Erdbeben - Earthquake - Tsunami
SPEZIAL Erdbeben und Tsunami in Japan 2011
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Erdbeben in Japan 2011
Erdbeben und Tsunamis
Japan Erdbeben 2011: Updates 13. - 18. März 2011
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Japan: Erdbeben vom 11. März 2011 - Berichte 13. bis 18. März 2011
13. März 2011 15. März 2011 16. März 2011 17. März 2011 18. März 2011
18. März 2011
Nukleare Gefahr: Der Tsunami ist die grössere Tragödie

Die nationalen und internationalen Medien überbieten sich gegenwärtig in der Berichterstattung über die nukleare Bedrohung, welche von den beschädigten Reaktoren in den japanischen Kernkraftwerken ausgeht. Die Vielfalt der Hintergrundberichte zum Thema Kernenergie folgt einer verständlichen Logik: Die Bedrohung, welche von den Kernkraftwerken ausgeht, berührt die Menschen in den meisten westlichen Ländern unmittelbarer als die möglichen Folgen einer Tsunami.

Prof. David Spiegelhalter versucht in seinem Grundsatzartikel "Japan nuclear threat: The tsunami is the bigger tragedy", die Psychologie der menschlichen Wahrnehmung bei Katastrophenereignissen aufzuzeigen. Er zeigt mit Fakten auf, dass Menschen auf Bilder und Informationen über Unfällen, bei den denen radioaktive Strahlungen freigesetzt werden, viel emotionaler und irrationaler reagieren als bei Naturkatastrophen. Der Artikel, welcher leider nur in englischer Sprache verfügbar ist, appelliert an die menschliche Vernunft, trotz der packenden Dramaturgie bei nuklearen Katastrophenereignissen die Massstäbe für die Wirklichkeit nicht zu vergessen.

Eine Woche nach dem Einfall der Tsunami an der Nordostküste von Japan beginnt die internationale Hilfe richtig anzulaufen. Japan hat Hilfsangebote aus 124 Ländern erhalten. Die japanischen Behörden haben Zeit gebraucht, in diesem Chaos, welches das Erdbeben und der Tsunami verursacht haben, einen besseren Überblick zu verschaffen und folgerichtige organisatorische Massnahmen zu veranlassen. Die Informationspolitik der Regierung hat sich deshalb von Tag zu Tag verbessert. Die Ungeduld der internationalen Beobachter und auch der einheimischen Bevölkerung, welche ihren Missmut allerdings meistens nicht öffentlich kundtut, über das zögerliche Anlaufen der Hilfsmassnahmen ist verständlich. Nach der Tsunami 2004 in Indonesien und der Hochwasserkatastrophe 2010 in Pakistan dauerte es teilweise noch länger, bis die Hilfsmassnahmen zu ersten Erfolgen geführt haben. Besonders nach Erdbeben, wo die Infrastruktur innerhalb von Sekundenbruchteilen teilweise oder ganz zerstört wird, benötigen die Behörden der betroffenen Länder selbst eine Weile, bis sie sich nach dem Schock der Ereignisse auf ihre Aufgaben besinnen können.

Die IAEA meldet am 18. März, dass die Situation in den Reaktorblöcken 1 bis 3 des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi weiterhin besorgniserregend ist. Die Situation wird allerdings als ziemlich stabil beschrieben. Weder konnte eine Verbesserung noch eine Verschlechterung der Verhältnisse festgestellt werden.

Alle drei Reaktoren des Kernkraftwerks Daini konnten vorschriftsmässig heruntergefahren und abgekühlt werden.

In 47 japanischen Städten konnte keine gesundheitsgefährdende radioaktive Strahlung festgestellt werden. In Tokio konnten keine Spuren der radioaktiven Isotope Iod-131 oder Cäsium-137 gemessen werden.

