Kanton Graubünden: Die Folgen von Sturm "Vaia" im Wald Das Tief Vaia hat mit Sturmböen in Orkanstärke am Abend und in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2018 insbesondere im Albulatal, dem Oberengadin und in der Valposchiavo zu grösseren Schäden im Wald geführt. Die bisher erfassten Schäden entsprechen mit rund 60'000 m3 etwas mehr als der Menge an Sturmholz, welche am 3. Januar 2018 durch den Sturm Burglind im nördlichen Kantonsteil verursacht wurde. Die durch Wind verursachten Schäden im Jahr 2018 weisen damit zwar einen neuen Höchststand seit 1994 auf, liegen aber um ein Vielfaches unter den Schäden des Orkans Vivian vom Februar 1990 (ca. 670'000 m3). Die gesamte Schadholzmenge im Jahr 2018 liegt mit geschätzten 130 000 m3 leicht über dem langjährigen Mittel von rund 110'000 m3. Das entspricht circa 30 Prozent einer Jahresnutzung. Starke Winde und Böenspitzen können zu Stammbruch führen oder Bäume komplett entwurzeln. Besonders anfällig dafür ist die Fichte als wichtigste und häufigste Baumart in Graubünden, weil sie flache Tellerwurzeln bildet und sich nicht tief im Boden verankern kann. Schäden in weiten Teilen Graubündens Auf einer Fläche von total über 100 Hektaren wurden insbesondere in den Gemeinden Davos, Bergün Filisur, Pontresina, Samedan, Poschiavo und Brusio flächige Schäden verursacht. Teilschäden verteilen sich über diverse weitere Gemeinden im Oberengadin sowie in der Valposchiavo. Streuschäden wurden in weiteren angrenzenden Gebieten wie dem Schanfigg, Domleschg, Safiental, Surselva, Lumnezia, Schams, Hinterrhein, Avers, Val Bregaglia und Val Müstair festgestellt. Schutzwald unter der Lupe der Revierförster In einem ersten Schritt werden durch die Revierförster die Schäden lokalisiert und der Zustand des Waldes erfasst. Falls Schutzwald betroffen ist, muss gegebenenfalls die Schutzwirksamkeit des Waldes neu beurteilt werden. Das Sturmholz muss nicht zwingend unmittelbar nach dem Ereignis geräumt werden. So können etwa liegende Stämme mögliche Anrisse von Lawinen im Winter wirksam unterbinden. Im Folgejahr können Massnahmen wie etwa temporäre Lawinenverbauungen nötig werden, falls das Sturmholz aus dem Bestand entfernt wird. Gute Bedingungen für Borkenkäfer In den Fichtenwäldern ist der Borkenkäfer, der 5 Millimeter grosse Buchdrucker, in geringer Anzahl ständig vorhanden. Nach grösseren Sturmereignissen oder Nassschneefällen steigt das verfügbare Brutmaterial an, so dass sich der Buchdrucker unter der Rinde rasant vermehren kann. Problematisch wird es, wenn die starke Vermehrung der Käfer auch angrenzende intakte Bestände schädigt und innert weniger Wochen zum Absterben bringt. Natürliche Feinde wie räuberische Insekten oder Spechte, welche neben den Witterungsbedingungen für eine gewisse Begrenzung der Buchdrucker sorgen, entwickeln sich dabei erst verzögert. Deshalb wird das Sturmholz aus dem Wald entfernt oder vor Ort entrindet, um das Nahrungsangebot für den Buchdrucker zu reduzieren und das Risiko von weiteren Folgeschäden zu verringern. Wichtiger Eingriff in natürlichen Ablauf In Graubünden schützen rund 60 Prozent der gesamten Waldfläche den Menschen und seine Infrastruktur vor Lawinen, Steinschlag, Hangrutschungen, Murgängen oder Hochwasser. Auch ohne Zutun des Menschen würde der Wald auf grösseren Schadenflächen in einigen Jahrzehnten wieder aufwachsen. Problematisch wird es, wenn der Wald in seinem aktuellen oder zukünftigen Zustand nicht die erforderliche Schutzleistung gegenüber Naturgefahren erbringt. Deshalb ist es nach grösseren Ereignissen oft unerlässlich, in den natürlichen Ablauf unterstützend einzugreifen. Geschieht dies mit Pflanzungen, sind diese in den meisten Fällen gegen Wildverbiss zu schützen, damit die getätigten Investitionen in absehbarer Zeit zum gewünschten Erfolg führen.
