivalente unter das bereits von den INDCs erreichte Emissionsniveau senken, und erlaubt damit einen leichter zu realisierenden und weniger teuren Übergang zur Einhaltung der 2°C-Grenze. Es ermöglicht zudem eine reibungslosere Umverteilung von Investitionen weg von kohlenstoffreichen hin zu kohlenstoffarmen Technologien und Infrastruktur, wodurch das Risiko einer späteren Entwertung kohlenstoffreicher Infrastruktur ("Kohlenstoffblase") im Energiesektor verringert wird.

• Die Stärkung von Klimaschutzmassnahmen und -zielen wird durch die Tatsache unterstützt, dass INDCs zu beachtlichen positiven Nebeneffekten für den Klimaschutz führen können. Für die im Bericht untersuchten Länder wurden signifikante Reduktionen der Energieabhängigkeit und der lokalen Luftverschmutzung gefunden. "Wir zeigen, dass die INDCs nicht nur Vorteile für den Klimaschutz bringen werden - sie werden Ländern und Regionen wie der EU, Japan und China helfen, die lokale Luftverschmutzung zu reduzieren und ihre wachsenden Energieimporte einzudämmen," sagt Jessica Jewell, Wissenschaftlerin am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA). "Solche Co-Benefits können ein wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung ambitionierter nationaler Klimaschutzstrategien sein, da sie bei einer Stärkung der INDCs weiter zunehmen würden", fügt sie hinzu.

Weblink zum vollständigen Report: http://www.iddri.org/Publications/Beyond-the-numbers-Understanding-the-transformation-induced-by-INDCs

Quelle: Text Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK, Oktober 2015

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Klimagipfel von Paris braucht Vorreiter, um Zwei-Grad-Grenze einzuhalten

Zwar wollen die meisten Staaten der Welt Klimarisiken vermeiden und deshalb die Zwei-Grad-Grenze globaler Erwärmung einhalten, aber sie sind uneins, wer genau wieviel tun soll für dieses Ziel. Für das Ergebnis des Weltklimagipfels COP21 von Paris ist daher auch entscheidend, wie die Verringerung des Ausstosses von Treibhausgasen zwischen den Staaten aufgeteilt wird. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, welche Menge an Emissionsreduktion eine führende Volkswirtschaft leisten muss, um die Welt aus dem Stillstand der Klimapolitik heraus zu führen. Den Klimawandel wirkungsvoll zu begrenzen ist demnach möglich, wenn es einen Vorreiter gibt und andere folgen - ohne dass die Staaten sich hierbei auf eine für alle gleiche Fairness-Regel für die Verteilung der Reduktionen einigen müssen.

Klimagipfel von Paris braucht Vorreiter, um Zwei-Grad-Grenze einzuhalten

Die Forscher haben eine Website mit Resultaten der Studie für einzelne G20 Staaten auf www.mitigation-contributions.org erstellt

"Wenn die Europäische Union oder die USA als Pionier der weltweiten Klimapolitik handeln würden, so könnte die Blockade der Verhandlungen über eine gerechte Lastenteilung aufgebrochen werden", sagt Leit-Autor Malte Meinshausen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Universität Melbourne. "Unsere Analyse zeigt, dass sie ihre gegenwärtigen Emissionsreduktions-Ziele ungefähr verdoppeln müssten - was natürlich eine erhebliche Anstrengung erfordern würde. Aber dies scheint eine der wenigen Möglichkeiten zu sein, um die globale Erwärmung am Ende wirklich auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen, und damit eine drastische weitere Zunahme von Wetterextremen und Meeresspiegel-Anstieg abzuwenden."

Streit um unterschiedliche Massstäbe für Gleichverteilung

Während die UN-Klimarahmenkonvention die Formel der ‚gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung' hoch hält, ist die Welt gespalten in zwei Lager. Das eine ist faktisch für eine Verteilungsgerechtigkeit in der Zukunft: der Ausstoss von Treibhausgasen pro Kopf würde in allen Ländern etwa gleich sein, in einem noch zu bestimmenden Jahr, vielleicht 2050. Dies ist im Grunde die Position der EU und der USA. Das andere Lager, mit China und Indien, ruft nach einer ausgleichenden Gerechtigkeit: Die Emissionen der Vergangenheit sollen mit einbezogen werden, um eine gleiche Menge von zulässigen Gesamtemissionen - seit Beginn der Industrialisierung - pro Kopf zu errechnen. Diese Art von Verteilung würde bedeuten: wer in der Vergangenheit wenig Treibhausgase ausgestossen hat, kann in der Zukunft mehr pro Kopf emittieren.

