Attraktivere Löhne locken Lehrer in die Wirtschaft In mehreren Schweizer Kantonen wird auf der Real- und Oberstufe nach Lehrer und Lehrerinnen gesucht. Im Kanton Aargau etwa liegt ein Grund für den Lehrpersonenmangel auch bei zahlreichen Pensionierungen im Jahr 2001. Die EDK erwägt die Lancierung einer nationalen Imagekampagnen für den Lehrerberuf. Als längerfristige Massnahme sei eine attraktive Ausgestaltung des Berufes angezeigt. Im Kanton Aargau sind im letzten Jahr bei den ersten Anzeichen eines Lehrpersonenmangels Inserate im süddeutschen Raum geschaltet worden. Im Kanton
Bern schlägt der Erziehungsdirektor Wiedereinstiegerkurse für
ehemalige Lehrkräfte und einen neuen Lehrgang für Berufsleute
vor. Auch dem Nachwuchs soll die pädagogische Aufgabe schmackhaft
gemacht werden. Im Kanton Bern zeichnen sich besonders in diesem Jahr Probleme
bei der Rekrutierung von Interessierten ab: Nur 269 statt der erwarteten
760 Anmeldungen für die Lehrerausbildung sind eingegangen.
Um den Lehrpersonenmangel zu bekämpfen gehen die kantonalen Bildungsdirektoren in die Offensive. Mit Zeitungsinseraten, Stellenbörsen im Internet und der Anwerbung ausländischer Lehrkräfte soll die Lage noch vor dem neuen Schuljahr entspannt werden. Von einem generellen Notstand sprechen die von der Nachrichtenagentur sda befragten Verantwortlichender Kantone zwar nicht. Vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern auf der Real- und Oberstufe gibt es aber grosse Löcher. In Zürich müssen rund 500 Stellen besetzt werden. Seit drei Jahren besteht ein Magnel an Volksschullehrern. Im Kanton Aargau bestehen 349 Lehrer-Vakanzen, das sind 230 mehr als noch vor einem Jahr. Auch die Westschweiz kämpft mit Problemen. Genf will bis zum Beginn des neuen Schuljahres 300 Primar- und Sekundarschullehrer anheuern. Vor allem Mathematik- und Physiklehrer hat es zu wenig. Der Kanton Waadt sucht ebenfalls Lehrer der naturwissenschaftlichen Fächer, aber auch Sprach- und Musiklehrer. Um die Situation zu entschärfen gehen einige Kantone neue Wege. Zürich
hat beispielsweise eine Stellenbörse für Lehrer auf dem Internet
lanciert. Mit Kampagnen will der Kanton zudem 30 bis 50-Jährige für
Lehrerberufe zurückgewinnen. Erstmals hat der Kanton Genf Zeitungsinserate
für Sekundarlehrer geschaltet. Mehrere Kantone schielen auch über
die Grenzen.
Coopzeitung
26.04.2000 Bald
zu wenig Lehrer?
Im Kanton Aargau behilft man sich mit deutschen Grenzgängern, in Zürich greift man auf ausserkantonale Lehrkräfte ohne Berufserfahrung zurück, in Luzern hat jeder vierte Reallehrer nur ein Primarlehrer-Patent: Den Schweizer Real- und Sekundarschulen gehen die Lehrkräfte aus. Allein im Kanton Zürich haben diesen Frühling hunderte von Lehrkräften gekündigt. Für Urs Schildknecht, 56, Zentralsekretär des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, ist dies keine Überraschung: «Der Staat hat seinen Ruf als guter Arbeitgeber längst verspielt.» Wird die Schule kaputtgespart?
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