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2021 Chamanna Cluozza in neuem Kleid
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Schweizerischer Nationalpark (Graubünden)

Chamanna Cluozza in neuem Kleid

Die ursprüngliche Chamanna Cluozza wurde 1910 von Curdin Grass aus Zernez erstellt. Sie diente den Parkwächtern und den wenigen Gästen als Unterkunft. Im Laufe der Jahrzehnte erlebte die Hütte diverse Erweiterungen und bietet heute Platz für 61 Personen. Mit über 4'000 Übernachtungen während 4 Monaten zählt sie schweizweit zu den Berghütten mit den höchsten Sommerfrequenzen. Die steigende Auslastung während der letzten Jahre hatte zur Folge, dass die Platzverhältnisse und die Erholungsqualität für das Personal beeinträchtigt wurden. Dies bewog die Verantwortlichen des Schweizerischen Nationalparks dazu, nach neuen Lösungen zu suchen.

«Treglia» macht das Rennen

Im Rahmen eines Studienwettbewerbs im Jahr 2018 hatten 4 Architekturbüros aus Graubünden die Gelegenheit, ein Projekt zu entwickeln, das die Anforderungen des SNP am besten erfüllt. Nach Ansicht der Jury ist dies dem Architekturbüro Capaul & Blumenthal aus Ilanz mit ihrem Projekt «Treglia» auf ideale Weise gelungen. Sie bringen das Personal in einem hinter der bestehenden Hütte platzierten Strickbau aus Lärchenholz unter und halten den Eingriff in die bestehende und organisch gewachsene Hütte bewusst klein.

Der Umbau erfolgte im Sommer 2021. Dabei wurden auch Bausünden aus früheren Umbauten entfernt. So sind die Dächer nun statt mit Eternit mit 30‘000 handgespaltenen und genagelten Lärchenschindeln bedeckt und sind Strickwände der ursprünglichen Blockhütte wieder sichtbar. Für Heidi Hanselmann, Präsidentin der Eidgenössischen Nationalparkkommission, hat der Umbau die Erwartungen übertroffen: «Ich bin begeistert, wie die Architekten Alt und Neu zu einem lebendigen Ganzen kombiniert haben - mit grossem Respekt vor der traditionellen Handwerkskunst und viel Liebe zum Detail.»

Nachhaltigkeit im Zentrum

An einem solchen Ort zu bauen, erfordert grosse Sorgfalt. Dies betrifft nicht nur den architektonischen Ansatz, sondern auch die Verwendung von angemessenen Materialien und die schonende Umsetzung. Beton kam nur minimal zum Einsatz, das verwendete Lärchenholz stammt aus den Nationalparkgemeinden, die Schindeln aus Ramosch und die Steine für den Vorplatz aus der Umgebung. Der Komfort für die Hüttengäste erfuhr nur unwesentliche Anpassungen, um die Energiebilanz nicht zu beeinträchtigen. Bauliche und betriebliche Nachhaltigkeit sind zentrale Anliegen. So basiert die Energieversorgung auf einem Kleinstwasserkraftwerk und Photovoltaik, die Abwasserreinigung erfolgt mit Wurmkompost und einem pflanzenbesetzten Klärbecken.

Ein Zeichen setzen

Nicole und Artur Naue mit ihren beiden Kindern haben bis 2021 die Trifthütte im Berner Oberland betrieben. Ab dieser Saison wirken sie als Gastgeber in der Chamanna Cluozza und lassen dort auf allen Ebenen ihre grosse Erfahrung im Nachhaltigkeitsbereich einfliessen. So fehlen auf der Karte klassische Süssgetränke und Fertiggerichte, dafür finden die Gäste feine Sirups, Bier, Milchprodukte und Fleisch aus der Region. Dadurch bleibt die Wertschöpfung im Tal und die kurzen Transportwege reduzieren den ökologischen Fussabdruck. Gemäss Parkdirektor Ruedi Haller geht es auch in Zukunft nicht ohne Helikopter, doch lässt sich die Zahl der Flüge mit angepasstem Sortiment und kreativen Ideen deutlich reduzieren. So, wie es von einer Hütte im Nationalpark auch erwartet werden darf. «Wir möchten bezüglich Nachhaltigkeit mit der neuen Chamanna Cluozza ein Zeichen setzen».

