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Schweiz,
August 2005: Aufnahmen aus den Überschwemmungsgebieten im Kanton Uri
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Hochwasser
im August 2005 |
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Hochwasserschutz - Lücken und Optimierungspotenzial |
Das
nächste Hochwasser kommt bestimmt. Um möglichst viele Schäden
zu vermeiden braucht es umfassende Gefahrengrundlagen wie etwa Gefahrenkarten
und detaillierte Prognosen; robuste und überlastbare Schutzbauten
und -konzepte sowie optimal vorbereitete und koordinierte Einsätze.
Zu diesem Schluss kommt die Analyse des Hochwassers vom August 2005.
Im
August 2005 ( Hochwasser: August
2005) war es nach tagelangen heftigen Niederschlägen in verschiedenen
Landesteilen zu Überschwemmungen und Hangrutschungen ( Massenbewegungen)
gekommen. 6 Menschen verloren dabei ihr Leben, der materielle Schaden belief
sich auf rund 3 Milliarden Franken. Es handelte sich um das schadensreichste
Hochwasser seit Beginn der systematischen Schadenserfassung im Jahr 1972.
Die
Analyse des Hochwassers 2005 unter Leitung des Bundesamt für Umwelt
BAFU und der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
WSL zeigt, dass lokal zwar rekordhohe Niederschläge und Abflüsse
gemessen wurden, das Ereignis in seiner Gesamtheit und über einen
längeren Zeitraum betrachtet zwar selten, aber nicht einmalig ist.
"Vergleichbare - und vielleicht noch stärkere - Ereignisse kann es
auch in Zukunft geben", schreibt Bundesrat Moritz Leuenberger im Vorwort
zum Synthesebericht der Ereignisanalyse, und folgert: "Um zu verhindern,
dass sie ähnliche oder sogar noch schlimmere Folgen haben als im August
2005, ist die konsequente Fortsetzung einer umfassenden Hochwasserschutzpolitik
notwendig".
Integrales
Risikomanagement
Diese
umfassende Politik soll sich noch stärker am integralen Risikomanagement
orientieren: Der gesetzlich festgeschriebene, ganzheitliche Ansatz umfasst den
gesamten Kreislauf von Vorbeugung, Bewältigung und Regeneration.
Die
Basis dazu bilden umfassende Gefahrengrundlagen wie etwa detaillierte und
möglichst frühzeitige Prognosen oder flächendeckende Gefahrenkarten . Sie erlauben es, Gefahren zu beurteilen und entsprechende Massnahmen
einzuleiten.
Vorbeugung
beginnt bei der Raumplanung
Einen
wichtigen Beitrag zur Gefahrenvorbeugung leistet eine gefahrenbewusste
Raumplanung, welche die Naturgefahren respektiert und Freiräume für
ausserordentliche Ereignisse schafft. Sie kann verhindern, dass unüberlegt
ausgeschiedene Bauzonen durch teure Schutzbauten nachträglich gesichert
werden müssen. Mit dem sachgerechten Unterhalt der Gewässer und
der Pflege des Schutzwaldes stehen raumplanerische Massnahmen deshalb an
erster Stelle.
Nur
wo diese Massnahmen nicht ausreichen, sind naturnahe und landschaftsgerechte
Schutzbauten zu errichten. Schutzbauten werden auf eine bestimmte Belastung
durch Wasser, Geschiebe und Schwemmholz ( Schwemmholz)ausgelegt.
Die Skala der Natur ist aber "nach oben offen", wie das Hochwasserereignis
vom August 2005 zeigt. Schutzmassnahmen ( Schutzmassnahmen)
dürfen bei einer überlastung nicht schlagartig versagen und dadurch
zu einem sprunghaften Anstieg der Schäden führen. Zeitgemässe
Schutzkonzepte berücksichtigen diesen überlastfall und lassen
Raum für aussergewöhnliche Abflüsse und Geschiebevolumen.
Restrisiken
minimieren
Die
mit einem überlastfall verbundenen Restrisiken können durch Objektschutz
und Interventionsmassnahmen auf ein akzeptables Mass reduziert werden.
