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Konjunkturprognose Schweiz 2015 - 2016

Das Wirtschaftswachstum wird sich im Zeitraum 2015-2016 voraussichtlich nach und nach beleben. Beim Konsum, der sich in jüngster Zeit abgeschwächt hat, könnte es durch zunehmendes Vertrauen, steigende Reallöhne und anhaltende Beschäftigungszuwächse zu einer Wende kommen. Die Exporte dürften von einem schwächeren Franken und einer allmählichen Erholung des Weltwirtschaftswachstums profitieren. Wegen niedriger Rohstoffpreise und verbleibender Kapazitätsüberhänge verzögerte sich das Ende der Deflation.

Die Wechselkursuntergrenze wird wahrscheinlich beibehalten werden müssen, um eine Aufwertung des Schweizer Franken zu verhindern und der akkommodierenden Geldpolitik bei der Verankerung positiver Inflationserwartungen zu helfen. Sollte sich das Wachstum weiter verlangsamen, besteht fiskalischer Spielraum für Konjunkturimpulse. Durch mehr Mittel für die Vorschulbildung und einen Anstieg des Anteils der Hochschulabsolventen würde das Produktivitätswachstum angekurbelt.

Quelle: Text OECD Berlin Centre November 2014
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Quelle: OECD Berlin Centre
OECD-WIRTSCHAFTSAUSBLICK für die Schweiz 2015/16
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Relativ freundliche Konjunkturaussichten trotz Risiken

Konjunkturprognosen der Expertengruppe des Bundes - Winter 2014/2015*

Die Schweizer Konjunktur blieb 2014 solide aufwärtsgerichtet. Allerdings signalisieren die Stimmungsindikatoren der letzten Monate eine gestiegene Unsicherheit bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung. Unter der Voraussetzung, dass der Euroraum seine graduelle Erholung fortsetzen kann, schätzt die Expertengruppe des Bundes die schweizerischen Konjunkturperspektiven für 2015/16 weiterhin als relativ freundlich ein. Die Expertengruppe prognostiziert eine leichte Wachstumsbeschleunigung von 1,8% im Jahr 2014 auf 2,1% im Jahr 2015 sowie 2,4% im Jahr 2016. Die konjunkturelle Verbesserung dürfte auch den Arbeitsmarkt erfassen und die Arbeitslosenquote von 3,2% im Jahresdurchschnitt 2014 auf 3,0% im Jahr 2015 und 2,8% im Jahr 2016 sinken lassen. Die Risiken für den positiven Wirtschaftsausblick bleiben gleichwohl erheblich. Sowohl mögliche Rückschläge der internationalen Konjunktur als auch unsichere politische Rahmenbedingungen der Schweiz im Verhältnis zur EU könnten die schweizerische Konjunkturentwicklung beeinträchtigen.

Internationale Konjunktur

Das weltwirtschaftliche Konjunkturumfeld verbesserte sich 2014 insgesamt nur zögerlich und dürfte auch in den kommenden beiden Jahren anfällig für Rückschläge bleiben. Der Welthandel, der seit der Finanzkrise von vor sechs Jahren in wesentlich schwächerem Tempo als davor expandiert, konnte bis Herbst 2014 noch nicht nennenswert an Fahrt gewinnen. Hinter diesem durchzogenen Gesamtbild stehen indes sehr unterschiedliche Aussichten für die grossen Wirtschaftsräume.