Der Sturm Vaia von Ende Oktober 2018 hat in Appenzell Ausserrhoden grosse Waldschäden verursacht. Die Sturmholzmenge entspricht ungefähr der Hälfte einer Jahresnutzung im Kanton. Die Aufräumarbeiten sind unterdessen angelaufen und werden sich bis in den Frühling hinziehen. Rund einen Monat nach dem Sturmereignis Vaia am 30. Oktober 2018 kann das Amt für Raum und Wald das Ausmass des Schadens in Appenzell Ausserrhoden genauer beziffern: Die Sturmholzmenge beträgt rund 20'000 bis 25'000 Kubikmeter. Dies entspricht in etwa der Hälfte der Holzmenge, die normalerweise pro Jahr im Kanton genutzt wird. Mit rund 15'000 Kubikmeter sind die grössten Schäden in den Gemeinden Urnäsch, Hundwil, Stein und Herisau anzutreffen. Weitere grössere Schäden fielen im restlichen Hinterland sowie in Teufen an. Im weiteren Mittelland und im Vorderland ist die Sturmholzmenge klein. Der kantonale Forstdienst hat gemeinsam mit den Revierförstern und den betroffenen Waldeigentümern Massnahmen festgelegt und Prioritäten gesetzt, wie mit dem Sturmholz umgegangen wird: Das Holz muss dort geräumt werden, wo die Sicherheit für Menschen und Sachwerte gefährdet ist; oder dort, wo eine Borkenkäfermassenvermehrung an der Fichte folgen könnte. Wo keine Risiken und Gefahren erkennbar sind, wird auch ein Liegenlassen des Holzes in Betracht gezogen. Dies vor allem dann, wenn das Sturmholz nicht kostendeckend geräumt werden kann. Die Waldeigentümer, verschiedene spezialisierte Forstunternehmer und die öffentlichen Forstbetriebe haben mit den Aufräumarbeiten bereits begonnen. Wo möglich und insbesondere bei grösseren Flächenschäden kommen dafür auch so genannte "Vollernter" zum Einsatz. Damit kann effizient und kostengünstig geräumt und die Arbeitssicherheit am besten gewährleistet werden. Wegen der Sturmholzmenge werden sich die Arbeiten aber bis in den Frühling hineinziehen. Das Begehen der Sturmflächen ist weiterhin gefährlich. Einzelne Wanderwege können daher voraussichtlich erst im Frühling 2019 wieder freigegeben werden. Das Amt für Raum und Wald appelliert an die Bevölkerung, die Absperrungen zu respektieren und den Anweisungen des Forstdienstes zu folgen.
Das Tiefdruckgebiet Vaia, welches die grossen Niederschlagsmengen brachte, überquerte in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2018 die Alpen von Süden nach Norden. Die Alpensüdseite wurde dabei von einem ungewöhnlich starken Scirocco erfasst. In den Tieflagen bewegten sich die höchsten Windspitzen zwischen 80 und 110 km/h. Lugano meldete den herausragenden Wert von 128 km/h. Hier brachte nur der Gewittersturm von 4. Juli 2000 mit 130 km/h eine geringfügig höhere Windspitze. Über den Alpen tobte derweil ein heftiger Föhnsturm. Die Windspitzen erreichten auf dem Gütsch (2'283 m ü.M.) oberhalb Andermatt 213 km/h, auf dem Piz Martegnas (2'670 m ü.M.) bei Savognin 181 km/h und auf dem Gornergrat (3'129 m ü.M.) bei Zermatt 168 km/h. Auf dem Gütsch war es die dritthöchste Windspitze seit Messbeginn 1981. Auch in den nordalpinen Föhntäleren stiegen die Windspitzen lokal auf hohe Werte. So lag das Maximum in Elm im Glarnerland bei 130 km/h. Verbreitet Rekorde beim Druckminimum Während das Tiefdruckgebiet Vaia vom 29. auf den 30. Oktober 2018 die Alpen überquerte, sank der Druck in der Schweiz vebreitet auf den tiefsten Oktoberwert seit Messbeginn. Von den verfügbaren 74 Druckmessstandorten registrierten 48 neue Oktobertiefstwerte. Darunter befinden sich Standorte mit sehr langen Druckmessreihen wie Neuchâtel mit Messbeginn 1901 und der Säntis mit Messbeginn 1864.
Wintersturm Burglind Der Wintersturm Burglind (auch als Eleanor bezeichnet) war der stärkste Wintersturm der Schweiz seit Lothar 1999 und zählt zu den vierstärksten Winterstürmen seit 1981. Punktuell lieferte Burglind/Eleanor Rekordwindspitzen. In den meisten Regionen lieferten Lothar 1999 und Vivian 1990 allerdings deutlich höhere Windspitzen. Ein Sturm wie Burglind/Eleanor ist im Schweizer Mittelland etwa alle 5 bis 20 Jahre zu erwarten. Am Vormittag des 3. Januar 2018 erfasste der Sturm Burglind/Eleanor grosse Teile der Schweiz. Es war der stärkste Wintersturm seit Lothar 1999 und brachte vor allem im Jura und im Flachland der Alpennordseite aussergewöhnlich starke Winde. So wurden im Flachland verbreitet Windspitzen von 90 bis gut 130 km/h, in Berglagen 140 bis 170 km/h und an exponierten Lagen stellenweise bis 200 km/h gemessen. Das Rhonetal, Nord- und Mittelbünden waren nur am Rand betroffen, die Alpensüdseite wurde grösstenteils vom Sturm verschont. Burglind/Eleanor verursachte die grössten Infrastruktur- und Waldschäden durch einen Wintersturm seit Lothar 1999. Die geschätzten Infrastrukturschäden beliefen sich auf rund 165 Mio. CHF (Stand Februar 2018). Es gab Beeinträchtigungen im Strassen- und Schienenverkehr sowie wenige Unterbrüche im Stromnetz. Der Sturm fällte rund 1,3 Millionen Kubikmeter Holz in Schweizer Wäldern.
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