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Beruf
& Arbeit |
Männer
im Lehrberuf |
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Projekt
Männer in die Unterstufe! (MiU!) - Projektbeschrieb (Auszüge) |
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In
den letzten 25 Jahren ist ein Exodus der männlichen Lehrpersonen aus
der Unter- und Mittelstufe zu beobachten. So betrug der Anteil der Lehrerinnen
in der obligatorischen Schule (Primarschule und Sekundarstufe I) laut BfS
im Schuljahr 1998/99 59%. |
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In der Primarschule beträgt dieser Anteil
auf 71%, in vorschulischen Bereich gar 99%. Es lässt sich beobachten,
dass dieser Anteil tendenziell steigt, je jünger die zu unterrichtenden
Kinder sind.
Männer
haben früher auf allen Stufen der Schule (mit Ausnahme des Kindergartens)
eine Monopolrolle innegehabt. Historisch war es ein grosser Schritt, dass
Frauen den Lehrberuf ergriffen haben. Mittlerweile ist aktuell der Anteil
der Frauen in der Ausbildung zur Lehrperson an der PH Zürich höher
als derjenige der Männer. Der Anteil der Frauen in den status- und
lohntieferen Stufen (Unterstufe und Kindergarten) ist hoch. Der verbreitete
Stereotyp, dass Männer für die häusliche Erziehungsarbeit
und die berufliche Arbeit mit jüngeren Kindern nicht geeignet sind,
zeigt sich in dieser Entwicklung; ihm soll konstruktiv entgegengetreten
werden.
Der
mit dieser Entwicklung einhergehende Exodus männlicher Lehrpersonen
aus der Unterstufe ist aus der Perspektive der Gleichstellung der Geschlechter
nicht zu begrüssen. Sowohl für Knaben wie auch für Mädchen
ist es erstrebenswert, eine möglichst breite Palette gelebter Frauen-
resp. Männerbilder beobachten, nachahmen und reflektieren zu können.
Diesen Rollen-Vorbildern begegnen die Kinder nicht nur zu Hause, in ihrer
Nachbar- und Verwandtschaft sondern ab dem 5. Lebensjahr primär in
der Schule bzw. im Kindergarten.
Manche
Frauen fragen sich, inwiefern sie ohne männliche Kollegen gewissen,
insbesondere verhaltensauffälligen Buben vollkommen gerecht werden
können, die zu Hause keine oder schlechte männliche Vorbilder
erleben.
Schulische Bubenarbeit kann grundsätzlich von Männern
und Frauen gemacht werden; doch können Männer eine wichtige Rolle
spielen und stehen unserer Meinung nach dabei in erster Linie in der Pflicht.
So wie den Buben männliche Vorbilder in der Unterstufe und im Kindergarten
fehlen, so fehlen männlichen werdenden Lehrpersonen die männlichen
Vorbilder in diesen Berufen. Ihre Geschlechtsidentität reflektierende
und diese aktiv lebende Männer in der Schule - und ganz besonders
in der Unterstufe - wieder vermehrt Fuss fassen zu sehen, ist deshalb eines
der Kerninteressen des NWSB; und die in ihm versammelten Fachmänner
sind mit ihren Kompetenzen und Ressourcen in diesem Feld die richtigen
Personen, um dieses Interesse - in Zusammenarbeit mit dem LCH, den Pädagogischen
Hochschulen, den akademischen Berufsberatungen und dem VPOD - in die Tat
umzusetzen.
Das
Projekt "Männer an die Unterstufe!" bewegt sich also primär im
Förderungsbereich "Berufswahl, Ausund Weiterbildung", leistet aber
auch einen wichtigen Beitrag zur Information und Sensibilisierungsarbeit.
Projektorganisation |
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Die
Projekt- oder Steuergruppe des Projekts besteht aus Mitgliedern des Vorstands
des Netzwerks Schulische Bubenarbeit NWSB sowie Delegierten der Partnerorganisationen.
Die Projektleitung wird vom Geschäftsleiter des NWSB übernommen
(20 Stellenprozente). Die Projektgruppe bestreitet den Entstehungs- und
Ideenfindungsprozess; sie wird dabei von Fachleuten unterstützt. Die
Projektgruppe bestreitet den Entstehungs- und Ideenfindungsprozess; sie
wird dabei von Fachleuten - insbesondere aus der Werbebranche - unterstützt.