Positive Impulse sind insbesondere aus den USA zu erwarten, wo mittlerweile ein selbsttragender Aufschwung mit einer kontinuierlich sinkenden Arbeitslosenquote in Gang gekommen scheint. Entsprechend dürfte sich das BIP-Wachstum von gut 2% 2014 auf gegen 3% in den kommenden beiden Jahren verstärken. Ein wesentlicher Faktor ist, dass die hohe Verschul-dung des Privatsektors, insbesondere der privaten Haushalte, in den letzten Jahren spürbar reduziert werden konnte. Mit dieser stattgefundenen Korrektur hat der private Sektor nun wieder mehr Spielraum für höhere Konsum- und Investitionsausgaben, was sich im herrschenden Tiefzinsumfeld stimulierend auswirken dürfte, zugleich allerdings auch gewisse Risiken für eine wieder ansteigende Verschuldung der privaten Haushalte birgt. Angesichts des robusten Konjunkturausblicks steigt die Wahrscheinlichkeit für eine erste Leitzinsanhebung der US-Notenbank in den kommenden Quartalen.

Demgegenüber kam im Euroraum die wirtschaftliche Erholung im zu Ende gehenden Jahr zäher als erhofft voran, und die Wachstumsaussichten bleiben verhalten. Sogar die lange Zeit robuste deutsche Konjunktur ist in den letzten Quartalen im Zuge einer schwächeren Export- und Investitionsdynamik in eine - wenn auch wohl nicht allzu gravierende - Abkühlung geraten. Im Unterschied zu dieser vorübergehenden Schwäche könnten die nach wie vor bestehenden Verschuldungsprobleme in diversen Ländern, in der Peripherie sowie auch in Italien und in Frankreich, die Wirtschaftsdynamik noch auf Jahre hinaus hemmen. Trotz teilweise beträchtlicher Konsolidierungsanstrengungen ist ihre staatliche und private Verschuldung erst wenig gesunken, sieht man von wenigen positiven Ausnahmen wie Spanien ab. Der weiterhin bestehende Entschuldungsbedarf bildet einen Bremsklotz für die wirtschaftliche Erholung. Positive konjunkturelle Impulse dürften immerhin vom tieferen Aussenwert des Euro auf die Exporte ausgehen. Insgesamt erscheint für die nächsten beiden Jahre eine vorerst nur graduelle Verbesserung der Wirtschaftslage im Euroraum (BIP-Prognose 2014: 0,8%, 2015: 1%, 2016: 1,5%) das wahrscheinlichste Szenario.

In den übrigen Weltregionen sind die Perspektiven gemischt und insgesamt verhalten positiv. In Japan hat die Mehrwertsteuererhöhung vom April 2014 die Konjunktur stärker als erwartet beeinträchtigt. Angesichts der expansiven geldpolitischen Impulse dürfte die japanische Wirtschaft in den kommenden Quartalen gleichwohl wieder auf einen moderaten Wachstumskurs einschwenken. In China behauptet sich die Konjunktur bislang relativ robust, bewegt sich allerdings auf einem strukturell tieferen Wachstumspfad (in Richtung 6-7%), was angesichts des erreichten Entwicklungsstands und eines begrenzten Arbeitskräftepotenzials nicht unerwartet kommt. In anderen grossen Schwellenländern zeigt sich ein heterogenes Bild: Während die Wirtschaft Indiens zusehends an Schwung gewinnt, kommt in Brasilien eine Erholung nur zögerlich in Gang. Nochmals stark verschlechtert haben sich die Aussichten für Russland. Dort ist die Wirtschaft im Zuge der geopolitischen Spannungen um die Ukraine sowie der tiefen Ölpreise in eine Rezession abgerutscht, die sich sogar zu einer Währungskrise auszuweiten droht.

Die in den letzten Monaten stark gesunkenen Ölpreise wirken sich in vielen Ländern, dank verbilligter Ölimporte, günstig auf die verfügbaren Einkommen aus und könnten dort für willkommenen konjunkturellen Rückenwind sorgen. Allerdings sind die Auswirkungen nicht nur positiv: Erstens werden ölexportierende Volkswirtschaften belastet, was sich derzeit insbesondere in Russland zeigt. Zweitens könnte der mit tieferen Ölpreisen verbundene Rückgang der Teuerung die latente Deflationsgefahr im Euroraum vergrössern, falls dies weiter sinkende Inflationserwartungen auslösen würde.