Quelle: IAEA, 18. März 2011 (Text: RAOnline)

Die Zahl der Toten klettert von Tag zu Tag nach oben. Stündlich werden die Namen von neu gefundenen toten Menschen registriert. Am 17. März 2011, 12 Uhr, wurden5'992 Tote und 9'522 Vermisste gezählt. Am Ende des Tages wurde die Marke 6'400 Tote (dieselbe Zahl Opfer forderte das Erdbeben von Kobe 1995) überschritten.

Die Weltbank schätzt den Gesamtschaden auf 15 bis 30 Milliarden USD.

Quelle: OCHA Regional Office for Asia Pacific, 18. März 2011 (Text: RAOnline)

In Folge des Erdbebens und Tsunamis vom letzten Freitag kam es im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi zu einem schweren Unfall mit Freisetzung von Radioaktivität. Für die Schweizer Bevölkerung besteht dadurch keine Gefahr. Das ENSI ordnet Sofortmassnahmen für die Schweizer Kernkraftwerke an und lässt weitere Massnahmen prüfen.

Lage beim Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi

Die Lage Standort Fukushima-Daiichi mit sechs Reaktoren ist weiterhin kritisch. Die Reaktorblöcke 1 bis 3 haben alle einen schweren Kernschaden. Sie werden zurzeit notfallmässig mit Meerwasser gekühlt. Das Containment (Sicherheitsbehälter) von Block 1 ist noch intakt, bei den Blöcken 2 und 3 ist es beschädigt, und es tritt Radioaktivität aus. Zudem haben sich die Becken für abgebrannte Brennelemente der Blöcke 3 bis 6 wegen Kühlungsausfalls aufgeheizt. Die dortigen Brennelemente können sich entzünden und dann grosse Mengen Radioaktivität freisetzen. Die Einsatzkräfte versuchen, die beschädigten Reaktoren und die Brennelementbecken mit Kühlwasser zu versorgen. Dies ist offenbar bei den Becken der Reaktoren 5 und 6 gelungen. Die Becken der Reaktoren 3 und 4 werden derzeit notfallmässig mit Hilfe von Wasserwerfern und Helikoptern gekühlt. Zudem wird weiter daran gearbeitet, ein Stromkabel zu verlegen, um die externe Stromversorgung wieder herzustellen.

In mehreren Wellen ist Radioaktivität an die Umgebung abgegeben worden, mit kurzzeitigen starken Erhöhungen der Strahlung in der unmittelbaren Umgebung. Da das Kraftwerksgelände stellenweise stark kontaminiert ist, herrschen sehr schwierige Arbeitsbedingungen. Die Pegel dürften heute Morgen aber abgenommen haben.

Die Notfallmassnahmen in Japan müssten für den Fall einer grossen Freisetzung von Radioaktivität aus den Brennelementbecken ausgeweitet werden. In den nächsten 24 Stunden bleiben die Windverhältnisse günstig, d.h. der Wind bläst weiterhin Richtung Meer.

Vorläufige Analyse des Unfallablaufes

Die Grundursache der aufgetretenen Probleme ist nach den vorliegenden Informationen der vom Erdbeben ausgelöste Tsunami. Er hat sämtliche Hilfsanlagen, Wasserfassungen, Rohrleitungen etc. auf dem Kraftwerksgelände zerstört. Dadurch versagten die externe Stromversorgung, die Kühlmittelversorgung für alle Reaktoren und sämtliche Sicherheits- und Hilfssysteme sowie die Notstromversorgung.

Quelle: Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI, 18. März 2011 (Text: RAOnline)

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17. März 2011
Wenig Opfer wegen dem Erdbeben, viele Opfer wegen dem Tsunami - Kernschmelze in den Kernreaktoren befürchtet

Nach Angaben des UN's Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA) sind am 17. März 2011 insgesamt 5'178 Menschen als tot gemeldet worden. 8'913 Menschen gelten weiterhin als vermisst. 2'285 Verletzte wurden gezählt. Vermutungen gehen davon aus, dass weitere 15'000 Menschen in der betroffenen Region um Sendai noch nicht registriert werden konnten. Die UN gehen davon aus, dass weniger als 100 Personen als direkte Folge des Erdbebens (nicht der Tsunami) gestorben sind.