Die Intervention muss jedoch geplant, vorbereitet und eingeübt werden.
Interventionsmassnahmen können nur rechtzeitig eingeleitet werden,
wenn die Vorhersagen (Niederschlag und Abfluss)( Prognosen)
sowie die Beobachtungen vor Ort verlässlich sind, wenn entsprechende
Warnungen rechtzeitig die Führungsgremien erreichen und die Alarmierung
auch von der Bevölkerung richtig verstanden wird.
Hier
hat die Ereignisanalyse Optimierungspotenzial aufgezeigt. Durch genauere
Vorhersagen und bessere Vernetzung aller Beteiligten sollen die Interventionsmassnahmen
künftig früher eingeleitet und effizienter umgesetzt werden können.
Dies bedingt auch, dass sich die Führungsorgane und Einsatzkräfte
vor Ort auf das erforderliche Fachwissen abstützen können. Ab
Herbst 2009 will der Bund entsprechende Kurse für Naturgefahrenbeobachter
zur Unterstützung regionaler und kantonaler Führungsstäbe
bei der Notfallplanung und bei der Bewältigung von Ereignissen anbieten.
Eigenverantwortung
stärken
Auch
die Bevölkerung kann durch ein gefahrengerechtes Verhalten und
präventive Massnahmen ( Schutzmassnahmen)
zur Reduktion potentieller Schäden beitragen. Im August 2005 hätten
grosse Sachschäden verhindert werden können, wenn die Betroffenen
vorbereitet gewesen wären und dank rechtzeitiger Information eigenverantwortlich
hätten handeln können. So können etwa Hausbesitzer mit relativ
kleinem Aufwand (z.B. Sandsäcke, erhöhte Lichtschächte)
Schäden begrenzen. Von Seiten der Behörden gilt es darum, Anlaufstellen
und Beratungsangebote zu schaffen, wo sich Interessierte informieren können.
Die
Ereignisanalyse des Hochwassers 2005 hat Stärken und Schwächen
des Umgangs mit Naturgefahren in der Schweiz aufgezeigt. Die kurzfristig
umsetzbaren Optimierungsmassnahmen wurden
schon während der Analyse in Angriff genommen, andere sind projektiert.
Für Bundesrat Leuenberger steht angesichts der Analyse fest: "Politik,
Behörden und Bevölkerung sind auch weiterhin gefordert. Ein integrales
Risikomanagement ist eine Daueraufgabe, der wir alle uns zu stellen haben."
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Engelberger
Aa
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Ein
Hochwasserschutzbau, der sich während des Hochwassers 2005 bewährt
und wie geplant im überlastfall robust verhalten hat, findet sich
an der Engelberger Aa:
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August 2005: Murgänge in Engelberg OW |
Zentrales
Element des Hochwasserschutzkonzepts an der Engelberger Aa sind je eine Hochwasserentlastung
bei Dallenwil und Ennerberg sowie die beiden Entlastungen beim Flugplatz
Buochs. Im Bereich aller Entlastungen sind die Dämme überströmbar
ausgebildet, so dass im Überlastfall kontrolliert Wasser über
den linken Damm der Engelberger Aa entlastet und durch den Entlastungskorridor
zwischen Buochs und Ennetbürgen in den Vierwaldstättersee abgeleitet
wird. |
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Durch die Entlastungen wird der in der Engelberger Aa verbleibende
Abfluss jeweils auf die Abflusskapazität des folgenden Abschnitts
begrenzt.
Das
Hochwasserschutzkonzept an der Engelberger Aa umfasst aber nicht nur robuste
und überlastbare technische Massnahmen. Im Umgang mit den verbleibenden
Risiken vereint es eine breite Palette an Massnahmen und stellt so ein
Beispiel für eine integrale Massnahmenplanung dar. Sekundäre
Dämme zur seitlichen Begrenzung des Entlastungskorridors sowie Objektschutzmassnahmen
verhindern Schäden im Bereich der Siedlungsgebiete von Buochs und
Ennetbürgen sowie an einzelnen Bauten.
Integraler Bestandteil des
Hochwasserschutzkonzepts ist zudem eine umfassende Notfallplanung.
