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Berufliche Orientierung in Coronazeiten |
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Chancenungleichheit wird verstärkt Die Coronapandemie macht es schwieriger, Einblick in Berufe zu erhalten. Die Schnupperangebote sind stark reduziert und die meisten Berufsmessen wurden abgesagt. Neben Berufsberatungsstellen sind Eltern und Lehrpersonen in diesen Zeiten besonders gefordert. Sie müssen im Berufswahlprozess und in der Lehrstellensuche stärkere Unterstützung leisten. Doch nicht alle Eltern verfügen über die nötigen Voraussetzungen und Ressourcen, um diese Unterstützung zu leisten. |
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Der Einstieg ins Berufsleben ist anspruchsvoll. Aufgrund der aktuellen Situation bezüglich des Coronavirus sind Ausbildungsmessen und Schulveranstaltungen mehrheitlich ausgefallen. Den Jugendlichen fehlen somit Anlässe, mit Unternehmen in den persönlichen Austausch zu treten und Informationen zur Berufsorientierung zu sammeln. Weiter beeinträchtigt das Ausfallen oder Verschieben von Schnuppermöglichkeiten eine praxiserprobte Berufswahl. Wegen Kurzarbeit und Entlassungen besteht zudem die Gefahr, dass Abläufe in den Betrieben verlangsamt werden, beispielweise in Bezug auf die Antwortfristen. Dies kann gerade für Jugendliche mit wenig Unterstützung und Ausdauer sehr belastend sein.
In der aktuellen Situation spielen die Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten der Eltern -beispielsweise deren berufliches Netzwerk - eine noch gewichtigere Rolle. Da nicht alle Eltern über die nötigen Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten verfügen, verstärkt sich die Chancenungerechtigkeit für die Jugendlichen auch in Sachen Berufswahl. Politik und Wirtschaft müssen sich für Jugendliche in jedem Leistungssegment stark machen. Ansonsten ist zu befürchten, dass jene mit einem eher niedrigen Leistungsausweis in schulischen Belangen noch stärker das Nachsehen haben und deren erfolgreiche berufliche Integration in Gefahr ist. Dies muss mit aller Kraft verhindert werden.
Lehrpersonen sind durch intensiveren Unterstützungsbedarf gefordert
Lehrpersonen sind durch die Coronakrise gefordert, die Schülerinnen und Schüler stärker als gewohnt zu unterstützen. Dies passiert mit grossem Engagement und Einfallsreichtum beispielsweise mittels Videos, Live-Streams sowie weiteren kreativen Möglichkeiten, die digitale Einblicke in die Berufswelt ermöglichen. Diese Angebote ersetzen die wichtigen analogen, sinnlichen Eindrücke in Betrieben oder an Berufsmessen vor Ort allerdings nicht. Sie bleiben eine der Krise geschuldete Notlösung.
Besonders intensive Hilfestellung benötigen Jugendliche, die zu Hause wenig oder keine Unterstützung erhalten. Die zeitintensivere individuelle Begleitung der Jugendlichen im Berufswahlprozess durch die Schule hat jedoch Grenzen. Die Berufs-und Studienberatungen spielen zwar auch eine sehr wichtige Rolle in diesem Prozess. Bei benachteiligten Schülerinnen und Schülern sind es allerdings oft die Lehrpersonen, die als Bezugspersonen im Übergang von der Oberstufe in den Beruf wichtige Motivationsarbeit leisten und die Jugendlichen in diesem Prozess begleiten. Und nicht zuletzt unterstützen sie Jugendliche darin, mit Absagen und Enttäuschungen fertig zu werden und sich nicht entmutigen zu lassen.
Auch die Lehrstellenanbieter sind gefragt
Damit Lehrpersonen die Jugendlichen optimal unterstützen können, müssen sie auf die Mitarbeit und die Flexibilität der Verwaltungen, des Gewerbes und der Industrie zählen können. Unabdingbar sind für die Entdeckung der Berufswelt einfache Zugänge in die Betriebe. Anders als bei der «Bewerbungsschnupperlehre», bei der sich die Lernenden für eine Lehrstelle bewerben, sind die administrativen Hürden für Berufserkundungen und Berufswahlschnupperlehren hinderlich. Hier braucht es niederschwellige Angebote.
Ein gelingender Übertritt von der Schule in das Berufsleben braucht einen sorgfältigen, chancengerechten und erfahrungsbasierten Berufswahlprozess. Deshalb appelliert der LCH an die Unternehmen, wo immer möglich auch während der Coronapandemie Berufswahlschnuppermöglichkeiten zu schaffen und Berufserkundungen ohne administrative Hindernisse, aber mit griffigen Schutzkonzepten möglich zu machen. Für diese ersten Erfahrungen und Erkundungen ist auf eine Bewerbung zu verzichten. Das heisst, eine Verkürzung des Berufswahlfahrplans, indem bereits Schnuppertage zur verfrühten Selektion genutzt werden, ist unbedingt zu vermeiden. Dies erhöht unnötig den Druck auf die Jugendlichen.
Mehr Flexibilität und unkonventionelle Lösungen
Im vergangenen Jahr ermöglichten Behörden und Betriebe den Einstieg in das Lehrverhältnis bis in den Herbst hinein. Die Arbeitgeber haben hier viel Flexibilität gezeigt und Jugendlichen damit eine Anschlusslösung geboten. Da die Pandemie Schule und Arbeitswelt weiterhin tangiert, ist diese Flexibilität auch im Jahr 2021 vonnöten. Für die Jugendlichen wünscht sich der LCH, dass möglichst viele Arbeitgeber der Pandemie angepasste Anschluss-lösungen bieten und bedankt sich bei allen, die bereits im letzten Jahr unkonventionelle Lösungen zu Gunsten der jungen Menschen angeboten haben.
Quelle: Text Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH , 24. Februar 2021 |
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