Grosse Sorgen machen die Verhältnisse in den Reaktorblöcken 2 und 3 des KKWs Daii-chi, wo eine Kernschmelze befürchtet wird. Die Behörden arbeiten ausserdem fieberhaft daran, die Reaktorblöcke 1 und 2 mit Elektrizität zu versorgen.

Quelle: Center for Excellence in Disaster Management and Humanitarian Assistance, 17, März 2011 (Text: RAOnline)

Am 17. März 2011 hat die Regierung von Japan in einer offiziellen Verlautbarung geschrieben, dass in den vom Erdbeben und der Tsunami betroffenen Distrikten von Tohuku und Kanto am 16. März (16:00 Uhr)2011 3'771 Tote, 2'044 Verletzte und 7'843 Vermisste gezählt wurden. Mehr als 11'000 Menschen konnten von den Hilfskräften noch nicht erreicht werden. 506'000 Menschen mussten aus dem Gebiet evakuiert werden.

Die Regierung meldete weiter, dass im Tohoku Distrikt und in den angrenzenden Region die lebenswichtigen Versorgungslinie wie Elektrizität, Gas, Wasser und Verkehrsinfrastrukturschwer beschädigt und teilweise ausser Betrieb sind.

Über die beschädigten Kernreaktoren gab die Regierung u.a. folgende Fakten bekannt:

- Unmittelbar nach dem Erdbeben vom 11. März 2011 wurden die 11 Rektoren in den 3 Kernkraftwerken in den Präfekturen Miyagi, Fukushima und Ibaragi automatisch abgeschaltet. Die situation in diesen Kernkraftwerken ist weiterhin unter Kontrolle.

- Für die beiden Kernkraftwerken Fukushima Dai-ichi und Dai-ni in der Präfektur Fukushima musste der Notfall ausgerufen werden.

- In den Betriebsgebäuden derReaktoren 1 und 3 im KKW Dai-ichi wurden am 12. und 14. März 2011 Wasserstoffexplosionen festgestellt. Die Sicherheitskräfte haben anschliessend Wasser in die Reaktoren eingespritzt. Gegenwärtig scheint die Reaktorschutzhülle noch intakt. Nach einer Explosion im Reaktorgebäude 3 sind in der Nähe der Reaktorschutzhülle Schäden festgestellt worden. Auch in diesen Reaktor wird weiterhin Kühlwasser eingespritzt. Der Reaktor 4 war zum Zeitpunkt des Erdbebens wegen Kontrollarbeiten ausser Betrieb. Im Reaktorgebäude 4 brach am 15. März 2011 ein Feuer aus, welches eine Wasserstoffexplosion auslöste. Das Feuer konnte noch am selben Tag gelöscht werden.

- Im Kernkraftwerk Fukushima Dai-ni konnte der Abkühlungsprozess der Brennstäbe abgeschlossen werden. Es traten keine wesentlichen Probleme auf.

Quelle: Regierung von Japan (Government of Japan), 17, März 2011 (Text: RAOnline)

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16. März 2011
Viele Nachbeben in der Region - Weiter steigende Opferzahlen

Die Japanische Regierung meldet, dass bis zum heutigen Tag 4'317 Menschen als tot gemeldet wurden. 8'616 Menschen gelten weiterhin als vermisst.

Quelle: United States Agency for International Development (USAID), 16. März 2011 (Text: RAOnline)

Nach dem Erdbeben vom 11. März 2011 haben sich insgesamt 290 Nachbeben ereignet. Am 14. März 2011 löste ein Erdbeben mit der Stärke M 6.0 im Nordosten von Japan eine weitere 3 m hohe Tsunamiwelle aus.

1923 verloren beim grossen Kanto Erdben der Stärke M 8,3 143'000 Menschen ihre Leben. Das Erdbeben bei Kobe (grosses Hanshin Erdbeben) im Jahr 1995 mit der Stärke 7,2 wurden 6'400 Tote gezählt.