Diese umfasst unter anderem die Information und Alarmierung der Bevölkerung,
die Organisation von Dammwachen, mobile Massnahmen zur Schliessung von
Lücken in den Begrenzungen des Entlastungskorridors, Verkehrssperrungen
sowie den vorbereiteten Einsatz von Baumaschinen und Fachexperten.
Der
für den Hochwasserfall vorgesehene Entlastungskorridor ist raumplanerisch
gesichert. Die Aufnahme in den kantonalen Richtplan und die Ausscheidung
des Entlastungskorridors als Sondernutzungszone in den Zonenplänen
der Gemeinden Buochs und Ennetbürgen stellt seine Freihaltung sicher.
Das
Hochwasserschutzkonzept hat sich beim Hochwasser 2005 bewährt. Dank
Investitionen von 26 Mio. Fr. konnten Schäden von über 100 Mio.
Fr. verhindert werden.
Quelle:
Text Bundesamt für Umwelt BAFU 2008 |
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Erforderliche
und eingeleitete Massnahmen im Hochwasserschutz
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Erforderliche
Massnahmen
Als
Konsequenz aus der Analyse des Hochwassers 2005 sind in folgenden Handlungsfeldern
Massnahmen zu ergreifen:
Die Gefahrenkarten sind gesamtschweizerisch
mit höchster Priorität abzuschliessen.
Die Gefahrengrundlagen sind so zu erweitern, dass umfassende Grundlagen
für alle gefahrenrelevanten Tätigkeiten bereitstehen.
Massnahmen
zum Schutz vor Naturgefahren ( Schutzmassnahmen)sind
konsequent hinsichtlich überlastbarkeit zu prüfen und, falls
erforderlich, anzupassen.
Die Massnahmenplanung muss den vorhandenen Unsicherheiten und Unschärfen
Rechnung tragen.
Vorsorge und Intervention als kostengünstige und rasch umsetzbare
Massnahmen sind zu forcieren. Dazu sind die beteiligten Akteure zu vernetzen
und das Fachwissen vor Ort aufzubauen.
Alle betroffenen und beteiligten Akteure sind in die Umsetzung von Massnahmen
einzubeziehen und durch eine geeignete neue Kommunikationsstrategie sowie
entsprechende Ausbildungen zu befähigen, sich im Ereignisfall gefahrengerecht
zu verhalten und eigenverantwortlich zu reagieren.
Eingeleitete
Massnahmen auf Stufe Bund
Aus
der Erkenntnis, dass bei Warnung, Alarmierung und Intervention Lücken
vorhanden, aber auch rasch bedeutende Optimierungen möglich sind,
konzentrieren sich die eingeleiteten und seit dem Hochwasser 2005 bereits
umgesetzten Massnahmen stark auf diese Bereiche. Gestützt auf die
im Rahmen des vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS und der
Nationalen Plattform Naturgefahren PLANAT koordinierten Projekts OWARNA
(Optimierung von Warnung und Alarmierung bei Naturgefahren) ausgelösten
Massnahmen sowie auf die Erkenntnisse der vorliegenden Ereignisanalyse
wurden auf Stufe Bund folgende Massnahmen eingeleitet:
Verbesserung der meteorologischen Prognosen sowie der Abflussprognosen ( Prognosen)
durch Verwendung räumlich höher aufgelöster Prognosemodelle
sowie durch Ergänzung der deterministischen Prognosen durch probabilistische
Prognosen, so genannten "Ensemble Vorhersagen».
Aufbau einer gemeinsamen Informationsplattform Naturgefahren (GIN),
über die bei entsprechenden Situationen gemeinsame Bulletins zusammen
mit den Daten aller beteiligten Institutionen (MeteoSchweiz, BAFU, WSL/SLF)
an die Fachstellen und Einsatzorgane verbreitet werden.
Aufbau einer internetbasierten Plattform zur Information der Bevölkerung in Krisensituationen durch die Bundeskanzlei.
Erhöhung des Personalbestandes im Bereich der Abflussprognose zur
Sicherstellung der Dienstleistungen im Ereignisfall.
