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Langfristige Waldforschung im Plenterwald zielt auf die Praxis
von Andreas Zingg, Projektleiter Waldwachstumsforschung
Ein Österreichischer Praktiker vermutete, dass die heutigen Plenterwälder, die im ganzen europäischen Raum unter ähnlichen Bedingungen vorhanden sind, Urwälder sind, die nie ganz kahl geschlagen wurden und in denen seither kontinuierlich einzelne Bäume geerntet wurden - in der Regel sind dies die dicken. Sind diese einmal weg, bekommen kleinere Bäume die Möglichkeit, aufzuwachsen. Wenn dieses Verfahren einigermassen konsequent und unter Beachtung einiger Regeln in den natürlichen Abläufen durchgeführt wird, bekommt man Wälder, die so aussehen, wie beispielsweise die Bestände im Toppwald bei Konolfingen BE.

Plenterwälder (in Plenterwäldern wird laufend so viel Holz genutzt wie nachwächst) sind allerdings keine Urwälder, im Gegenteil: um ihre Vorteile zu erhalten, müssen sie kontinuierlich genutzt werden.

Ein Plenterwald befindet sich im Idealfall in einem so genannten Gleichgewicht, d.h. dass dauernd kleine Bäume aus Naturverjüngung vorhanden sein müssen, die in die Mittelschicht aufwachsen können und mitteldicke Bäume, die sich zu dicken Bäumen der Oberschicht entwickeln können. Vorzugsweise werden dann die dicken Bäume genutzt, denn dieses Holz bringt den Erlös für jahrzehntelange Arbeit.

Dank dem Umstand, dass Plenterwälder sich ungefähr in einem Gleichgewicht befinden, sind sie in Bezug auf Bestandesstruktur und -wachstum immer etwa gleich. Deshalb reflektiert in einem Plenterwald, der sich mehr oder weniger im Gleichgewicht befindet, das Wachstum auch die Entwicklung externer Wachstumsfaktoren wie z.B. die Veränderung des Standortes oder des Klimas. D.h. dass die Plenterwaldversuchsflächen nebst der Fragestellung der Holzproduktion usw. auch zur Beobachtung von Standorts- und Klimaveränderungen herangezogen werden können. Dies zeigt als Beispiel deutlich der Zuwachsverlauf der Emmentaler Plenterwälder: bis Anfangs der 1980er Jahre ist eine leicht steigende Tendenz festzustellen - vermutlich eine Folge der Extensivierung der Nutzung, indem Borke, Feinäste und Reisig in der Landwirtschaft nicht mehr verwendet wurden.  

Hätte man damals die Forschung in diesen Wäldern abgeschlossen, hätte man den dramatischen Anstieg des Wachstums um fast 50% gegenüber den vergangenen fast 80 Jahren nicht feststellen können.

Die Bewirtschaftung bzw. die Nutzung in Plenterwäldern darf ohne weiteres auch ökologisch als sinnvoll und gerechtfertigt bezeichnet werden. Aus diesem Grund hat die waldwachstumskundliche Forschung der WSL zusätzlich zu den bestehenden Versuchsflächen, die v.a. im Emmental, aber auch in den Voralpen und im Jura liegen, neue Versuchsflächen aus ganz anderen Waldtypen des Mittellandes und der Alpen angelegt, um diese "sanfte" Methode einer dauernden Waldbewirtschaftung auch unter anderen Verhältnissen zu testen. Das Umwandeln eines Waldes in einen Plenterwald ist wenig entwickelt und erforscht und wird mindestens 50 bis 100 Jahre dauern.

Nicht nur im Plenterwald dauert es lange, bis die Forschung gesicherte Ergebnisse vorweisen kann. Die WSL betreibt seit 125 Jahren Waldwachstumsforschung. Wir haben damit zahlreiche Fragen beantwortet und viele Beiträge zur Weiterentwicklung einer naturnahen Forstwirtschaft geleistet. Beispielsweise bilden umfangreiche Daten die Grundlage für Waldwachstumsmodelle, welche die forstliche Planung verbessern und der ökologische Forschung dienen. Wir haben damit aber nur einen Teil des Entwicklungszyklus eines Waldes erfasst, v.a. im Gebirgswald. Neuere Projekte, die in den letzten 20 Jahren begonnen wurden, sind z.B. die Entwicklung der Nutzholzproduktion im Kastanien-Niederwald auf der Alpensüdseite, die mit einer geplanten Produktions- und Forschungszeit nur 30 bis 40 Jahre dauert. Oder die Bewirtschaf-tung der Buchen-Niederwälder im Basler Jura, wo zur Förderung der Biodiversität Energieholz geschlagen wird. Die Weiterführung der langfristigen Waldforschung zugunsten der Wald-Welt und deren Nutzer wird auch in Zukunft eine zentrale Aufgabe der WSL sein.

Quelle: Text WSL 2011

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Externe Links
Waldwissen Bundesamt für Umwelt BAFU
Eidg. Forschungsanstalt WSL
WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF
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