Analysen von Ankündigungen nationaler Emissionsreduktionen und von früheren Verhandlungen zeigen, dass - wenig überraschend - die Länder in der Regel dem Prinzip von Verteilungsgerechtigkeit anhängen, dass für sie im Vergleich zu ihren internationalen Wettbewerbern die geringere Anstrengung verspricht. Da China und Indien sich erst vor kurzer Zeit industrialisiert haben, haben sie in der Vergangenheit weniger Treibhausgase ausgestossen als die EU und die USA. Heute aber emittiert allein China mehr als EU und US zusammen, und auch pro Kopf der Bevölkerung gerechnet liegen Chinas Emissionen etwa auf dem Niveau Europas.

"Weniger utopisch als eine einheitliche Regelung"

"Wir haben errechnet, wie stark eine grosse Volkswirtschaft den Ausstoss an Treibhausgasen senken müsste, wenn alle anderen Staaten dem jeweils für sie günstigeren Muster der Aufteilung von Emissionsreduktionen folgen würden - einige würden dann ihre Reduktionsmengen auf dem Prinzip der Gleichverteilung pro Kopf basieren lassen, andere würden die historischen Emissionen einbeziehen, und unter dem Strich würde dennoch das Zwei-Grad-Ziel erreicht", erklärt Ko-Autorin Louise Jeffery vom Potsdam-Institut. Die Wissenschaftler nennen dieses Konzept ‚eine der Unterschiede bewusste Führung'. "Dies scheint weniger utopisch als eine einheitliche Regelung", so Jeffery. "Allerdings baut es auf der Annahme, dass die allermeisten ökonomisch relevanten Staaten in der einen oder anderen Weise teilnehmen."

In diesem Szenario müsste das US-Ziel der Emissionsreduktionen für 2030 rund 50 Prozent statt gegenwärtig 22-24 Prozent gegenüber 2010 betragen. Alternativ müsste das EU-Ziel der Emissionsreduktionen bei 60 statt gegenwärtig 27 Prozent gegenüber 2010 liegen (die 27 Prozent gegenüber 2010 entsprechen dem angekündigten Ziel von 40 Prozent gegenüber 1990).

Die Zahlen zeigen: China wird nicht die Führung übernehmen

Auch China könnte die Pionierrolle übernehmen. Aber jenseits politischer Abwägungen zeigen schon die Zahlen, dass dies unwahrscheinlich ist. Wollte China hier die Führung übernehmen, müsste das Land bis 2030 seine Emissionen auf 32 Prozent gegenüber 2010 reduzieren. In einem Szenario gleicher kumulativer Pro-Kopf-Emissionen, bei dem auch die historischen Emissionen zur Berechnung der in Zukunft noch zulässigen Emissionen eines Landes einbezogen werden, müsste China nur um 4 Prozent reduzieren. Das erscheint wenig, wäre aber dennoch ein entscheidender Beitrag zur weltweiten Klimastabilisierung, eben weil China heute solche Massen Treibhausgase ausstösst.

"Wenn man sich anschaut, was die Staaten der Welt bislang für Paris auf den Tisch gelegt haben, so ist klar: es reicht nicht, um die globale Erwärmung unter der international anerkannten Grenze von zwei Grad Celsius zu halten - deshalb können die derzeitigen 'beabsichtigten nationalen Beiträge' nur als ein erster Schritt in die richtige Richtung gesehen werden", sagt Ko-Autor Sebastian Oberthür von der Freien Universität Brüssel. Auf der Grundlage von Datenbanken des Weltklimarats IPCC haben die Wissenschaftler ihr Konzept entwickelt, das abweicht von bisherigen Vorstellungen. "Wenn wir so lange nichts tun, bis wir eine einheitliche Vereinbarung zur fairen Verteilung von Emissionsreduktionen haben," so Oberthür, "dann wird das Ergebnis fair nur in dem Sinne sein, dass alle verlieren - weil der Klimawandel uns alle treffen wird."

"Unsere Studie blickt voraus auf den Klimagipfel von Paris, auf dem die Länder auf einen unabhängigen bottom-up-Ansatz setzen werden", sagt Ko-Autor Joeri Rogelj vom International Institute for Applied Systems Analysis. "Das ist ein wesentlicher Bruch mit der Vergangenheit, und in dieser neuen Situation bietet unsere Studie ein neues Konzept, um zu verstehen, wie Staaten auch auf einem zersplitterten Spielfeld die Führung übernehmen können."

Die Forscher haben eine Website mit Resultaten der Studie für einzelne G20 Staaten auf www.mitigation-contributions.org erstellt.

Artikel: Meinshausen, M., Jeffery, L., Guetschow, J., du Pont, Y.R., Roegelj, J., Schaeffer, M., Höhne, N., den Elzen, M., Oberthür, S., Meinshausen, N. (2015): National post-2020 greenhouse gas targets and diversity-aware leadership. Nature Climate Change Advanced Online Publication [DOI: 10.1038/NCLIMATE2826]

Weblink zum Artikel: http://dx.doi.org/10.1038/NCLIMATE2826

Quelle: Text Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK, Oktober 2015
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