Aufbau einer Stabsorganisation im BAFU zur Sicherstellung der Beratung
und Information bei ausserordentlichen Naturereignissen.
überprüfung der gesetzlichen Grundlagen in Bezug auf die
Umsetzung des integralen Risikomanagements.
Aufbau
und Betrieb eines Melde- und Lagezentrums (MLZ) bei der Nationalen
Alarmzentrale NAZ im Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS.
Sicherstellung der Notstromversorgung und Verbesserung der Redundanz essentieller
Systeme zur Warnung der Behörden und Alarmierung der Bevölkerung.
Erarbeitung eines übungskonzepts ( Hochwasserschutz: Urner
Talboden) zur überprüfung der Zusammenarbeit der Fachstellen
und der Führungsfähigkeit der Führungsgremien; Durchführung
darauf basierender übungen.
Diese
Massnahmen sind Teil der vom Bundesrat im Mai 2007 beschlossenen Massnahmen.
Am 28. September 2007 hat der Bundesrat angesichts der Hochwasser vom August
2007 beschlossen, diese Massnahmen beschleunigt umzusetzen und den Schutz
vor Naturgefahren zu stärken. Für die Naturgefahrenprävention
( Gefahrenprävention)
werden zudem durch das BAFU im Auftrag des UVEK derzeit alternative Finanzierungsformen
gesucht. Als Grundlage für die Abwägung zwischen Schutz vor Naturgefahren
und dem mit Nutzungseinschränkungen verbundenen Eingriff ins Privateigentum
wurde parallel zur Ereignisanalyse ein entsprechendes Rechtsgutachten erstellt.
Weitere
zu ergreifende Massnahmen
Nachdem
der Bund die Massnahmen, welche er in eigener Kompetenz umsetzen kann,
rasch an die Hand genommen hat, gilt es diese zügig zu vollziehen.
Parallel dazu muss die Umsetzung der auf kantonaler und lokaler Ebene notwendigen
Massnahmen eingeleitet werden. Die entsprechenden Handlungsschwerpunkte
sind:
Fertigstellung der Gefahrenkarten bis 2011 sowie laufende Umsetzung der vorhandenen Gefahrengrundlagen in
robuste und überlastbare Massnahmenkonzepte.
Aufbau des erforderlichen Fachwissens vor Ort durch Entwicklung und Durchführung
von Ausbildungslehrgängen für Naturgefahrenbeobachter zur Unterstützung
regionaler und kantonaler Führungsstäbe bei der Notfallplanung
und bei der Bewältigung von Ereignissen.
Ausbildung von Versicherungs- und Baufachleuten im Umgang mit Naturgefahren.
Nachhaltige Sensibilisierung und Ausbildung der Bevölkerung zur Förderung des gefahrengerechten und eigenverantwortlichen Handelns
im Ereignisfall.
Fördern des Austausches zwischen allen Beteiligten.
Quelle:
Text Bundesamt für Umwelt BAFU 2008 |
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Aquaprotect:
Schweizweite Übersicht der Überflutungsgefährdung
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Mit
den Resultaten aus dem Projekt Aquaprotect wird erstmals eine schweizweite
Übersicht über die potenzielle Hochwassergefährdung erarbeitet.
Die digitalen Karten ( Gefahrenkarten) ermöglichen eine detaillierte Beurteilung der Klumpenrisiken für
die Überflutungsgefährdung.
Für
den Bund sind die Karten von grossem Interesse, weil mit diesen Resultaten
zum ersten Mal schweizweit nach einer einheitlichen Methode Informationen
über mögliche Überflutungsgefährdung vorliegen. Sie
können jedoch die Gefahrenkarten und Gefahrenhinweiskarten nicht ersetzen.
Das
Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Fachexperten der Swiss Re und dem
BAFU. Die Resultate werden voraussichtlich Ende 2008 zur Verfügung
stehen und anschliessend verÖffentlicht.
Quelle:
Text Bundesamt für Umwelt BAFU 2008 |
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siehe auch: Rutschungen, Murgänge, Hochwasser, Steinschläge und Felsstürze
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Renaturierung der Aare bei Rupperswil (Aargau) |
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