Die Ursprünge der Chamanna Cluozza im Schweizerischen Nationalpark (SNP) gehen auf das Jahr 1910 zurück. Über die Jahrzehnte wurde die Hütte immer wieder erweitert und bietet heute 58 Personen Platz. Der Holzstrick der ursprünglichen Hütte ist immer noch vorhanden und wird im Rahmen der noch bis Oktober dauernden Bauarbeiten teilweise wieder freigelegt. Ebenfalls an die ursprüngliche Hütte erinnern die von Hand gefertigten und genagelten Lärchenschindeln, die neu wieder das Dach des Hauptgebäudes zieren. Architekt Ramun Capaul nimmt in seinem Wettbewerbsprojekt die bestehenden Elemente sorgfältig auf und ergänzt das Ensemble mit einem separaten Wohnturm aus Lärchenholz, in welchem das Personal untergebracht wird. Der grösste Teil der Bauarbeiten konnte an einheimische Firmen vergeben werden.

Im Zeichen der Nachhaltigkeit

Nach der letzten umfassenden Renovation im Jahre 1993 ist es den Verantwortlichen des SNP ein grosses Anliegen, bezüglich Nachhaltigkeit ein Zeichen zu setzen. Und zwar sowohl im baulichen, ökologischen wie auch im betrieblichen Bereich. So erfolgt in Zukunft die Abwasserreinigung mittels Wurmkompost und pflanzlicher Klärung. Eine Anlage, die es in dieser Form in der Schweiz bisher noch nicht gibt. Zudem wird das Kleinstkraftwerk optimiert und sorgt weiterhin für eine autarke Stromproduktion. Bei den Baumaterialen werden möglichst natürliche Rohstoffe verwendet. Das Lärchenholz für den Neubau und die Schindeln stammt aus der Region und wurde teilweise von den Parkgemeinden zur Verfügung gestellt, Steinplatten werden vor Ort gewonnen. Der Boden im neuen Turm besteht aus Stampflehm. Die Begrünung der Umgebung erfolgt mit Samen, die in einer nahegelegenen Einzäunung gewonnen werden. Die Gesamtkosten betragen 2,6 Mio. CHF, der Bund übernimmt 2 Mio. Die kantonale Denkmalpflege beteiligt sich an den Kosten der Schindeldächer.
Im Bereich des Betriebs werden die Versorgungsflüge soweit wie möglich reduziert, indem beispielsweise bei den Getränken das natürlich vorhandene Trinkwasser für Tees und Sirup genutzt wird. Regionale Produkte führen zu kurzen Transportwegen und halten die Wertschöpfung im Tal. Der geringere Fleischanteil in den Menüs reduziert den ökologischen Fussabdruck zusätzlich.

Einfach und gemütlich

Der Komfort wurde mit dem Umbau bewusst nur geringfügig erhöht. Für die Gäste gibt es zwar etwas mehr Platz in den Schlafräumen. Aber es stehen ausser für das Personal nach wie vor keine Duschen zur Verfügung, damit der Wasserverbrauch gering bleibt. Die rund 4000 jährlichen Übernachtungsgäste schätzen diese Einfachheit und Ursprünglichkeit der Chamanna Cluozza. Durch den Verzicht auf Komfort leisten auch sie einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung dieses einmaligen Ortes in einem der wildesten Täler des SNP. Die grösste Änderung ergibt sich für das Personal: Weil dieses bis anhin in der Haupthütte untergebracht war, erwies sich die Erholungsqualität als ungenügend.

Quelle: Text Schweizerische Nationalpark (SNP), August und Oktober 2021

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