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Avenir Suisse Berufsbildung 2010
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Berufsbildung in einer neuer Wirklichkeit
Die Zukunft der Lehre

von Avenir Suisse

Die zentrale Fragestellung der neuen Publikation des Think Tanks Avenir Suisse lautet, wie der Erfolg der Berufslehre in die Zukunft übertragen werden kann. Sie ist ein wesentlicher Teil des «Geschäfts- und Gesellschaftsmodells Schweiz». Die Betonung von praktischen Fähigkeiten ermöglicht es auch schulisch weniger Begabten, ihre Talente zu entwickeln. Ihre enge Verzahnung mit dem Arbeitsmarkt erleichtert den schwierigen Übertritt in die Arbeitswelt. Diese Integrationsleistung lässt sich an der tiefen Schweizer Jugendarbeitslosigkeit ablesen. Der betriebliche Teil der Ausbildung ist weitgehend selbsttragend, was dem System Legitimation und Stabilität verleiht. Doch die fortschreitende Globalisierung stellt die Schweizer Berufsbildung vor neue Herausforderungen.

Der Konjunktureinbruch von 2009 ging am Schweizer Lehrstellenmarkt fast spurlos vorbei Im August 2010 wurden von den Unternehmen 90'000 Lehrstellen angeboten. Damit konnte das Angebot in den letzten 10 Jahren um einen Viertel ausgeweitet werden. Dem stehen gut 80'000 Schulabgängern gegenüber. Rund 60'000 Jugendliche werden im nächsten Jahr eine Lehre beginnen.

Lehrstellen sind nicht mehr knapp, die Berufseinsteiger verfügen über eine Auswahl. Trotzdem hat sich der Lehrstellenmarkt ein Stück weit vom Arbeitsmarkt entfernt. Die Lehrlingsquoten (gemessen als Anzahl Lehrlinge pro hundert Erwerbstätige) liegt in den gewerblichen und industriellen Berufen (2000: 12) dreimal so hoch wie bei den Dienstleistungsberufen (2000: 4). Der Dienstleistungsbereich seinerseits wird vom «KV» und den Verkaufsberufen dominiert, es fehlen Angebote in innovativen und wachsenden Dienstleistungsbranchen (z.B. Beratung, ITC, Gesundheit) und aus dem innovativen und technologieintensiven Industriesektor.

Die Integrationskraft der Berufslehre geht zurück

Dieses strukturelle Ungleichgewicht verursacht volkswirtschaftliche Kosten. Am Eingang zur Berufsbildung hat sich eine «Warteschlange» gebildet, von der jeder dritte Lehrling betroffen ist. In der Schlange befinden sich nicht nur schwächere Schulabgänger Die Ursache liegt auch in den qualitativen Problemen des Lehrstellenmarktes. Zudem steigen die Anforderungen auch in der Berufsbildung. Dank der Flexibilität und Offenheit des Schweizer Arbeitsmarktes hat dies bisher nicht zu gravierenden Problemen geführt. Trotzdem besteht die Gefahr, dass die hohe Integrationskraft der Berufslehre zurückgeht. So müssen ehemalige Lehrlinge zunehmend kurze Phasen von Arbeitslosigkeit hinnehmen, Absolventen von weniger anspruchsvollen Lehren sind davon stärker betroffen; sie wechseln auch häufiger den Beruf.

Die Globalisierung setzt die Berufslehre unter Druck

Das Ungleichgewicht auf dem Lehrstellenmarkt ist auch eine Folge der Globalisierung Die Intensivierung der grenzüberschreitenden Arbeitsteilung führt zum Aufbrechen von nationalen Wertschöpfungsketten. Mit abnehmender Wertschöpfungstiefe werden die in der Schweiz verbleibenden Tätigkeiten spezialisierter und wissensintensiver. Die damit einhergehende Internationalisierung der Firmenlandschaft akzentuiert diese Entwicklung. Da sie mit der Berufslehre kaum vertraut, sind, ist es zudem schwieriger, ausländische Firmen als Lehrbetriebe zu gewinnen, Zahlreiche Studien belegen, dass internationale Vernetzungen die Ausbildungsbereitschaft tangieren.

Akuter Mangel an Hochqualifizierte

Die Öffnung des Schweizer Arbeitsmarktes in den letzten Jahren half vor allem, den eklatanten Mangel an Hochqualifizierten zu beheben. Zwei Drittel der 70'000 Zuwanderer des Jahres 2008 besitzen einen Hochschulabschluss. Dies belegt die starke Ausstrahlung des Standortes Schweiz, zeigt aber auch, wie wichtig es ist, dass die Schweiz ihr eigenes Begabungspotenzial optimal ausschöpft, denn eine Zuwanderung auf dem aktuellen Niveau wird auf Dauer nicht möglich sein.

Deshalb muss die Durchlässigkeit aus der beruflichen Grundbildung in die höhere Bildung verbessert werden Zwar ist sie institutionell gut verankert, der effektive Übergang ins Hochschulsystem vermochte die Erwartungen aber bisher nicht zuerfüllen Zum einen stösst die Berufsmatura in einem stark von Kosten-Nutzen-Überlegungen geprägten System an Grenzen. Die Quote stagniert seit einigen Jahren, ln den Ingenieurberufen ist sie leicht rückläufig, Zum anderen sind die Übertrittsquoten an die Fachhochschulen nachlassend, in einigen Fachrichtungen rekrutieren die Fachhochschulen ihre Studierenden zur Mehrheit aus gymnasialen Maturanden.

Was zu tun ist

erstärkte Anstrengungen sollten auf die Qualität des Lehrstellenangebots gerichtet werden. Kleine, innovative Firmen aus den Bereichen Beratung, ITC, Gesundheit und Biotechnologie sollten vermehrt als Lehrbetriebe gewonnen werden.

Durch eine Erweiterung der Allgemeinbildung konnten die Grundkompetenzen in Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaften gestärkt werden Zur Förderung der Mobilität sollte der Spezialisierunsgrad der 230 Berufsbilder reduziert werden. Das Kalkül der Lehrfirmen sollte sich wieder vermehrt langfristig ausrichten und der betriebliche Ausbildungsentscheid sollte nicht auf eine kurzfristige Kosten-Nutzen-Optik reduziert werden.

Quelle: Text Avenir Suisse , November 2010

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