Bildung
und Beschäftigung - Nationales Forschungsprogramm
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Nationales
Forschungsprogramm (NFP43) |
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Nationales
Forschungsprogramm (NFP43) |
Bildung
und Beschäftigung Link |
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Organisation
des Bildungswesens - eine bildungspolitische Gestaltungsaufgabe |
Konzentration
auf das Wesentliche statt Reformhektik |
Das
schweizerische Bildungswesen ist ausgeprägt qualifikationsbestimmt
und stark geschichtet. Geschichtet meint hier, dass Ausbildungsentscheide
früh erfolgen und nur begrenzt korrigiert werden können. Die
Ausbildung orientiert sich mehrheitlich an Berufsbildern und die erworbenen
Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse beeinflussen wesentlich die
berufliche Erstplatzierung und die weitere Karriere. Bei zwei Dritteln
der Auszubildenden geschieht dies weiterhin über die duale Berufsbildung,
die schulische und betriebliche Lernorte kombiniert.
Bisher
erfolgreiches Modell |
Dieses
Modell war bis heute erfolgreich: Es hilft Jugendlichen, sich fachliche
Qualifikationen und in der Arbeitswelt notwendige Tugenden wie Pünktlichkeit
und Zuverlässigkeit anzueignen. Es verhindert damit Arbeitslosigkeit,
und es regt beruflich Qualifizierte dazu an sich weiterzubilden. Das erworbene
Wissen und Können erlaubt den Ausgebildeten, sich veränderten
Anforderungen zu stellen und sich gegebenenfalls neu zu orientieren.
In
den letzten Jahren wurde die Spezialisierung der Berufsbilder weiter vorangetrieben.
Die
Bildungsinstitutionen
verästeln sich horizontal und vertikal immer mehr. Auch in der allgemein
bildenden Sekundarstufe II kamen neue Abschlüsse dazu und der Tertiärbereich
umfasst heute drei Ebenen: Universitäten, Fachhochschulen und Höhere
Fachschulen.
Es
ist nicht gesichert, dass die traditionelle, an beruflicher Spezialisierung
und an institutioneller Ausdifferenzierung orientierte Strategie auch in
Zukunft erfolgreich sein wird. Darauf hin deutet Folgendes:
Der
moderne Arbeitsplatz (vor allem im Dienstleistungsbereich) verlangt nicht
mehr nur nach
traditionellen Berufsleuten.
Dass so viele Jugendliche den Weg in eine weiterführende Ausbildung
erst über ein Brückenangebot finden, zeigt, dass die Wirtschaft
nicht immer genügend Ausbildungsplätze anbieten kann.
Der Dienstleistungssektor hatte immer schon Schwierigkeiten, genügend
Lehrstellen bereit zu stellen, besonders im Bereich der Informations- und
Kommunikationstechnologien.
Die berufliche Erstausbildung wird im Sog der ausdifferenzierten Tertiär-
und Weiterbildung abgewertet.
Der Arbeitsplatz selbst wird immer systematischer zu einem Lernort ausgestaltet
(zum Beispiel über Qualitätszirkel).
Wie die Arbeitspychologin Gudela Grote gezeigt hat, müssen sich die
Beschäftigten den Anforderungen der Arbeitswelt mehr als früh
er individuell anpassen. Mit ihrem beruflichen Selbstverständnis lässt
sich dies nicht immer einfach in Einklang bringen.
Sicher
jedoch ist, dass die fortschreitende Ausdifferenzierung der Bildungseinrichtungen
nicht nur die bildungspolitisch erwünschte Profilbildung erschwert
(Abgrenzung der Höheren Fachschulen, der Fachhochschulen und der Universitäten).
Sie erzwingt auch einen erhöhten und aufwändigen Koordinationsbedarf,
fördert den Ruf nach immer mehr Passerellen (Sicherung der Durchlässigkeit) und findet schliesslich im kleinräumigen, föderalistisch organisierten
Bildungswesen ihre strukturellen Grenzen.
Deshalb
zeichnet sich folgender Handlungsbedarf ab:
Definition einer Minimalqualifikation (bezüglich Sprachkenntnissen,
Computer-Literacy, Mathematik und sozialer Kompetenzen), über die
allein unserem Lande verfügen müssen und die den Anschluss an
die Weiterbildung sicherstellt.
Die Ausbildung sollte sich nicht nur an Berufsbildern orientieren. Verstärkt
sollten berufliche Funktionen wie das selbständige Lösen von
neuen Problemen, das Projektmanagement oder die Nutzung neuer Technologien
in den Blick genommen werden.
Um den Bildungsinstitutionen ein unverwechselbares Profil zu geben, sollte
überprüft werden, ob im Tertiärbereich wirklich drei Ebenen
(Universitäten, Fachhochschulen und Höheren Fachschulen) sinnvoll
sind. Namentlich ist sicherzustellen, dass die Bildungseinrichtungen die
notwendige kritische Grösse haben.
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Schliesslich
plädiere ich dafür, die Reformhektik zu stoppen und die Bildungspolitik
auf das Wesentliche zu konzentrieren:
Die
von der Politik initiierten Reformzyklen sind zu verlangsamen. Dafür
sollte öfter überprüft werden, ob die Ziele der Reformen
auch erreicht wurden.
Obwohl viel von autonomen Schulen und Hochschulen die Rede ist, nimmt die
äussere Kontrolle des Bildungsbereichs ständig zu. Zugunsten
eines Gleichgewichts zwischen Selbst- und Fremdsteuerung sollte diese eher
wieder abgebaut werden.
Der Sinn und die Wirkung des New Public Management und monetärer Anreizsysteme
sind im Bildungs- und Wissenschaftsbereich zu hinterfragen.
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Quelle: Schweizerischer Nationalfonds 2004 |
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