Die
Mitglieder der Projektgruppe sind für den internen Transfer der Resultate
in ihre Institution und für die Kommunikation mit derselben verantwortlich.
Die Projektgruppe trifft sich so oft und so regelmässig, wie es die
Projektleitung für nötig erachtet. Sie entscheidet autonom und
berichtet dem Vorstand des NWSB und den Partnerorganisationen regelmässig
über den Fortgang des Förderungsprogramms.
Zielgruppen |
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Das
primäre Zielpublikum sind Männer, die sich für einen pädagogischen
Beruf entschieden, aber die Stufe noch nicht festgelegt haben. Es handelt
sich hierbei üblicherweise um diejenigen Männer, die ihr Studium
an einer Pädagogischen Hochschule (PH) erst kürzlich angefangen
haben. Zur sekundären Zielgruppe gehören Männer, die sich
für einen akademischen Beruf interessieren, aber die Richtung noch
nicht gewählt haben, z.B. Gymnasiasten im letzten Jahr, Quereinsteiger,
Besucher der Berufsberatung.
Drittens
gehören diejenigen Leute zum Zielpublikum, die diese Männer beraten:
Mitarbeitende der Berufsberatungsinstitutionen, gymnasiale Lehrkräfte,
DozentInnen an den PHs, Gewerkschaften. Zur Zielgruppe zählen wir
aber auch die allgemeine Öffentlichkeit: hier soll Bewusstseinsarbeit
geleistet werden, und damit Stereotypen über Männer in pädagogischen
Berufen abgebaut werden .
Projekt-Ziele |
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1.
Verbesserung des Images der Berufe des Unterstufenlehrers bzw. des Kindergärtners
bei den oben erwähnten Zielpublika.
2.
Erhöhung des Anteils der Männer, die diese Berufe wählen.
Dazu werden Informationträger bzw. Angebote, die sich primär
an Männer in pädagogischen Ausbildungen und im Berufsfindungsprozess
befinden, entwickelt. Diese sind den relevanten Institutionen bekannt und
sollen von ihnen genutzt werden. Damit verfolgt die Steuergruppe das Ziel,
vermehrt Männer für die Berufe des Unterstufenlehrers resp. des
Kindergärtners zu gewinnen. Dies führt beim primären Zielpublikum
in erster Linie dazu, dass es seine pädagogischen Kompetenzen erweitern
kann und über die Wichtigkeit der Präsenz auch von Männern
auf der Unterstufe und im Kindergarten informiert und dafür sensibilisiert
wird. Auf der Ebene der Globalziele führen diese Aktivitäten
zu einer Zunahme von Männern in momentan für sie geschlechtsatypischen
Ausbildungen und Berufen. Die erarbeiteten Materialien resp. die geschaffenen
Dienstleistungen werden im Rahmen einer Pilotphase getestet und hinsichtlich
ihrer Wirksamkeit geprüft. Im Dialog der beteiligten Partnerorganisationen
können Schwierigkeiten und Herausforderungen besprochen, Mängel
behoben werden.
Projektetappen
und Zeitplan |
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Die
Projekt- oder Steuergruppe des Projekts besteht aus Mitgliedern des Vorstands
des Netzwerks Schulische Bubenarbeit NWSB sowie Delegierten der Partnerorganisationen.
Die Projektleitung wird vom Geschäftsleiter des NWSB übernommen
(20 Stellenprozente). Die Projektgruppe bestreitet den Entstehungs- und
Ideenfindungsprozess; sie wird dabei von Fachleuten unterstützt. Die
Projektgruppe bestreitet den Entstehungs- und Ideenfindungsprozess; sie
wird dabei von Fachleuten - insbesondere aus der Werbebranche - unterstützt.
Die
Mitglieder der Projektgruppe sind für den internen Transfer der Resultate
in ihre Institution und für die Kommunikation mit derselben verantwortlich.
Die Projektgruppe trifft sich so oft und so regelmässig, wie es die
Projektleitung für nötig erachtet. Sie entscheidet autonom und
berichtet dem Vorstand des NWSB und den Partnerorganisationen regelmässig
über den Fortgang des Förderungsprogramms.
