Lehrpersonenmangel
an Schweizer Schulen
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Lehrpersonenmangel |
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Februar
2008
An
Schweizer Schulen zeichnet sich ein Lehrpersonenmangel ab. Alle Schulstufen werden
davon betroffen sein. Sein Jahren verstärken sich die Anzeichen, dass
der Lehrerberuf seine Attraktivität eingebüsst hat. Im Kanton
Zürich melden sich immer weniger Lehrpersonen für die Sekundarstufen
B und C. An den Primarschulen sind Männer als Lehrpersonen bereits
eine sehr kleine Minderheit. Der Lehrpersonenmangel in den naturwissenschftlichen
Fächern, aber auch in Französisch, in vielen Kantonen spürbar.
Ein aktuter Personalnotstand wie Ende der Neunzigerjahre konnte bisher
vermieden werden, weil offensichtlich mehr Frauen als Teilzeitlehrkräfte
gewonnen werden konnten. Auch Lehrpersonen aus Deutschland halfen bisher
die sich abzeichnende Lücke zu schliessen. In Basel-Stadt hat inzwischen
fast jede dritte Lehrperson einen deutschen Pass. Auch im Kanton Aargau
stammen immer mehr Lehrpersonen aus Deutschland.
In
den nächsten zehn Jahren wird eine bedeutende Anzahl Lehrerinnen und
Lehrer in Pension gehen. Die dabei entstehenden Lücken sind mit dem
bisherigen Ausbildungssystem kaum mit fachlich qualifiziertem, einheimischem
Personal zu füllen. |
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Trotz
gegenteiligen Beteuerungen haben es die verantwortlichen Bildungsdirektorinnen
und - direktoren verpasst, den Lehrerberuf mit geeigneten Massnahmen mehr
Attraktivität zu verleihen. Die bisher veranlassten Massnahmen haben,
wie die aktuelle Entwicklung zeigt, eher das Gegenteil bewirkt.
Ausbildungsfremde
Lehrpersonen an der Sekundarschule B und C der Volksschule im Kanton Zürich |
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ANFRAGE von Kurt Leuch (EVP, Oberengstringen) und Walter Schoch
(EVP, Bauma)
im
Kantonsrat des Kantons Zürich
19.
November 2007
Im
Limmattal stellen wir seit längerem fest, dass immer mehr Lehrpersonen
an der Sekundarschule B und C unterrichten, welche die entsprechende Ausbildung
nicht absolviert haben.
Zudem
wird es bei frei werdenden Stellen an der Sekundarschule B und C immer
schwieriger, auch nur halbwegs geeignete Lehrpersonen zu finden.
Es
scheint, dass der Lehrerberuf an der Sekundarschule, insbesondere an den
Abteilungen B und C, bzw. an der Stufe «Grundlegende Anforderungen»
(gegliederte Sekundarschule) nicht mehr attraktiv genug ist.
In
diesem Zusammenhang bitten wir den Regierungsrat um die Beantwortung folgender
Fragen: 1.Wie
sieht die Verteilung der angestellten Lehrpersonen an der Sekundarschule
B und C, bzw. an der Stufe «Grundlegende Anforderungen» aus,
in Bezug auf
-
Stufenspezifische, zürcherische Ausbildung
-
Primarlehrerpatent Kanton Zürich
-
ausserkantonale Oberstufenausbildung
-
ausserkantonale Primarlehrerausbildung
-
ausländische Lehrpersonen?
Dies
prozentual und in absoluten Zahlen und mit Angaben Teilpensen und Vollpensen.
2. Wie begründet der Regierungsrat den hohen Anteil stufen- und/oder
ausbildungsfremder Lehrpersonen an der Sekundarschule B und C, bzw. an
der Stufe «Grundlegende Anforderungen»?
3. Sieht der Regierungsrat einen Zusammenhang zwischen den zunehmenden disziplinarischen
Problemen in Klassen der Sekundarschule B und C, bzw. der Stufe «Grundlegende
Anforderungen» und den fehlenden, entsprechend stufenspezifisch und
zürcherisch ausgebildeten Lehrpersonen?
4. Was gedenkt der Regierungsrat zu unternehmen, um wieder mehr stufenspezifisch
und zürcherisch ausgebildete Lehrpersonen an der Sekundarschule, insbesondere
an den Abteilungen B und C, bzw. an der Stufe «Grundlegende Anforderungen»
zu finden?
