Stand
und Entwicklung der Zürcher Gymnasien
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Stand
und Entwicklung der Zürcher Gymnasien
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Januar
2007
Die
Bildungsdirektion des Kantons Zürichs hat im Auftrag des Bildungsrates
eine umfassende, wissenschaftlich abgestützte Standortbestimmung zu
den Zürcher Mittelschulen vorgenommen. Für die Weiterentwicklung
der Zürcher Gymnasien sind vier Handlungsfelder von zentraler Bedeutung:
Der übergang Volksschule - Gymnasium, der übergang Gymnasium
- Hochschulen, die Stärkung des selbstständigen Lernens sowie
die Führung der Gymnasien und der Berufsauftrag.
Der
Bildungsrat hat die Bildungsdirektion 2005 beauftragt, eine Standortbestimmung
der Zürcher Mittelschulen vorzunehmen und Möglichkeiten zu deren
Weiterentwicklung in den nächsten 10 bis 15 Jahren aufzuzeigen. Die
Bildungsdirektion hat dazu bei Prof. Dr. Jürgen Oelkers vom Pädagogischen
Institut der Universität Zürich eine Expertise sowie zwei kleinere
Zusatzstudien in Auftrag gegeben. Auf deren Grundlage hat sie zu Handen
des Bildungsrats einen Bericht erarbeitet. Der Prozess wurde von einem
breit abgestützten Beirat begleitet. |
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Vier
Schwerpunkte stehen für die Weiterentwicklung der Zürcher Gymnasien
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Eine
von EDK und EDI eingesetzte Arbeitsgruppe unterbreitet namentlich folgende
Vorschläge:
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Der
Übergang Volksschule - Gymnasium:
Die
Chancengleichheit beim Eintritt ins Kurz- beziehungsweise Langgymnasium
soll verbessert werden. Ein Schritt in die richtige Richtung ist das Projekt
«Zentrale Aufnahmeprüfung» (ZAP) mit gleichen Prüfungsanforderungen
für alle Gymnasien. Die ZAP wird ab Schuljahr 07/08 für die Untergymnasien,
ab Schuljahr 08/09 auch für die Kurzzeitgymnasien eingeführt.
Die bewährten Prüfungsbausteine sollen dabei durch einen Test
ergänzt werden, welcher sprachlich und sozio-demographisch bedingte
Nachteile bei der Aufnahmeprüfung mildern soll. 2008 wird dieser Potenzialtest
versuchsweise an der Aufnahmeprüfung ans Langgymnasium eingesetzt. |
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Übergang
Gymnasium - Hochschulen:
Die
Maturität soll das Eintrittsticket für den allgemeinen Hochschulzugang
bleiben. Dabei stellt sich die Frage nach den fachlichen und überfachlichen
Kompetenzen für den Hochschulzugang und für einzelne Studienrichtungen.
Zur Verbesserung des übergangs von den Mittelschulen an die Hochschulen
wird im Kanton Zürich an einem Projekt «Treffpunkte an der Schnittstelle»
der Arbeitsgruppe Hochschule - Gymnasium (HSGym) gearbeitet. Zudem soll
vertieft geprüft werden, ob auch an den Mittelschulen Kompetenzstandards
geschaffen werden sollen. |
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Der
gymnasiale Unterricht und die Lehr- und Lernmethoden:
Die
überfachlichen Kompetenzen, insbesondere das wichtige selbstständige
Lernen, also die Mitverantwortung der Schülerinnen und Schüler
für ihren Lernprozess, müssen an den Gymnasien gefördert
und verbessert werden. Die Bildungsdirektion wird zusammen mit den Schulleitungen,
den Lehrkräften und der Lehrerausbildung prüfen, in welcher Form
und in welcher Altersstufe den Schülerinnen und Schülern mehr
Eigenverantwortung übertragen werden kann und welche Aufgabe dabei
den Lehrkräften zukommt. Gleichzeitig sollen schulinterne Projekte
gefördert werden, die dem selbstständigen Lernen mehr Platz geben. |