Auswirkungen
auf die Gleichstellung der Geschlechter |
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Unterstufenlehrpersonen
sowie KindergärtnerInnen werden weniger respektiert und schlechter
belohnt als ihre KollegInnen, die ältere Kinder betreuen. Sie haben
weniger Gewicht in Gremien und bekommen weniger Ressourcen für ihre
Arbeit. Das ist typisch für so genannte "Frauenberufe" und wird den
Berufsausführenden wie den Kindern nicht gerecht. Weiter prägt
diese Situation die Vorstellungen der Schulkinder, welche Arbeit für
welches Geschlecht geeignet sei. Unbewusst kann das Entscheidungen über
die Arbeitsteilung bei der häuslichen Kinderbetreuung mit beeinflussen:
Mutter, Kindergärtnerin, Unterstufenlehrerin.
Der Mann erscheint erst
an der Mittel- oder Oberstufe. Das Kind reimt sich eine Erklärung
zusammen: Männer sind nicht für die Kindererziehung geeignet
bzw. Frauen sind dafür prädestiniert. Dieses Muster liegt an
der Basis vieler Hürden für die Gleichstellung und soll auch
auf dieser Ebene aktiv angegangen werden. Die Aufwertung und dadurch die
Verbesserung der männlichen Beteiligung an der Kindererziehung ist
eines der Kernziele der Gleichstellung.
Wenn
diese Berufe nicht mehr als "Frauenberufe" abgestempelt werden können,
wird erfahrungsgemäss der Status und der Lohn längerfristig erhöht
(Beispiel: KrankenpflegerIn). Weiter besteht die Angst bzw. das Stereotyp,
dass Männer, die sich für die Arbeit mit jungen Kindern interessieren,
sexuelle Absichten haben.
Es ist eine Tatsache, dass die pädagogische
Familienarbeit noch immer mehrheitlich von Frauen geleistet wird.
Viele
Väter oder andere männliche Bezugspersonen von Kindern sind entweder
physisch abwesend oder psychisch von anderen Dingen absorbiert und neigen
dazu, sich ihren pädagogischen Aufgaben zu entziehen. Dies hat zur
Folge, dass viele Kinder in ihren ersten zehn Lebensjahren in einer sehr
stark von Frauen geprägten Welt aufwachsen und nur sehr wenige prägnante
und präsente Männer erleben können. Dies ist insbesondere
für die Knaben problematisch: sie erhalten unter diesen Voraussetzungen
(zu) wenig positive Botschaften darüber, was es für sie heissen
könnte, ein Mann zu sein und zu werden.
Oftmals kann dann das "spezifisch
Männliche", das sie sich aneignen wollen, nur negativ gefasst werden
- als das "Nicht- Weibliche". Was die Frauen und Mädchen ihnen vorleben
oder was ihnen zugeschrieben wird, das lehnen und werten die Knaben aus
dieser Unsicherheit hinsichtlich des ihnen Eigenen ab.
Die Unsicherheit
selbst schreibt sich in die Krise ihrer werdenden Männlichkeit ein.
Doch Männer, die sich zutiefst unsicher darüber sind, was es
heisst, ein Mann zu sein, die zudem in der Peer-Group gelernt haben, dass
diese Männlichkeit prekär ist und ständig neu bewiesen werden
muss, sind in ihrer Grundhaltung Frauen gegenüber oft defensiv bis
ablehnend eingestellt.
Die Abwertung von Frauen und die Ablehnung von Massnahmen
zur Gleichstellung der Geschlechter ist teilweise eine Ausdrucksform einer
tief eingeschriebenen Verunsicherung hinsichtlich der eigenen geschlechtlichen
Identität. Eine möglichst grosse Vielfalt real existierender
Männlichkeiten, die in sozialen Situationen beobachtet und gewogen
werden können, geben Knaben die Möglichkeit, eigene Verhaltensweisen
als "männlich" zu sehen und auszutesten, die den hegemonialen Vorstellungen
nicht entsprechen.
Von Männern verschiedene soziale Strategien vorgelebt
zu erhalten, erweitert das Spektrum der Verhaltensmöglichkeiten der
Knaben und stärkt ihre Gewissheit, dass sie mit ihren Eigenarten und
Vorlieben als Männer "okay" sind. Dies wiederum wirkt sich aus auf
ihre Beziehungen und Bewertungen von Mädchen und Frauen - und damit
sehr direkt auf die Praxis der Gleichstellung der Geschlechter.
Quelle:
Text Netzwerk schulische Bubenarbeit (NWSB), April 2005 |
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Information
"Projekt Männer in die Unterstufe! (MiU!)" |
|
Lehrpersonen
und Berufsumfeld Schule |
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