5. Was gedenkt der Regierungsrat zu unternehmen, um den Lehrerberuf an der
Sekundarschule, insbesondere an den Abteilungen B und C, bzw. an der Stufe
«Grundlegende Anforderungen» wieder attraktiver zu machen ?
Der
Regierungsrat hatte bei der Anfrage KR-Nr. 224/2006 bereits Gelegenheit,
sich in ähnlicher Thematik zu äussern. Wir erhoffen uns mit der
aktuellen Anfrage konkretere und klarere Aussagen des Regierungsrates zu
unseren Fragen.
Kurt
Leuch Walter
Schoch
BEANTWORTUNG
DER ANFRAGE von Kurt Leuch (EVP, Oberengstringen) und Walter
Schoch (EVP, Bauma)
vom
19. November 2007
Auszug
aus dem Protokoll des Regierungsrates des Kantons Zürich KR-Nr. 352/2007
Sitzung
vom 13. Februar 2008
Zu
Frage 1:
Im
Schuljahr 2007/08 unterrichten auf der Sekundarstufe an Abteilungen B und
C insgesamt 961 Lehrpersonen. Davon sind rund 84% stufenspezifisch für
die Sekundarstufe ausgebildet:
Die
Lehrdiplome werden auf der Grundlage der Interkantonalen Vereinbarung über
die Anerkennung der Ausbildungsabschlüsse vom 18. Februar 1993 (LS
410.4) gesamtschweizerisch anerkannt. Für die Zulassung zum Schuldienst
wird daher nicht mehr zwischen zürcherischen und ausserkantonalen
Lehrdiplomen unterschieden (vgl. auch § 12 Gesetz über die Pädagogische
Hochschule, LS 414.41).
Zu
Frage 2:
Seit
Langem werden an den Abteilungen B und C der Sekundarschule Lehrpersonen
eingesetzt, die nicht für diese Stufe ausgebildet sind (vgl. Beantwortung
der dringlichen Anfrage KR-Nr. 229/2001). Die Gründe dafür hat
der Regierungsrat in den Beantwortungen der Anfragen betreffend Lehrpersonenmangel
auf der Sekundarstufe B (KR-Nr. 224/2006) und Lehrkräftemangel (KR-Nr.
350/ 2007) ausführlich dargelegt.
Zu
Frage 3:
Die
Gründe für disziplinarische Probleme in einzelnen Klassen können
verschiedene Ursachen haben. Die Herstellung einer Atmosphäre des
gegenseitigen Respekts und die Durchsetzung der Normen der Schulordnung
ist nicht so sehr eine Frage der stufenspezifischen Ausbildung als vielmehr
der Fähigkeit der Lehrperson, diese zu gewährleisten. Die Rückmeldungen
von Schulpflegen in Bezug auf disziplinarische Probleme lassen denn auch
keine wesentlichen Unterschiede zwischen stufenfremden und stufenspezifisch
ausgebildeten Lehrpersonen erkennen.
Zu
den Fragen 4 und 5:
Die
Bildungsdirektion verlangt von den Primarlehrpersonen, die auf der Sekundarstufe
unterrichten, dass sie eine entsprechende Zusatzausbildung absolvieren.
Zurzeit besuchen rund 100 Lehrpersonen diese Zusatzausbildung. Die Problematik
des Einsatzes von stufenfremden ausgebildeten Lehrpersonen an den Abteilungen
B und C der Sekundarstufe kann jedoch nicht kurzfristig gelöst werden,
zumal eine staatliche Lenkung der Berufwahl nicht in Frage kommt. Im Vordergrund
stehen daher Massnahmen, mit denen die Attraktivität des «Arbeitsplatzes
Volksschule» allgemein verbessert werden kann (vgl. Beantwortung
der Anfrage KR-Nr. 350/2007 betreffend Lehrkräftemangel).
Ergänzend
ist in diesem Zusammenhang anzufügen, dass es der Anziehungskraft
des Lehrberufs auch förderlich wäre, wenn Lehrpersonen in der
Öffentlichkeit vermehrt auch die attraktiven Seiten ihres Berufs,
wie z. B. die hohe Autonomie und Eigenständigkeit, den Stellenwert
der Volksschulbildung für die Gesellschaft, die Zukunftsorientiertheit
in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie die hohe Arbeitsplatzsicherheit
hervorheben würden.
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Quelle:
Staatskanzlei des Kantons Zürich, Februar 2008 |
Lehrpersonen
und Berufsumfeld Schule |
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