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Führung
der Gymnasien und Berufsauftrag:
Die
Führungsstrukturen der Mittelschulen, die Anstellungen, Arbeitszeitmodelle
und die Personalentwicklung werden überprüft werden. Unter der
Leitung des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes ist eine Arbeitsgruppe
mit Beteiligung der Schulleiterkonferenz und der Wissenschaft beauftragt,
die Führungs- und Organisationsstrukturen der Mittelschulen zu überprüfen
und zu verbessern. |
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Quelle:
Bildungsdirektion des Kantons Zürichs, Januar 2007 |
Fehlende
Alternativen?: Langzeitgymnasium - Ein Erfolgsmodell
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Die
Zürcher Bildungsdirektorin Regine Aeppli wies an einer Medienorientierung
darauf hin, dass Befragungen der Schülerinnen und Schüler ein
positives Bild für die Zürcher Gymnasien ergaben. Die Schülerinnen
und Schüler wünschten sich allerdings, die Vermittlung von mehr
Spezialwissen. Der wissenschaftliche Leiter der «Expertise gymnasiale
Mittelschulen», Jürgen Oelkers vom pädagogischen Institut
der Universität Zürich, gab zu bedenken, dass heute mit einer
guten Allgemeinbildung allein noch keine ausreichenden Voraussetzungen
für einen Studienbeginn oder einen Berufseinstieg bestehen würden.
Die Hochschulen und die Wirtschaft verlangen immer mehr Spezialwissen.
Ausserdem ortete Jürgen Oelkers bei den Mittelschülern Defizite
bei den interdisziplinären Kompetenzen und bei den Fähigkeiten
selbstständig zu lernen.
Zu
Beginn der Neunzigerjahre waren vor allem die Bildungspolitiker überzeugt,
dass eine solide Allgemeinbildung für die weiterführenden Studien
oder den Eintritt ins Berufsleben ausreichend seien. Daie differenzierenden
Gymnasialzüge wurden trotz warnender Stimmen abgeschafft. Heute ist
die Erkenntnis gereift, dass die Nivellierung von damals zu weit ging.
Die Erziehungsdirektorenkonferenz EDK setzt mit einer Teilrevision der
MAR zu einer ersten Korrekturen an.
Der Kanton Zürich scheint gewillt
ebenfalls neue Prioritäten zu setzen.
Regine
Aeppli bezeichnete das Zürcher Langzeitgymnasium als "Erfolgsmodell".
Sie gab allerdings gleichzeitig zu bedenken, dass die Sekundarschulen im
Kanton Zürich mit Schwierigkeiten kämpfen würden. Eine Reform
dieser Schulstufe sei dringend notwendig, meinte die Bildungsdirektorin.
Der
Tagesanzeiger hat in einem Artikel vom 31. März 2004 (Autor: Daniel
Schneebeli) bereits auf diese Schwierigkeiten hingewiesen. "Ende der 90er-Jahre
hat tatsächlich ein Boom an die Langgymnasien eingesetzt. Die Aufnahmezahlen
sind von Jahr zu Jahr angestiegen. 1996 traten nach der sechsten Klasse
1200 Kinder ins Langgymnasium ein. 2002 waren es etwa 1700. ... Besonders
gross ist der Andrang aus Gemeinden, in denen der obere Mittelstand dominiert",
schrieb der Tagesanzeiger. " Da nicht anzunehmen ist, dass in den letzten
Jahren die Kinder intelligenter geworden sind, kann es nur noch an der
Vorbereitung liegen, dass immer mehr den Sprung ans Gymnasium schaffen."
Viele
Eltern sind bereit, sich die bessere Ausbildung ihrer Kinder viel kosten
zu lassen. Private Lernstudios bieten Prüfungsvorbereitungskurse zum
Preis von einigen Hundert bis zu mehreren Tausend Franken an. Nach Meinung
vieler Eltern bieten die Zürcher Sekundarschule einen zu wenig erfolgsversprechenden
Unterricht. Die Lehrkräfte seien teilweise mit zu wenig Fachwissen
ausgerüstet, meinen zahlreiche Eltern und Schüler.
Text: RAOnline
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