Konjunkturprognose Schweiz

Die Schweizer Konjunktur blieb 2014 solide aufwärtsgerichtet. Nach einem schwächeren 2. Quartal konnte sich die Wirtschaftsdynamik im 3. Quartal wieder verstärken. Für das Gesamtjahr 2014 rechnet die Expertengruppe des Bundes mit einem BIP-Wachstum von 1,8%, womit die Schweiz im europäischen Quervergleich abermals, wie schon in den vorangegangenen Jahren, gut abschneiden würde. Allerdings signalisieren die Konjunkturumfragen der letzten Monate eine gestiegene Unsicherheit bei Unternehmen und privaten Haushalten bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung. Dies ist ein Spiegelbild der im Verlauf von 2014 gestiegenen Risiken, sowohl seitens der Weltkonjunktur (Stichwort fragile Konjunktur im Euroraum) als auch hinsichtlich der unsicheren politischen Rahmenbedingungen der Schweiz im Verhältnis zur EU (Stichworte Zuwanderungsregime, bilaterale Abkommen und Steuerpolitik).

Unter der Voraussetzung, dass der Euroraum seine graduelle Erholung fortsetzen kann, schätzt die Expertengruppe die schweizerischen Konjunkturperspektiven für 2015/16 weiterhin als relativ freundlich ein. Bei den Exporten zeigte sich in den letzten Quartalen bereits eine gewisse Belebung, wobei diese sich bislang vor allem auf die Pharmaexporte beschränkte und somit noch nicht breit abgestützt ist. Nach und nach dürfte sich aber die Exporterholung festigen und für positive Wachstumsimpulse vom Aussenhandel sorgen. Für die inländische Nachfrage, die in den letzten Jahren die wesentliche Konjunkturstütze gebildet hatte, kann weiterhin mit einer robusten Expansion gerechnet werden. Dies nicht zuletzt dank des anhaltenden Bevölkerungswachstums, das den private Konsum und die Bauinvestitionen unterstützt. Dabei dürften allerdings die Bauinvestitionen ihren Zenit überschritten haben, weil ihre Dynamik von verschiedenen Faktoren, darunter die Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative sowie Abkühlungstendenzen am Immobilienmarkt, gebremst wird. Demgegenüber rückt im Zuge sich aufhellender Exportaussichten eine Belebung der in den letzten Jahren verhaltenen Ausrüstungsinvestitionen langsam in Reichweite.

Alles in allem erwartet die Expertengruppe für die nächsten beiden Jahre eine leichte Wachstumsbeschleunigung der Schweizer Wirtschaft von 1,8% 2014 auf 2,1% 2015 sowie 2,4% 2016. Im Vergleich zur Oktober-Prognose wird die Dynamik für 2015 etwas geringer veranschlagt (bisherige BIP-Prognose 2,4%), was in erster Linie durch die schleppende Erholung in Europa, namentlich die temporäre Schwäche in Deutschland, begründet ist.

Die Arbeitslosenquote dürfte im Jahresdurchschnitt 2014 auf 3,2% und damit gleich wie 2013 zu liegen kommen. In jüngster Zeit (September bis November) war jedoch immerhin eine leichte Abwärtstendenz bei den saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen auszumachen. Diese positive Entwicklung dürfte sich in den kommenden beiden Jahren im Zuge der konjunkturellen Expansion weiter verstärken und sich in einem kontinuierlichen Rückgang der Arbeitslosenquote niederschlagen (prognostizierte Jahresdurchschnittswerte: 3,2% 2014, 3,1% 2015, 2,8% 2016). Vermehrt dürfte dabei auch in der Industrie, in der seit der Finanzkrise in den letzten sechs Jahren per Saldo rund 35‘000 Stellen (gerechnet in Vollzeitäquivalenten) verloren gingen, wieder eine Beschäftigungszunahme stattfinden.