Quelle: Center for Excellence in Disaster Management and Humanitarian Assistance), 16. März 2011 (Text: RAOnline)

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15. März 2011
Schweres Nachbeben - Grosse Probleme im Kernkraftwerk Daiichi - Betrieb in den anderen Kernkraftwerken normal

Am 15. März 2011 hat sich um 13.31 in Ost-Honshu ein Nachbeben der Stärke M 6,1 ereignet. Das Kernkraftwerk Hamaoka liegt etwa 100 km Epizentrum des Bebens entfernt. Das Incident and Emergency Centre (IEC) derinternationalen Atomenergie-Agentur IAEA (International Atomic Energy Agency) in Wien bestätigte nach dem Beben, dass das Kernkraftwerk Hamaoka weiterhin sicher funktioniert.

Die IAEA meldet am 15. März 2011 um 14.10 UTC, dass alle Blöcke in den KernkraftwerkenFukushima Daini, Onagawa und Tokai in einem sicheren und stabilen Zustand sind. Die Blöcke wurden abgeschaltet und heruntergefahren. Die Anlagen werden weiterhin gekühlt.

Die IAEAist allerdings über den Zustand des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi besorgt. Die Reaktorblöcke 1, 2 und 3 werden weiterhin mit Meerwasser gekühlt. Versuche, die Anlage Fukushima Daiichi mit elektrischen Strom zu versorgen, sind weiterhin im Gang.

Nach Explosionen in den Blöcken 1 und 3 blieb die primären Schutzhüllen intakt. Die Explosion im Block 2 am 14. März 2011 um 21:14 UTC hat offenbar die primäre Schutzhülle beschädigt. Alle drei Explosion erfolgten durch Wasserstoffgas-Ansammlungen im Reaktor.

Über den Brand im Block 4 vom 14. März herrscht gegenwärtig noch keine abschliessende Klarheit.

Quelle: IAEA, 15. März 2011 (Text: RAOnline)

Das Japanische Rote Kreuz meldet, dass bis zum heutigen Tag 2'722 Menschen als tot gemeldet wurden. 3'742 Menschen gelten weiterhin als vermisst. 439'337 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen und werden in den 2'457 Notunterkünften betreut.

4'648 Häuser wurden zerstört. 68'231 Häuser wurden durch das Erdbeben und den Tsunami teilweise schwer beschädigt.

Quelle: International Federation of Red Cross And Red Crescent Societies (IFRC) 15. März 2011 (Text: RAOnline)

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13. März 2011
Die Lage im Katastrophengebiet ist unübersichtlich - GAU im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi?

Das Erdbeben vom 11. März 2011 hat nach Angaben der Regierung von Japan bisher rund 1'800 Tote gefordert. Über 40'000 Menschen werden noch vermisst. Über 380'000 Menschen verloren ihr Hab und Gut und mussten daher in Notunterkünfte untergebracht werden. Weitere 220'000 Personen mussten die Sicherheitszonen der Kernkraftwerke verlassen.

Die Schäden an der Verkehrsinfrastruktur, an Gebäuden und an den übrigen Sachwerten wie Fahrzeugen usw. sind gewaltig. Der Tsunami hat ganze Küstenabschnitte wegrasiert.

Beim Kernkraftwerk FUKUSHIMA-DAIICHI ist Lage unübersichtlich, und die Meldungen sind widersprüchlich. In allen drei Reaktorblöcken sind offenbar Kühlprobleme aufgetreten. Ob eine Kernschmelze (GAU - Grösster Anzunehmender Unfall) eingetreten ist, bleibt der Öffentlichkeit gegenwärtig noch verborgen. Die Behörden meldeten auch in je einem Kernkraftwerk nördlich bzw. südlich von Fukushima ernsthafte Störfälle.

(Text: RAOnline)

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Energieerzeugung: Kernkraftwerke Informationen zu Tschernobyl

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