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Auen: Biodiversität - Artenvielfalt
Artenschwund in Bächen und Seen ist Kapitalverlust
Der Verlust an Biodiversität ist ein Kapitalverlust für die kommenden Generationen. Gewässerökosysteme sind davon besonders betroffen, weil sie eine ungewöhnlich hohe Biodiversität aufweisen. Dennoch ist das Wissen überWerden und Vergehen der Vielfalt im Wasser noch lückenhaft. Massnahmen zum Schutz des genetischen Reichtums in Seen und Flüssen konnten den Abwärtstrend bisher nicht stoppen. Unterschätzt wurdevor allem, dass die reduzierte Lebensraumvielfalt auch die Artneubildung unterbindet. Das beschleunigt die Negativspirale.

Nur 0,3 % der Erdoberfläche wird von Seen, Flüssen und Sümpfen bedeckt. Selbst in der Schweiz, dem Wasserschloss Europas, beträgt dieser Anteil gerade einmal 4 %. Doch auf diesen Flächen lebt eine riesige Vielfalt an Arten. 40 % der weltweit 30000 anerkannten Fischarten und über 100000 wirbellose Tiere sind aus dem Süsswasser bekannt. Diese Vielfalt ist bedroht.

Nicht nur im Verhältnis zur kleinen Fläche, sondern auch in absoluten Zahlen liegen die Aussterberaten im Süsswasser deutlich höher als auf dem Land und in den Meeren. In der Schweiz zum Beispiel sind 17 der gut 100 bekannten Fischarten ausgestorben. über 60% aller Wasserpflanzen gelten als gefährdet.

Die heutigen Aussterberaten liegen auf gleichem Niveau wie während der grössten Massenaussterben in der Erdgeschichte. Jetzt zeigt das Wasserforschungsinstitut Eawag auf, dass zusätzlich auch immer weniger neue Arten entstehen. Evolutionsökologe Ole Seehausen bezeichnet diesen doppelt negativen Trend als "katastrophale Biodiversitätsverschuldung".

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Schutz der Artbildung ebenso wichtig
Seehausen und seine Gruppe haben nachgewiesen, dass oft Veränderungen an denselben Prozessen, welche zur Artbildung geführt haben, auch für die Abnahme der Artneubildung verantwortlich sind. Zum Beispiel dann, wenn Umweltveränderungen Lebensräume verkleinern oder ihre Vielfalt reduzieren. Dann werden genetische Anpassungen an die ökologisch verschiedenen Nischen hinfällig, junge Arten verschmelzen zu einer einzigen Mischart, und im Entstehen begriffene Arten werden nicht mehr gebildet.

Im Fall der 32 verschiedenen Felchenarten in Schweizer Seen sind in den letzten 50 Jahren mindestens ein Drittel verschwunden.

"für die Erhaltung der Übrigen bleibt nicht mehr viel Zeit", sagt Seehausen und fordert eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Forschung und angewandtem Naturschutz.

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Evolution - schneller als man denkt
Dass evolutionäre Prozesse - anders als im traditionellen Naturschutz angenommen - oft innert weniger Generationen zu markanten Veränderungen und Anpassungen von Arten führen können, weist die Gruppe des Gewässerökologen Piet Spaak am Greifensee nach. Die Forscher haben dazu 50 Jahre alte Dauereier von Wasserflöhen (Daphnien) aus dem Sediment ins Labor geholt und wieder lebensfähige Tiere daraus schlüpfen lassen.

Diese waren gegenüber den erhöhten Bleikonzentrationen, wie sie in den 1960er Jahren herrschten, deutlich resistenter als Tiere aus jüngster Zeit.

Auch bei den von Seehausen untersuchten Forellen zeigte sich Erstaunliches: Die fünf in der Schweiz bekannten Forellentypen - entstanden in den eiszeitlichen Rückzugsgebieten - sind offenbar an sehr unterschiedliche ökologische Verhältnisse angepasst und können in naturnahen Flüssen noch nebeneinander leben, ohne zu verschmelzen. In stark beeinträchtigten Flüssen hingegen werden sie von der praktisch überall ausgesetzten Rheinforelle verdrängt. "Koordinierte Programme zur Erhaltung der Forellenvielfalt gibt es kaum", sagt Seehausen.

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Vernetzung fördern
Grund für den Artenschwund sind nicht nur fehlende oder monoton gewordene Lebensräume, sondern auch die fehlende Vernetzung. Künstliche Barrieren machen den Fischen zu schaffen. So wiesen Eawag-Fischbiologen an der untersten Töss (ZH) 23 Fischarten nach. Oberhalb eines sechs Meter hohen Wehrs reduzierte sich diese Zahl auf 12. An der Sitter (SG/AR/AI) waren 46 der 54 untersuchten Zuflüsse für die Groppe, eine Kleinfischart der Oberläufe, nicht erreichbar.

Umgekehrt stieg die Zahl der Fischarten im Lichtensteiner Binnenkanal innert nur vier Jahren von 6 auf 16 an, nachdem ein Absturz an der Mündung in den Alpenrhein fischgängig umgestaltet worden war.

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Schweiz in der Verantwortung
"Aufgrund ihres Wasserreichtums, ihrer Topografie und ihrer Rolle als Scharnier zwischen verschiedenen biogeographischen Regionen trägt die Schweiz für die Gewässer und ihre Biodiversität besondere Verantwortung", sagt der Eawag-Forscher Mark Gessner, auch Mitglied im Forum Biodiversität Schweiz. Er vergleicht die Biodiversität mit einem breit abgestützten Portfolio an der Börse, als "Versicherung für die Zukunft". Eine hohe Artenzahl und hohe genetische Vielfalt bedeuteten mehr Stabilität gegenüber Umweltveränderungen und das wiederum
sichere der Bevölkerung die Dienstleistungen, welche ein Ökosystem erbringe.

Dazu gehören zum Beispiel der Fischertrag, aber auch sauberes Wasser, Schutz vor Hochwasser oder attraktiver Erholungsraum. Gessner fordert daher eine vertiefte Auseinandersetzung der Forschung nicht nur mit dem Ausmass und den Gründen des Biodiversitätsverlustes, sondern auch mit den Konsequenzen. Statt punktueller Massnahmen müsse ein räumlich und inhaltlich über greifendes Gewässermanagement umgesetzt werden. Das erfordere ein Umdenken in der Wasserwirtschaft, wie es beim Hochwasserschutz bereits begonnen habe.

Unterstützt wird der Eawag-Biologe von Evelyne Marendaz, die beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) die Abteilung Artenmanagement leitet. Trotz aller Bemühungen zum Artenschutz, so Marendaz in ihrem Referat, sei eine echte Trendwende mit den gegenwärtigen Instrumenten und Mitteln offenbar nicht möglich. Es fehle an messbaren Zielen und Prioritäten, und der Vollzug müsse besser koordiniert werden, zum Beispiel zwischen der Landwirtschafts- und der Gewässerschutzpolitik. Das Bafu ist daher zur Zeit daran, eine Biodiversitätsstrategie zu erarbeiten, die noch dieses Jahr dem Bundesrat vorgelegt werden soll.

Quelle: Text Eawag, Wasserforschungs-Institut der ETH, Juni 2010

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