Trotz der prognostizierten Verbesserung der Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung wird auch für die kommenden beiden Jahre mit einer weiterhin tief bleibenden Inflation gerechnet. Zum einen dürften viele Wirtschaftsbereiche, insbesondere in der Exportindustrie, im Prognosezeitraum erst allmählich die Normalauslastung erreichen. Zum andern gehen vom internationalen Umfeld infolge der tieferen Ölpreise, aber auch der rückläufigen Teuerung in vielen europäischen Ländern, dämpfende Inflationseinflüsse auf die Schweiz aus. Die Expertengruppe erwartet für 2015 (+0,2%) und 2016 (+0,4%) praktisch Nullteuerung in der Schweiz. Auch temporäre Phasen mit negativer Teuerung sind möglich. Dies wäre jedoch nicht mit einer schädlichen Deflation gleichzusetzen, welche durch eine Abwärtsspirale von schlechter Konjunktur mit sinkenden Löhnen und sinkenden Preisen auf breiter Front gekennzeichnet ist, was in der Schweiz - im Gegensatz zu Ländern im Euroraum - nicht der Fall ist.

Konjunkturrisiken

Der relativ positive Konjunkturausblick bleibt mit erheblichen Risiken behaftet, die sowohl vom Ausland als auch vom Inland herrühren. Die prognostizierte Erholung der schweizerischen Wirtschaft könnte nicht nur durch neuerliche konjunkturelle Rückschläge im Euroraum in Frage gestellt werden, sondern auch im Falle einer anhaltenden Wachstumsabschwächung in den Schwellenländermärkten. Die Impulse aus diesen Ländern spielten in den letzten Jahren für die Schweizer Exporteure eine immer wichtigere Rolle.

Daneben bilden die unsicheren politischen Rahmenbedingungen im Verhältnis zur EU einen wesentlichen Risikopol für die Schweizer Wirtschaft. Auch wenn die deutliche Ablehnung der Ecopop-Initiative diesbezüglich für eine gewisse Beruhigung sorgen dürfte, bleibt abzuwarten, ob die Verhandlungen über ein EU-kompatibles Zuwanderungsregime letztlich zu einem Erfolg führen. Falls jedoch eine deutliche Beschränkung des Arbeitskräftepotenzials sowie des Zugangs zu den EU-Absatzmärkten resultieren würde, wäre dies ein negatives Signal, welches das Investitionsverhalten der Unternehmen und somit die mittelfristigen Wachstumsperspektiven beeinträchtigen könnte.

Nicht zuletzt kann auch bezüglich der Überhitzungsgefahren am Immobilienmarkt, trotz gewisser Beruhigungstendenzen, noch keine Entwarnung gegeben werden. Angesichts der stark expansiven Geldpolitik der EZB für den Euroraum dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) gezwungen sein, die Euro-Untergrenze noch für längere Zeit beizubehalten. Die unvermeidliche Kehrseite hiervon sind anhaltende Tiefstzinsen, die potenziell die Immobilienverschuldung anheizen.

*Die Expertengruppe des Bundes für die Konjunkturprognosen publiziert viermal pro Jahr eine Prognose der konjunkturellen Entwicklung in der Schweiz. Die aktuelle Prognose von Dezember 2014 wird in dieser Medienmitteilung kommentiert. Die aktuelle Ausgabe der "Konjunkturtendenzen", eine vierteljährliche Publikation des SECO, integriert diese Prognosen und vertieft weitere Aspekte der gegenwärtigen konjunkturellen Entwicklung. Diese Publikation erscheint in gedruckter Form als Beilage der Zeitschrift "Die Volkswirtschaft" (www.dievolkswirtschaft.ch). Ausserdem ist sie kostenlos auf dem Internet im PDF-Format verfügbar (http://www.seco.admin.ch/themen/00374/00375/00381/index.html?lang=de).

Quelle: Text Staatssekretariat für Wirtschaft SECO 18. Dezember 2014

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